Beruf & Karriere

Gründer aus dem Bereich „Internet der Dinge“ sind derzeit begehrt. (Foto: dpa)

11.05.2018

"Fehler sind die besten Lehrmeister"

Christian Lindener vom Verband Deutsche Startups über gelungene Gründungen, die Datenschutzgrundverordnung und den Umgang mit Rückschlägen

Christian Lindener gehört zu den bayerischen Regionalleitern des Bundesverbands Deutsche Startups. Im BSZ-Interview warnt er vor typischen Gründerfehlern, vor einem zu lockeren Umgang mit der strengen Datenschutzgrundverordnung und davor, Sicherheitslücken auf die leichte Schulter zu nehmen. BSZ: Herr Lindener, was ist bei der Gründung eines Startups der häufigste Fehler?
Christian Lindener: Aus Zeitgründen die falschen Leute anstellen. „Right person, right seat“ muss die Devise sein. Außerdem zu viele Sachen auf einmal machen und am Anfang nicht auf das Produkt fokussieren.

BSZ: Kredite, Gelder von Business-Angeln oder Crowdfunding-Töpfen: Wie gelingt eine solide Finanzierung?
Lindener: Am besten aus dem eigenen Cashflow. Ansonsten geben auch staatliche Hilfen wie EXIST und ähnliche Förderungen Hilfestellungen. Danach kann ein Accelerator hilfreich sein – Business Angels nur, wenn sie ein Netzwerk mitbringen.

BSZ: Rechtsform, Finanztipps und Steuerfallen: Wo können sich Gründer Hilfe holen?

Lindener: Auch hier helfen universitäre Institutionen wie die UnternehmerTUM, LMUEC oder das Strascheg Center. Auch Acceleratoren verfügen über Experten. Am besten aber das eigene Netzwerk auf gründungserfahrene Personen prüfen.

BSZ: Finanzen, Teambuilding, schnelles Wachstum, agile Produktentwicklung: Worauf sollte man zu Beginn den Fokus legen?
Lindener: Auf eine agile Produktentwicklung für ein schnelles „Go To Market“ und erste zahlende Kunden.

BSZ: Kann durch eine gute Zeitplanung die Work-Life-Balance erhalten werden oder leidet am Anfang immer das Privatleben?
Lindener: Gründer haben Leidenschaft und die macht keinen Feierabend.

BSZ: Oha! Und wie wichtig sind regelmäßige Feedbackgespräche?
Lindener: Sehr wichtig! Oft werden sie aber wegen Zeit- und Finanzdruck wegpriorisiert. Nicht jeder Mitarbeiter ist für ein Startup gemacht: Der Druck ist enorm, der Verdienst sehr klein.

BSZ: Wie umgehen mit Rückschlägen?
Lindener: Aufstehen und weitermachen, Fehler sind die besten Lehrmeister.

BSZ: Sicherheit bleibt dabei oft auf der Strecke: Worauf sollten Startups achten, um Sicherheitslücken zu vermeiden?

Lindener: Ich empfehle eine gute Versicherung von Anfang an. Im Schadensfall sollte man zumindest bei legalen Lücken einen Experten zu Rate ziehen, das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.

BSZ: Ende Mai tritt die Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Was bedeutet das für Startups?
Lindener: Kundendaten, Gespräche und sensitive Daten müssen sicher sein. Kunden oder Arbeitnehmer müssen auch bei technischen Ausfällen möglichst schnell wieder auf ihre personenbezogenen Daten zugreifen können. Sollte es dennoch zum Beispiel zu einem Datenleck kommen, muss dies binnen 72 Stunden gemeldet werden – das war in dieser strengen Form beim Bundesdatenschutzgesetz nicht der Fall. Gründer sollten sich also über den Aufwand, der ab 25. Mai auf sie zukommen kann, schon jetzt im Klaren sein.

BSZ: Sie haben mit Ihrem Unternehmen Wayra ein neues Modell der Startup-Förderung erfunden. Worum handelt es sich dabei?

Lindener: Wir nennen es das Venture Client Modell. Wenn es die Technologie ist, die uns interessiert, brauchen wir einen starken „value proposition“ für die Gründer. Wir suchen nur noch Technologien, die für unseren Telefonica Konzern entscheidend sein können: das Internet der Dinge, Advanced Data Analytics, Künstliche Intelligenz und Cybersecurity. Die Teams bekommen dann ein reales bezahltes Projekt. Sollten sie dann strategisch wichtig für uns geworden sein, haben wir die Möglichkeit, bis zu 350 000 Euro zu investieren. So bekommen wir die besten Tech-Teams für uns und können am meisten Mehrwert stiften.

BSZ: Was war Ihr prägendstes Erlebnis als Gründer?
Lindener: Eine Insolvenz anmelden, den eigenen Traum begraben und das Team zu entlassen.
(Interview: David Lohmann)

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