Freizeit und Reise

Skyline von Singapur bei Nacht. (Foto: Mayring)

19.10.2017

Glitzerwelt und „grüne Hölle“

Singapur hat viele Gesichter und zeigt sich hypermodern

Das mit dem Kaugummiverbot und den blitzblanken Straßen gilt zwar noch immer in Singapur, doch die quirlige Tropenstadt hat sich in den letzten Jahren ganz schön verjüngt. Unsere erste Nacht in der asiatischen Metropole zwischen Malaysia und Indonesien, wer denkt da schon an Schlafen, wenn einem eine Bootstour auf dem Singapur River, die Stadt bei Nacht verspricht. Welch ein Glück, dass wir Tan Khey Cheow, unseren Guide dabei haben, der uns ortskundig durch die sehr lebendige City führt. In Windeseile winkt er im 2500 Quadratmeter großen Merlion Park ein Riverboat herbei und wir gleiten zu später Stunde durch die bunte Glitzerwelt. Um uns herum hell erleuchtete Wolkenkratzer, Bars und aus den voll besetzten Restaurants tönt lautes Gelächter.
Hoch und höher ragt die extravagante Architektur in den Nachthimmel. Sie dominiert und belebt mit ihrer modernen Lichttechnik die Skyline der Stadt und kreiert eine einzigartige Atmosphäre von Luxus, Lebensfreude und Vitalität. Was heute im hellen Glanz erstrahlt, war nicht immer so prachtvoll. Die Vorzeigemetropole hat ihre Eigenständigkeit als kultureller Schmelztiegel und florierende Handelsoase über die Jahrhunderte schwer erkämpft. Nach erheblichen inneren Unruhen erlangte Singapur 1965 seine Souveränität. Doch von da an war noch lange nicht alles paletti. Denn dem Stadtstaat fehlten die Ressourcen und Rohstoffe. Auch die hohe Arbeitslosigkeit musste erst mal reduziert werden. Nach und nach bewältigte man die Schwierigkeiten, nicht selten mit strengen Gesetzen gegen Korruption und Kriminalität.
Aber auch indem man mit den vielen verschiedenen Ethnien und ihren politischen Gegensätzlichkeiten tolerant und geschickt politisch verhandelte, um den Inselstaat zum wichtigen Knotenpunkt auszubauen. Eine stabile Marktlage und das Anwachsen zum zweitgrößten Finanzmarkt im asiatischen Raum nach Hongkong, zieht Investoren an und lässt Singapur boomen. Dennoch gibt es noch immer vier Amtssprachen im Stadtstaat und Chinesen, Malaien, Inder und Europäer, sie wollen alle ein Stück vom großen Kuchen. Wenn sich rund um das Südchinesische Meer viel verändert hat, eines ist mit Sicherheit gleich geblieben, die Liebe zum Tee. Damit das auch so bleibt gibt es in Singapur traditionelle Teehäuser, die beste Qualität verkaufen und zugleich das Ritual des Trinkens demonstrieren. In einem davon zelebriert der Zeremonienmeister Patrick Kany diese Kunst, die bereits Jahrtausende überdauert hat. Er demonstriert, wie die Tassen und die Teekanne zu halten sind. Nachdem er die Trinkgefäße und die Kanne gereinigt hat, gießt er mit kunstvollen Handbewegungen in einen großen, gusseisernen Pott das heiße Wasser über die Teeblätter und lässt den Tee je nach Sorte ziehen. „Der erste Aufguss ist nur zum Riechen und wird nicht getrunken“, erklärt der Meister. Erst beim zweiten Aufguss kommen wir in den Genuss des feinen Geschmacks, der sich mit den folgenden Aufgüssen immer wieder verändert.

Skywalk über Pflanzenparadies

Dass zwischen den hypermodernen Hochhausschluchten und den vielspurigen Autobahnen die Natur nicht zu kurz kommt, bietet die Stadt eine Menge Grünzonen in allen Facetten, die ganz unterschiedlich das Stadtbild auflockern, bereichern und nicht zuletzt für eine Verbesserung der Luft sorgen. Im Fort Canning Park, mitten in der Stadt gelegen, dem ersten Gouverneurssitz, grünt und blüht es überall. Auf dem hügeligen Rasenterrain ragen gigantische Tropenbäume in den Himmel. Tan zeigt uns den sogenannten Kanonenbaum, dessen Früchte tatsächlich wie Kanonenkugeln aussehen. Wohl niemand von uns wusste wie ein Muskatnussbaum, eine Ingwer- oder Curcumapflanze, Zitronengras oder ein Zimtbaum aussehen. Statt in Gewürzdosen sehen wir, wie asiatische Gewürze in der Natur wachsen. Über 100 verschiedene Pflanzenarten werden gezeigt. Eine weitere „grüne Hölle“ mit dem Namen „Gardens by the Bay“ erstreckt sich im Marina Bereich und ist mit einer Fläche von 54 Hektar der größte botanische Garten der Welt. Künstliche Supertrees überragen mit 30 Metern das Gelände. Fast endlos laufen wir durch riesige Gewächshäuser mit Pflanzen aus allen vier Klimazonen der Welt. Wir bestaunen Baumgiganten, edle Orchideen und seltene Kakteen. Während sich im „Flower Dome“ die mediterranen Bougainvillea, Jasmin oder Orleander duftend und bunt präsentieren, rauscht im „cloud Forest“ ein 35 Meter hoher Wasserfall nach unten und im sogenannten Nebelwald wachsen subtropische Pflanzen in Hülle und Fülle. Über einen Skywalk und Hängebrücken können wir das Pflanzenparadies entdecken und in der feucht, tropischen Luft kommt so richtiges Dschungelgefühl auf. In Singapur excellente und hochpreisige Lokale zu finden ist nicht schwer. Doch Tan möchte uns zu einem typischen Markt führen, wo all die Spezialitäten frisch gekocht oder gegrillt zubereitet werden und sich auch die Einheimischen gerne treffen. Es ist der Lau Pa Sat Festival Market. Eine offene gusseiserne Halle aus dem letzten Jahrhundert liegt inmitten des Bankenviertels. Wenn es dunkel wird strömen die Besucher aus den angrenzenden Vierteln an die Grillstände, um sich zum Beispiel zehn cross geröstete Satéspieße mit Garnelen oder Rindfleisch zu holen. Dazu offeriert der Küchenchef eine scharfe, dunkle Soße. Ebenso empfiehlt Tan Huhn mit Reis, Nasi Goreng oder Nudelsuppe und Pfannkuchen. Lau Pa Sat unter freiem Himmel oder in der luftigen Halle wird von allen Besuchern regelrecht zelebriert. Ob alleine oder mit der ganzen Familie, der Schlemmermarkt ist bis tief in die Nacht voll besetzt und man schätzt die preisgünstigen und pikanten Mahlzeiten sowie die angenehmen, nächtlichen Temperaturen. Bevor wir ins zentral gelegene Stadthotel Pan Pacific mit Blick auf die Marina der Stadt zurückkehren, zieht es uns nochmal zum speienden Merlion am Singapur River. Halb Löwe, halb Fisch gab er der Stadt ihren Namen, denn Singa-pura heißt Löwenstadt. Mit einer Höhe von 8,60 Metern und 70 Tonnen schwer, ist er das berühmte Wahrzeichen von Singapur, das für Glück und Reichtum steht, solange die Wasserfontäne sprüht. (Eva-Maria Mayring) (Skywalk und Supertrees sowie die grüne Dschungelwelt in "Gardens by the Bay"; Besuch auf dem Schlemmermarkt Lau Pa Sat - Fotos: Mayring)

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