Beruf & Karriere

Wenn ältere Mitarbeiter aus dem Arbeitsleben ausscheiden, geht bisher oft Wissen verloren. (Foto: dpa)

07.04.2017

Demografie muss Chefsache werden

Der Altersdurchschnitt in Verwaltungen wächst – was Vorgesetzte jetzt unternehmen müssen

Wie geht man am besten mit älteren Mitarbeitern um? Darüber ist auch im kommunalen Bereich zu wenig bekannt. Dabei müsste in einer alternden Gesellschaft der demografische Wandel deutlich stärker im Fokus stehen, und Mitarbeiter müssten entsprechend geschult werden – nicht nur in der obersten Führungsetage. Auf der bundespolitischen Agenda hat die Auseinandersetzung mit den demografischen Fragestellungen bereits eine lange Tradition und wird gerne zur Chefsache erklärt. So auch im März 2017, als Bundesinnenminister Thomas de Maizière ausgewählte Teilnehmer zum Demografiegipfel 2017 der Bundesregierung nach Berlin eingeladen hatte. Zusammenhalt stärken – Verantwortung übernehmen lautete das Motto der Veranstaltung, an der auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm. Im Mittelpunkt standen die Ergebnisse der Tätigkeiten von zehn Arbeitsgruppen, die sich strategisch wie operativ mit unterschiedlichen demografischen Handlungsfeldern beschäftigen. Ein 84-seitiger Berichtsband dokumentiert dies unter der Überschrift "Jedes Alter zählt". Neben Vertretern aller staatlichen Ebenen und der Sozialpartner gehören den Arbeitsgruppen Experten aus Verbänden und der Wissenschaft an.

Im Abschlussbericht an zehnter und letzter Stelle sind die Erkenntnisse zu finden, die direkt den öffentlichen Dienst „als attraktiven und modernen Arbeitgeber“ betreffen. Bezugnehmend wurden 16 Projekte initiiert, die sich an vorab definierten Leitzielen orientieren. Dazu gehört: „[...] die Verwaltungen bei ihrer Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften unterstützen und [...] das Wissen und die Kompetenzen der Beschäftigten optimal fördern (Leitziel 1), den Beruf mit den individuellen, familiären Lebensentwürfen der Beschäftigten im Gleichgewicht halten (Leitziel 2), die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten erhalten (Leitziel 3).“ Insofern geht es insbesondere um zwei der „großen“ Handlungsfelder, die im Kontext des demografischen Wandels immer wieder Beachtung finden – oder Beachtung finden sollten: Wissen und Qualifikation sowie Gesundheit im weiteren Sinne.

Um Wissens- und Gesundheitsmanagement kommt keiner herum

Auch seitens der bayerischen Staatsregierung liegt seit einiger Zeit ein 50-seitiger Aktionsplan vor, der sich mit Anforderungen und Handlungsoptionen des demografischen Wandels auseinandersetzt. Unter dem Titel "Aufbruch Bayern" werden hier eher die Anforderungen aus Perspektive der Gesellschafts- und Bevölkerungsentwicklung fokussiert.

Angesichts der Flut von strategischen Ansätzen und Konzepten bis hin zu umfassenden Handlungsanweisungen stellt sich für die Verantwortlichen gerade im kommunalen Bereich die Frage, wo die individuell wirksamen Stellschrauben liegen und wie beziehungsweise wohin diese zu bewegen sind.

Klar dürfte sein, dass um die Themen Wissensmanagement und Gesundheitsmanagement niemand herumkommt. Hier wiederum liegt es auf der Hand, dass ohne ein solides analytisches Fundament jegliche Maßnahmen und Aktivitäten quasi freischwebend verbleiben würden und nicht innerhalb einer vernünftig angepassten Strategie verortet werden können. Im Zuge der erwähnten bundesweiten Arbeitsgruppe, die sich mit der Stärkung der Verwaltung als Arbeitgeber beschäftigt hat, wurde beispielsweise eine ressortweite Personalbedarfsanalyse als erster Projektschritt implementiert. „Mithilfe dieser Personalbedarfsanalysen lässt sich bestimmen, in welchen Aufgabenbereichen Personal aufgrund der Altersabgänge wann und mit wem nachbesetzt werden muss. Damit können die Ressorts nun behördenspezifisch und eigenverantwortlich sowohl ihre jeweiligen Altersstrukturen ermitteln als auch ihre mittelfristigen Personalbedarfe aufgrund der Altersabgänge erkennen“, so der Bericht. In einem nächsten Schritt würde „die Methodik für Altersstrukturanalysen zusätzlich um die Komponente ’Jobfamilie’ erweitert“. Dadurch lässt sich der Nachbesetzungsbedarf für konkrete Tätigkeiten nicht nur innerhalb der benötigten Berufsgruppe, sondern über unterschiedliche Ressorts hinweg bestimmen.

Das Beispiel zeigt zwei Aspekte: Für nahezu jede Aufgabenstellung stehen mittlerweile passgenaue Methoden und „Tools“ zur Verfügung. Allerdings erfordert deren Auswahl und Einsatz geeignete Ressourcen, sprich Zeit und Sachverstand. Insofern tun die Verantwortlichen in den Verwaltungen gut daran, hier als Allererstes anzusetzen. Es gilt, die Priorität für den Umgang mit Demografie-Themen wie Wissensmanagement und Gesundheitsmanagement ernsthaft einzuräumen und die erforderliche Qualifizierung bei vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern. In jeder verantwortungsbewussten Verwaltung muss das Thema letztlich „Chefsache“ sein – jedoch nicht auf die obere Führungsebene beschränkt bleiben. (Frank Beck)

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