Freizeit und Reise

Einbe Löwen-Mama mit ihren Jungen. (Foto: Mayring)

09.08.2017

Wildnis, Wal- und Weinparadies

Südafrika: Das Sonnenland am Cap fasziniert mit seiner einzigartigen Natur und kreativen Gastrokonzepten

Um fünf Uhr früh ist es im Wildreservat Gondwana, knapp 140 Kilometer von Kapstadt entfernt, noch bitterlich kalt. Obwohl der November in Südafrika den Frühling bringt, ziehen wir unsere Skiunterwäsche unter die Jeans an und schlüpfen in dicke Wollpullis. Aber die Vorfreude und Neugierde auf die bevorstehende Pirschfahrt mit Ranger Delicious aus Simbabwe macht alles wieder wett.
Da hören wir schon das herzliche Lachen des Rangers, der uns zu so früher Stunde in die Wildnis entführt. „Das Areal umfasst 11 500 Hektar und wir sind zwölf Ranger, die sich um die Tiere kümmern und mit den Gästen die Fahrten unternehmen“, erklärt Delicious auf Englisch. Der 48-jährige Simbabweaner begann mit 24 Jahren als Ranger zu arbeiten. „Es gefällt mir, mit Leuten zusammen zu sein und ich liebe die authentische Natur mit ihren wilden Tieren“, sagt er, während er geschickt den behäbigen Jeep über holprige Wege lenkt. Mit seinem ganz besonderem Gespür weiß er genau, wo sich jetzt um diese Uhrzeit zum Beispiel die Elefanten aufhalten. Wenn es knackt im Gehölz und es tüchtig schaukelt, dann hat der Wildnisprofi die richtige Fährte gewählt. Es dauert nicht lange und im Licht der fahlen Morgensonne steht nur ein paar Meter vor uns eine Elefantenmama und ihr Junges tippelt tapsig hinterdrein. Von diesen behäbigen Tieren kann man Ruhe lernen.
„Löwen hingegen sind nicht ganz so einfach anzutreffen. Sie lassen sich gerne bitten“, so Delicious Erfahrung. Auf abschüssigen Wegen durchs Gestrüpp fährt er mit dem Jeep ganz gefühlvoll, bis zwei Löwenweibchen mit einer Schar kleiner Babies uns direkt vor die Kühlerhaube laufen. „Sie sind stolz auf ihren Nachwuchs“, kommentiert der Ranger ihren koketten Auftritt. Ganz ohne Scheu, verspielt und putzig trotten sie umher, immer in Tuchfühlung mit den Müttern. Gut eingepackt in Ponchos und Mütze geht es weiter dem jungen Tag entgegen. Das leicht hügelige Land, die würzige, frische Luft weckt Freiheitsgefühle. Besonders wenn eine Herde Zebras ungezähmt übers Land galoppiert und Gnus in Ruhe und Harmonie mit Giraffen zusammen weiden. Die kunstvoll braun-weiß gezeichneten Tiere mit ihren langen Hälsen spitzen schon beim kleinsten Geräusch die Ohren. „Sie sind das Warnsytem für Antilopen und Kudus. In ihrer Nähe fühlen sie sich sicher vor gefährlichen Angreifern“, erklärt uns Delicous.
Bis zum Sonnenuntergang und einer weiteren Pirschfahrt relaxen wir im Camp, wo man es sich am Swimming Pool und bei einem leckeren Lunch inmitten einer atemberaubenden Landschaft gut gehen lassen kann. Am späten Nachtmittag steigen wir erwartungsvoll wieder in den Jeep. Der Begriff der „Big Five“ schwirrt auch bei uns in den Köpfen herum. Damit gemeint sind die Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel und der Leopard. Ihr Lebensraum in Afrika ist noch immer bedroht von Wilderern, die sie als Jagdtrophäe sehen, um ihre Stoßzähne und die Hörner für viel Geld auf dem Schwarzmarkt verkaufen zu können. Ganz plötzlich bremst Delicous. Vor uns steht unübersehbar ein monströses, männliches Nashorn, das angriffslustig mit kleinen, zugekniffenen Augen auf die Stoßstange des Jeeps zusteuert. „Hakuna Mutata (kein Problem)“, brummt der Ranger. Er kennt das hitzige Temperament des Nashorns. Es beschützt sein trächtiges Weibchen und versteht gar keinen Spaß, wenn man seine Kreise stört.

