Beruf & Karriere

Wenn im Flurfunk Gerüchte entstehen, sollten Führungskräfte nachhaken. (Foto: dpa)

12.01.2018

Die richtigen Vorsätze für gute Führung

Mit der zunehmend komplexeren Berufswelt verändern sich die Anforderungen an Chefs

Viele sind mit dem Wunsch ins neue Jahr gestartet, manches zu verändern oder neu anzupacken. Wo es um Führungsaufgaben geht, können sich gute Vorsätze besonders lohnen – falls sie an der richtigen Stelle ansetzen.
Fast jeder, egal ob Chef oder Mitarbeiter, geht heute davon aus, dass die Digitalisierung weitreichende und kaum absehbare Folgen für die Arbeitswelt mit sich bringt. Wie damit konkret umzugehen ist, wissen allerdings die wenigsten. Der Begriff der „VUKA-Welt“ gehört in Führungskreisen mittlerweile zum Standardrepertoire und bringt so manche gestandene Führungskraft ins Schwitzen. VUKA steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – gemeint sind damit veränderte Rahmenbedingungen, die das Handeln von Unternehmen und Organisationen mehr oder weniger stark beeinflussen und bislang gut funktionierende Muster in Frage stellen. Dies gilt nicht zuletzt für das Verständnis von Führung: Das klassische Kaskadieren von Entscheidungen top-down und ein linear-zielorientiertes Vorgehen, das sich vor allem an hierarchischen Positionen orientiert, kommen gerade dort an ihre Grenzen, wo strategische Lösungen für die aktuellen Herausforderungen nicht mehr vom Management und einem engen Führungskreis allein erarbeitet und vorgegeben werden können. Bevor in den Kaffeeküchen häufiger die Frage gestellt wird, wie es wohl weitergeht mit dem eigenen Arbeitsplatz und im Flurfunk Gerüchte um die Zukunft des Unternehmens zum Hauptprogramm werden, sollten die Führungskräfte ihre Agenda kritisch prüfen und die eigene Rolle im Umgang mit ihrer Mannschaft hinterfragen. Vorgefertigte Kommunikationshülsen oder plakative Patentlösungen, die nach Unternehmensberatung riechen, sind hier wenig erfolgversprechend.

Das Vertrauen in die Fähigkeiten aller stärken

Viele Führungskräfte bemessen ihren persönlichen Erfolg an der Souveränität, mit der sie Lösungen vorgeben können und sehen sich gerne als Dirigent im Zusammenspiel der Fachkräfte, die ihnen zuarbeiten. Was Sinn macht, entscheiden letztlich sie und ziehen entsprechend die Strippen. Eine solche Haltung wird im Wandel zur VUKA-Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Stolperfalle. Wie versiert und erfahren eine Führungskraft auch sein mag – wo Problemstellungen und Wettbewerbsanforderungen oft noch gar nicht umfänglich bekannt sind, wenn sie bereits anfangen, sich auszuwirken, kann niemand alles im Blick haben und sinnvolle Entscheidungen top-down treffen. Vielmehr gilt es, einer paradoxen Aufgabe gerecht zu werden: Sicherheit und Vertrauen zu fördern, obwohl man selbst quasi im Nebel steht und mühsam nach Orientierung sucht.

Die gute Nachricht: In jeder Organisation stecken ungeahnte Fähigkeiten, mit solchen Herausforderungen fertig zu werden und konstruktive Lösungen zu entwickeln. Die Voraussetzung dafür, dass dies in der Praxis funktioniert, ist zuallererst ein gemeinsamer Nenner, der von allen erkannt und anerkannt wird. Bernhard Krusche, renommierter Experte im Bereich der systemischen Organisationsentwicklung, spricht in diesem Zusammenhang von „sense making“. Demnach ermöglicht Führung im besten Fall einen kollektiven Sinn, der sich aus dem Blickwinkel der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso erschließt wie aus der Perspektive des Managements. Die Strapazen eines anstehenden Veränderungsprozesses lassen sich am ehesten meistern, wenn daran ein persönlicher Anspruch geknüpft wird. Wer schon einmal den Vorsatz gefasst hat, vom Couch-Potato zum Jogger zu werden, ist mit den emotionalen Anforderungen eines solchen Vorhabens bestens vertraut. Spüren die Mitarbeiter hingegen keinen Sinn, der nach ihrem Verständnis Sicherheit und Vertrauen ermöglicht, bleibt jedes methodisch noch so perfektionierte Führungsverhalten zwangsläufig hinter seinen Erwartungen zurück.

Wie kann nun ein konkreter Vorsatz aussehen, der den Jobstart ins Neue Jahr begleitet? Wer als Führungskraft unterwegs ist, kann mit einer einfachen Übung beginnen und viel gewinnen: Gegen Ende möglichst jeden Arbeitstages steht ein kurzer Rückblick, mit welcher Haltung man die unterschiedlichen aktuellen Situationen im Team, in den laufenden Gremien oder anderen Kontexten absolviert hat – offen und neugierig auf die Sicht der anderen oder fokussiert und festgelegt auf die eigene Meinung, die man sich vorher gebildet hat. Bereits ein paar Minuten regelmäßiger Reflektion darüber verändern ganz automatisch das eigene Verhalten. Als Mitglied eines Teams kann man ähnlich vorgehen. Im Mittelpunkt steht dann eher die Frage, inwieweit man sich auf einen gemeinsamen Sinn einlassen kann und möchte. Denn wie beim Tanzen gilt: Wenn alle führen würden, käme man vielleicht in Bewegung, aber eher schlecht als recht um die Runden. (Frank Beck)

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