Bauen

Der Abschnitt TassiloHof mit Innenhof der WelfenHöfe. (Foto: Bayerische Hausbau)

09.07.2010

Vielfalt und Nachhaltigkeit unter einem Dach

Baubeginn für die WelfenHöfe im Münchner Stadtteil Au-Haidhausen

Vor Kurzem wurde in München Au-Haidhausen von der Bayerischen Hausbau der Grundstein für das neue Stadtquartier WelfenHöfe gelegt. Der Komplex besteht aus fünf- bis sechsgeschossigen Gebäuden, die sich in einen Gewerbeteil sowie zwei Wohnkomplexe unterteilen und drei begrünte Innenhöfe umschließen. Die einzelnen Abschnitte tragen die Namen RegerHof, LöwenHof und TassiloHof. Die Architektur des Stadtquartiers WelfenHöfe entspringt der kreativen Zusammenarbeit der vier ausführenden Architektenbüros 03 Architekten, Hild und K, Peter Ebner and friends und Stefan Forster, wobei jedes Büro seine Handschrift einbringen konnte, erklärte Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Bau und Immobiliengruppe.
Das Stadtquartier zeigt sich ganz im Stil der umgebenden Gründerzeithäuser, mit einer durchgehenden Fassadenbebauung und großzügigen, begrünten Innenhöfen. Man habe „kein Produkt von der Stange kreiert“, so Büllesbach, „sondern eins, das hier herein passt“. Der östlich gelegene TassiloHof beherbergt eine Vielzahl an unterschiedlichen Wohneinheiten. 03 Architekten gelingt mittels der städtischen Fassade mit ihren dreidimensionalen Ausprägungen eine zeitgemäße Antwort auf die gründerzeitlichen Fassaden der Oberen Au. Der großzügige Innenhof durchbricht nach Osten hin diese Fassade und öffnet sich zum Tassilopark hin, der damit gleichsam zum erweiterten Teil des Quartiers und dadurch auch aufgewertet wird.
Die Nord- und Südriegel des westlich an den TassiloHof anschließenden LöwenHofs prägt der Stil des renommierten österreichischen Architekten Peter Ebner. Ihre markante Fassade mit dem gezackten Relief steht im Kontrast zu den West- und Ostriegeln aus der Feder des Frankfurter Architekten Stefan Forster. Diese zeichnen sich durch eine mit quadratischen Balkonelementen aufgelockerte Stirnseite aus. Aufgefangen wird die durch die Bauwerke insgesamt beherrschende Geometrie durch mäandernde Wege und grüne Bepflanzungen im Innenhof.
Den Abschluss des Stadtquartiers bildet der RegerHof, der den Gewerbeteil beherbergt. Dieser wurde von den Münchner Architekten Hild und K geplant und schafft in seiner Gestaltung eine Neuinterpretation der reliefierten Putzfassaden der Umgebung.
Urbanität fortsetzen
03 Architekten, bestehend aus Karin Schmid, Andreas Garkisch und Michael Wimmer, interessierte es, mit zeitgenössischen Mitteln wieder eine verbindliche städtische Architektur zu finden. Das einzelne Haus soll, egal ob es ein Wohn- oder Geschäftshaus ist, wieder eine städtische Fassade mit klar definierten Eingängen bekommen und damit seinen Beitrag zum Straßenraum und somit zum Stadtbild liefern. „Zudem sind gemischt genutzte Gebäude, die neben Wohnen auch Arbeiten, Läden oder Gastronomie beinhalten, von jeher ein klassischer Bestandteil der Stadt oder urbaner Architektur“, betonte Garkisch. Das Münchner Architekturbüro findet es wichtig, diese Urbanität fortzusetzen, weil nur so ein lebendiges Stadtviertel entstehen könne.
Das Baugebiet war bislang ein ungeordnetes Gewerbegebiet. Jetzt soll bis 2013 daraus eine Münchner Perle mit direkter Verbindung zum Viertel entstehen. Der Städtebau hat sich von Anfang an an der Nachbarbebauung, dem kleinen Quartier der Oberen Au, orientiert, erklären 03 Architekten. „Theodor Fischer ist es damals gelungen, mit dem Auerfeldplatz und dem Regerplatz beispielhaft die Ideen des romantischen Städtebaus von Camillo Sitte umzusetzen. Unser Städtebau, mit seinen Höfen und der straßenbegleitenden Bebauung entlang der Welfenstraße, führt Fischers Städtebau zu Ende“, erläuterte Garkisch. Damit bekomme das kleine Quartier der Oberen Au seinen Abschluss. Zusammen mit dem Angebot von Wohnungen, Arbeitsplätzen, Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten werde die Obere Au zu einem eigenständigen attraktiven Quartier mit belebten Plätzen und Straßen. Durch seine Nähe zur Innenstadt und Isar gewinne es seine ganz eigene Attraktion für ganz München, davon geht Garkisch aus.
