Freizeit und Reise

Ein Trockenhaus für Tabakblätter. (Foto: Gabi Dräger)

24.05.2017

Tabak, Rum und Dolce Vita

Kuba: Die Karibikinsel steht noch immer für Lebensfreude und Leichtigkeit

Havanna, die quirlige Hauptstadt Kubas, ist die richtige Einstimmung auf Kuba. Mit einer Cadillac-Rundfahrt, natürlich in einem Cabrio, entdeckt man die Hauptstadt Kubas auf einen Streich – den riesengroßen Platz der Revolution, das Revolutionsmuseum, das Hotel Ambos Mundo, in dem Hemingway gelebt hat, die Kathedrale, das verschnörkelte Theater, das prächtige Kapitol, der Malecón und die weltberühmte Uferstraße. Im bequemen Reisebus geht es Richtung Viñales. Während der Fahrt dominieren Königspalmen die Landschaft. Majestätisch und schlank reckt sich die Königspalme bis zu 40 Meter in die Höhe; sie wurde ehrenvoll im Landeswappen aufgenommen. Die Fasspalme dagegen macht ihrem Namen alle Ehre, sie sieht plump und schwanger aus. Tabak-, Zuckerrohr-, Bananen-, Mango- und Maniokanfelder und -plantagen säumen die Autobahn. Neben Pferdekutschen, Fahrrädern, Mopeds, Menschen und freilaufenden Hühnern befinden sich nur wenige Autos auf der Straße. Von Bäumen aus beobachten einige Truthahngeier das Treiben gelassen.
An einer Raststätte gibt es zum kleinen starken Kaffee statt Zucker ein Stück Zuckerrohr, das süßt und ist zugleich der Löffel zum Umrühren. Mit Nico, dem Reiseleiter, und Aidyl, der Reiseleiterin aus Kuba, wird es nie langweilig. Lange Busstrecken nutzt Nico zum Crashkurs über die Geschichte und Musik Kubas. Aidyl ist immer hilfsbereit und lustig. Das Beste an der Rundreise ist jedoch: Jeden Tag ist Sommer. Viñales mit seinen verkarsteten buckligen Bergen, den „Mogotes“, gehört mit zu den schönsten Regionen in Kuba. Die Erosion hat den Kalk in Millionen Jahren geformt. Die Buckel sehen aus wie die Panzer riesiger Schildkröten, die mit Grün überwuchert sind. Im Inneren gibt es viele Höhlen, in denen konnten sich früher die Seeräuber und später die Revolutionäre verstecken.
Zuerst geht es zu einer kleinen Wanderung im Nationalpark. Hin und wieder kann man winzige Kolibris entdecken. Wer Glück hat, sieht auch den kleinsten Kolibri, die Bienenelfe, die nur so groß wie eine Hummel ist. Es ist beruhigend: Die Schlangen auf Kuba sind nicht giftig. Die bemalten Felswände „Mural de la Prehistoria“, die Evolutionsgeschichte, sind auf einer Fläche von 120 x 180 Metern dargestellt. Ein Schüler von Diego Rivera hat die Arbeit entworfen und 1960 vollendet. So kann man in dem Felsengemälde Wasserschnecken, Dinos, Säugetiere und Menschen entdecken. Aufgrund der Witterung muss die Malerei jedoch alle fünf Jahre aufgefrischt werden. Der Ort Viñales mit seinen 4000 Einwohnern, ist ein bisschen verschlafen, hier gehen die Uhren anders. Am Nachmittag sitzt man auf dem großen Platz vor der Kirche in der Sonne. Die Shoppingfreaks kommen auf dem kleinen Handwerksmarkt auf ihre Kosten. Das Hotel Eremita liegt auf einem Hügel vor Viñales mit Blick auf die Berge. Jedes Zimmer hat eine Hollywoodschaukel zum Entspannen auf der Terrasse. Hier kann man die unendliche Ruhe genießen. Der Sonnenuntergang über den Bergen ist jeden Abend spektakulär und wird mit einem Mojito zelebriert.
Die Insel Cayo Levisa ist auf einem Korallenriff gewachsen – ein Tauchparadies also. Und schon die einstündige Fahrt mit dem Boot ist ein Genuss. Kuba zeigt sich immer wieder von einer anderen Seite. Auf einem Holzsteg geht es durch Mangrovensümpfe zum kilometerlangen weißen Sandstrand. Schirme und Liegen stehen bereit. Natürlich läuft man zuerst in das türkisfarbene Wasser, das 25 Grad warm ist. Cayo Levisa ist Karibik wie im Bilderbuch, hier kommt ein Feeling wie in der Bacardi-Werbung auf. Und schon lockt wieder das Meer. Der kanarische Anwalt Tomás Felipe Camacho hat zu Ehren seiner Tochter Pilar, die während der Geburt gestorben ist, den Orchideengarten bei Soroa in Pinar del Rio gegründet. Es gibt über 800 verschiedene Orchideenarten aus aller Welt, davon sind 200 endemisch, die nur auf Kuba vorkommen. Die Blütenpracht ist so beeindruckend, dass die Kameras der Besucher dauernd klicken. Hemingway hat den Orchideengarten oft besucht, denn er war ein guter Freund von Camacho.
Ein gedeckter Tisch unter Bäumen im Garten. Odalys serviert in ihrem Paladar Languste, gegrilltes Huhn und das Nationalgericht „Ropa vieja“ , das ist gekochtes Rindfleisch in einer pikanten Soße. Dazu werden Avocado, Tomaten, Yuca (Maniok) und Reis mit schwarzen Bohnen gereicht. Bei den selbstgemachten Kochbananen-Chips kann man sich kaum einbremsen, sie schmecken köstlich. Zum Dessert kommt neben Melone, Mango und Guaven noch eine Kokoscreme. Nach dem Essen wird in Kuba immer ein starker Kaffee serviert. Die kubanische Küche ist gute Hausmannskost, keine Gourmetküche. Odalys Gonalez Alvarez betreibt schon seit fünf Jahren mit ihrer Familie das kleine Restaurant. Seit 2008 dürfen Kubaner kleine private Restaurants haben und auch Zimmer vermieten.

Der Meister des Son

Cienfuegos ist eine moderne Stadt, die durch den Hafen reich geworden ist. Das Geld kam mit dem Zuckerrohr. Heute stehen hier große Raffinerien, die für Venezuela das Erdöl verarbeiten. Die Altstadt ist sehenswert; sie gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. In Cienfuego Downtown wird im „Teatro Tomás Terry“ gerade ein Stück geprobt. Hier spielten schon Sara Bernhardt und Enrico Caruso. Um die Ecke gibt es einen „Rapido“, das ist der kubanische McDonalds, so müssen die jungen Kubaner nicht auf einen Burger verzichten. Der „Palacio de Valle“ am Meer ist eine Mischung aus maurischem und venezianischem Stil. Ein reicher Zuckerrohrbaron ließ ihn bauen. Das Haus ging durch mehrere Hände reicher Leute, heute ist es ein edles Restaurant. Der Kubaner Benny Moré hat die Stadt berühmt gemacht. Er spielte hauptsächlich Son, Mambo und Bolero. Er wurde als ältestes von 18 Kindern in Zentralkuba geboren. Schon als Kind lernte er Gitarre spielen und mit zwanzig trat er regelmäßig in Bars und Cafés in Havanna auf. Nach fünf Jahren in Mexiko kehrte er nach Havanna zurück und spielte mit der Gruppe „Banda Gigante“. Sie traten in Venezuela, Jamaika, Haiti, Kolumbien, Panama, Mexiko und den USA auf. Benny Moré blieb nach der kubanischen Revolution in Kuba und starb im Alter von nur 43 Jahren an Krebs. Zu seinem Gedenken findet jedes Jahr im September in Cienfuegos ein Festival statt. Auf der Hauptstraße steht eine lebensgroße Bronzefigur von Benny Moré, dem besten Son-Musiker aller Zeiten.
Der älteste botanische Garten in Kuba ist bei Cienfuegos. Er wurde 1901 von Edwin Atkin, einem Amerikaner, gegründet. Der Garten hat 2300 tropische und subtropische Pflanzen und ist auf Bäume spezialisiert. Neun Jahre hat Atkin weltweit für seinen Garten gesammelt. Heute besteht der Garten aus über 300 Palmen-, 25 Bambus- und 80 Ficus-Arten. Der Nationalbaum, die Königspalme, ist der wichtigste Baum in Kuba. Gummibäume, die in deutschen Wohnzimmern stehen, wachsen hier zu Baumgröße heran. Es gibt so ausgefallene Bäume wie den Salamibaum, dessen Früchte die Form einer Salami haben. Die Frucht des Paranussbaumes ist bis zu 16 Zentimeter im Durchmesser groß. Jede Frucht enthält in einer harten Schale zehn bis 25 Paranüsse. In der kubanischen Stadt Trinidad braucht man unbedingt bequeme Schuhe für die holprigen gepflasterten Straßen. Man fühlt sich ins 18. Jahrhundert versetzt, denn die Architektur der Kolonialzeit ist erhalten geblieben. In der Innenstadt dürfen keine Autos fahren. Es gibt nur zweistöckige und in kräftigen Farben bemalte Häuser. Besonders schön sind die fantasievollen Verzierungen der Fenster- und Türgitter. Das Zentrum Trinidads reiht sich um den Park mit Palmen, weißen Zäunen und Bänken. In vielen kleinen Bars und Cafés wird Musik gespielt. Die neobarocke Kirche am Hauptplatz bietet Unterschlupf bei Hurrikan. Eine angenehme Unterbrechung bei der Sightseeing-Tour ist ein „La Chandranchara“, ein Honigcocktail – natürlich mit Musik, denn ohne Musik geht in Kuba nichts. Doch der Hauptanziehungspunkt am Abend ist die „Escalera“, die Treppe, die jeden Abend mit den Klängen von Salsa und Rumba vibriert. Man zahlt Eintritt und bestellt einen Drink. Bei der Musik kann man einfach nicht still sitzen bleiben. Man bewegt sich im Rhythmus oder tanzt gleich auf der großen Tanzfläche mit.