Das Viertel Au/Haidhausen hat seinen ganz eigenen Charme. Dieser spiegelt sich in der Architektur der WelfenHöfe wider. 03 Architekten haben sich von Theodor Fischers Entwurf der Oberen Au inspirieren lassen. „Die Obere Au hat räumlich klar gefasste Plätze und Straßen, die zusätzlich durch Schulgebäude mit ihren für München typischen Türmen betont werden. Mit unseren Vor- und Rücksprüngen des gesamten Blocks und den Ecktürmen haben wir diese räumliche Vorstellung zeitgemäß umgesetzt. Die großen verschiedenen farbigen Putzbaukörper erzeugen gerade im Zusammenspiel mit den Platz- und Straßenbäumen eine wunderbare urbane Licht- und Raumstimmung, die den Charakter der Oberen Au ausmacht“, erklärte Schmid.
Bei der Fassadengestaltung haben sich 03 Architekten von den prismatischen Formen der expressiven, kubistischen Fassaden der 1920er Jahre inspirieren lassen, wie sie zum Beispiel auch an der Auerfeldstraße stehen. Wichtig war dem Architekturbüro dabei ein städtischer Ausdruck der Fassade, die die unterschiedlichen Funktionen zusammenfasst und bündelt, ohne die funktionale Differenzierung im Inneren an der Fassade zu thematisieren. „Relief der Stadt als Thema wird so verstanden, dass historische, städtische Putzfassaden meist nicht glatt sind, sondern fast immer ein Relief, beispielsweise Faschen, Gesimse oder Sockel haben, was für die Wahrnehmung der Gebäude in der Stadt wichtig ist.“ Thema für 03 Architekten ist es nun, dieses Relief zeitgemäß zu übersetzen, was sich in der kubistischen Ausbildung der Fassade abzeichnet.
Architektonische Spannung
Das Motto der WelfenHöfe lautet „Vielfalt in ihrer nachhaltigsten Form“, und diese Vielfalt erschließt sich bereits auf den ersten Blick. Aufgrund der Gestaltung durch vier unterschiedliche Architektenbüros erreicht das Stadtquartier eine interessante architektonische Spannung. Vielfalt begreift der Bauträger jedoch auch als Zusammenspiel zwischen den Aspekten Wohnen, Leben und Arbeiten, die sich in den WelfenHöfen in perfekter Symbiose zeigen. Das Stadtquartier umfasst einen Gewerbeteil mit Büro- und Einzelhandelsflächen, Eigentums- und Mietwohnungen sowie zwei Kindertagesstätten und integriert einen Supermarkt.
Dabei legt die Bayerische Hausbau Wert darauf, dass der Komplex nicht zu einem für sich stehenden Teil des Viertels Au-Haidhausen wird, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Wohnungs- und Dienstleistungsangebot bildet. Neben freifinanzierten Wohnungen und Stadthäusern gehören daher auch einkommensorientiert gefördertes Wohnen und Wohnen im München Modell dazu. Die Quadratmeterpreise liegen etwa zwischen 3100 und 6300Euro, sagte Büllesbach.
Ökologie, Ökonomie und Soziokultur sind drei Felder mit unterschiedlichen Ansprüchen, die die Bayerische Hausbau mit dem neuen Stadtquartier intensiv verfolgt. So übertreffen die WelfenHöfe die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV 2009). Der Gewerbeteil im westlich gelegenen RegerHof mit insgesamt etwa 8900 Quadratmetern Büro- und rund 2200 Quadratmetern Einzelhandelsfläche wurde daher bereits im letzten Jahr mit dem Vorzertifikat des Deutschen Gütesiegels für nachhaltiges Bauen in Silber ausgezeichnet. In den Wohneinheiten sorgt eine kontrollierte Wohnraumbe- und -entlüftung mit Wärmerückgewinnung für ein angenehmes Raumklima, erklärte Schmid.
Der soziokulturelle Aspekt der Nachhaltigkeit findet in den WelfenHöfen nicht nur durch die breite Mischung der Wohnformen statt, die von Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen bis hin zu Penthouses und Stadthäusern reichen. Mit den Kindertagesstätten, der Aufwertung des im Osten unmittelbar angrenzenden Tassiloplatzes und dem integrierten Supermarkt schaffen die WelfenHöfe einen Ort, der Offenheit und Geborgenheit zugleich in Einem vereint, so Büllesbach.
Der Verkauf der Wohnungen läuft laut Büllesbach hervorragend. Von den derzeit 78 angebotenen Wohneinheiten im LöwenHof seien nur noch eine Handvoll verfügbar. Auch für den TassiloHof mit 139 Wohneinheiten, verzeichne man ein überwältigendes Interesse mit jeder Menge Vorreservierungen, wie Büllesbach erklärte.
> friedrich H. Hettler

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