Das Publikum sind Junge, Alte, Familien mit Kindern und Touristen. Neidvoll muss man erkennen, dass die kleinen kubanischen Mädchen beim Tanzen schon den perfekten Hüftschwung draufhaben. Auffallend ist, dass die kubanischen Frauen alle perfekt gestylt sind. Eine Kubanerin, die was auf sich hält, geht nicht ohne Make-up aus dem Haus. Das „Casa de la Trova“ ist der Musiktreffpunkt in Trinidad. Hier werden bei einer Vorstellung die verschiedenen Instrumente zur Musik des Son erklärt und gespielt. Nicht erschrecken, wenn nachts direkt vor dem Bungalow ein Schmatzen zu hören ist: In der Hotelanlage stehen vierbeinige Rasenmäher – das sind Pferde, die hier grasen.
Viele Kubaner sind Anhänger der Santería. Sie suchen Rat bei einem Babalao, einem Priester der Santería. Diesen Kult brachten die Sklaven nach Kuba. Der ist heute eine Verbindung der afrikanischen Götter mit dem Glauben der katholischen Kirche, die ihre Götter, die Orishas mit den katholischen Heiligen, den Santos vermischen. Ja, die afrikanischen Götter trinken Alkohol, es werden Rum und Obst in einer Santería geopfert. Wo immer ein Kubaner eine Flasche Rum öffnet, dann gibt er immer ein paar wenige Spritzer für die Geister auf den Boden. Die Panoramazugfahrt führt durch eine grüne Landschaft in der Rinder weiden und ein paar winzige Dörfern vor den Bergen stehen, die bis zu 2000 Meter hoch sind. Die Landschaft wird zu einem dichten Dschungel mit Bambus, Affenbrotbäumen und Palmen, in der unzählige Schmetterlinge tanzen. Nach eineinhalb Stunden stoppt der Zug im Valle de los Ingenios, dem Tal der Zuckermühlen. Zur Hazienda des Zuckerbarons Sánchez Iznaga sind es nur ein paar Schritte durch einen kleinen Markt. Iznaga war einer der reichsten Männer Trinidads. Der 50 Meter hohe Turm auf dem großen Gelände der Finca wurde gebaut, um die Sklaven zu überwachen. Hinter dem Haus im Kolonialstil steht eine große Zuckerrohrpresse, die früher mit Ochsen angetrieben wurde. Santa Clara ist eng mit der Revolution verbunden. Hier wurde 1958 erfolgreich von den Revolutionären der gepanzerte Zug des Batista-Militärs zum Entgleisen gebracht, um an Waffen und Munition zu kommen. Santa Clara war das Ende der Batista-Diktatur. Man spürt den Hauch der Geschichte, wenn man in die Wagons einsteigt; sie sind heute ein Museum mit Fotos, Dokumenten und der originalen Einrichtung. Im Mausoleum sind die Gebeine von Che Guevara, die in Bolivien geborgen wurden, bestattet. Das Museum zeigt mit großen Fotos das Leben des gutaussehenden kubanischen Helden der Revolution. Varadero, der bekannteste Badestrand in Kuba, ist 20 Kilometer lang. Die Hotels sind zumeist „all inclusive Hotels“. Mit 300 flachen Sandstränden und mehr als 4000 Inseln hat Kuba die besten Voraussetzungen für Sonnenanbeter. Weißer Sand, grüne Palmen, das türkisfarbene Wasser und das alles unter einem blauen Himmel. Wenn es regnet, regnet es nur kurz. (Gabi Dräger) (Die Insel Cayo Levisa ist ein Tauchparadies; die Hazienda des Zuckerbarons Sanchez Iznaga. Der 50 Meter hohe Turm diente zur Überwachung der Sklaven; Kubaner lieben alte amerikanische Schlitten; ein Kubaner mit Pfeife und Tageszeitung; seit 2008 dürfen Kubaner kleine private Restaurants betreiben - Fotos: Gabi Dräger)

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