Die Nashörner
werden streng bewacht


Langsam bricht die Dämmerung an. Die Stimmen im Busch werden immer deutlicher. Schwere, dunkle Wolken ziehen auf. Hell erleuchtet hingegen sind einige Wasserstellen. „Dort befinden sich Nashörner. Sie werden streng bewacht, denn in Asien gilt das gemahlene Horn als potenzfördernd und wird dort wie Gold gehandelt. Das lockt kriminelle Wilderer an“, so Delicous, der uns, bevor es ganz dunkel wird, unter freiem Himmel ein Picknick zubereitet. Staunend erleben wir den Untergang der Sonne und das Aufgehen des Vollmonds, der auf der anderen Seite der Horizontlinie sichtbar wird. Unvergessliche Momente, inszeniert von der Natur. Im großen Wald, auf Afrikaans „Grootbos“ genannt, oberhalb Hermanus, wo sich die Wale tummeln, wird Natur auf ganz andere Weise präsentiert. Eingebettet zwischen Bergen und Meer liegt das ausgedehnte Naturparadies mit seinen 2500 Hektar. Darin wachsen und gedeihen über 765 autochtone Pflanzenarten, die je nach Jahreszeit blühen. Die Geschichte von Grootbos begann 1991 mit 123 Hektar als die Familie Lutzeyer das Land als Farm nutzte. Dann wurde es zum B&B bis Michael Lutzeyer den Grund mit seinen heutigen Ausmaßen für den nachhaltigen Tourismus öffnete und daraus eine moderne Eco-Lodge machte. „Tourismus im Dienst der Natur ist mein Motto“, erklärt der quirrlige Besitzer. Das Land umfasst sieben Farmen und steht unter Naturschutz. „Als Grootbos Stiftung folgen wir einem gemeinnützigen Programm, beschäftigen 150 Vollzeitangestellte, von denen etwa 80 Prozent aus ortsnahen Gemeinden stammen.“ Somit schützt das touristische Projekt die Natur und dient zugleich der Armutsbekämpfung im Land. Für den kulinarischen Genuss bietet das Panoramarestaurant eine Gourmetküche mit erlesenen Weinen und einem fantastischen Rundblick bis zur Walker Bay ans Meer.
Neben Blumensafari, Höhlenbesichtigung, Ausritte und Vogelbeobachtungen steht vor allem im Oktober, November die Walbeobachtung im nahegelegenen Fischerort Hermanus ganz oben auf der To-Do-Liste. Hier dreht sich alles um die Marine-Five. Sie bilden sozusagen die „Serengeti des Meeres“. Dazu gehören Wale, Haie, Delfine, Robben und Pinguine. Für vier Stunden geht es an Bord eines hochseetauglichen Motorboots aufs karibikfarbene Meer hinaus. Jeff, der Walschreier, pfeift, wann und wo sich die Tiere zeigen. Wir sehen sie alle, doch nicht immer hat man Glück, gleich an der richtigen Stelle zu sein, denn jeder will der Erste sein. Nebenbei erfahren wir, dass zum Schutz der Wale, jede verkaufte Flasche des beliebten Rotweins Pinotage einen Rand bringt.

Das Mekka des südafrikanischen Weinlands

In Stellenbosch, nach Kapstadt die zweit älteste Stadt in Südafrika, gegründet 1679, stehen noch heute historische Gebäude im barocken, kapholländischen Stil. Sie verleihen dem Mekka des südafrikanischen Weinlands eine ganz besondere Note. Da Stellenbosch mit der längsten Weinstraße der Welt insgesamt 157 Weingüter und 21 Weinrouten besitzt, entscheiden wir uns für Delheim, wo eine charmante Managerin das traditionsreiche Weingut leitet.
Nach 20 Jahren der Kultivierung des Anbaus werden heute erstklassige Rotweine, wie der Pinotage und Shiraz hergestellt. Der Sauvignon Blanc und Chardonnay stehen international ganz oben auf den Verkaufslisten. „Zwei Mal im Jahr bin ich auf Tour durch Europa und da erfahre ich, was bei den Kunden ankommt“, sagt die zweifache Mutter und Ehefrau. Die geschäftstüchtige Winzerin möchte vor allem neue gastronomische Konzepte nach vorne bringen. „Für die jungen Damen gibt es jetzt die Cup Cake Verkostung. Statt Käse oder Oliven reichen wir Muffins, dazu passt perfekt unser Roséwein. Wer dann im lauschigen Weingarten zum Beispiel ein frisches Fischfilet oder ein zartes Springbocksteak genießen möchte, der folgt ebenfalls dem kreativen Konzept von Nora, kulinarischen Genuss, in angenehmen Ambiente mit Delheim Weinen charmant zu kombinieren. So hat Nora immer wieder neue Ideen und wird dabei tatkräftig unterstützt von der Familie und ihren 25 Mitarbeitern. In Kapstadt, der sogenannten Mother City, zeigt sich Südafrika in den schillernsten Farben. An der Victoria & Albert Waterfront reihen sich Shopping Malls, Restaurants, Kneipen dicht an dicht. Es wird getanzt, gesungen und Besucher aus der ganzen Welt genießen die lockere, fröhliche Atmosphäre, während die vier Friedensnobelpreisträger, John Luthuli, Desmond Tutu, Frederik Willem de Klerk und Nelson Mandela, in Bronze gegossen an die schweren Zeiten der Apartheid erinnern.
Auch museal kann Kapstadt eine Menge bieten. Das Ocean Aquarium, Sammlungen, die von der Geschichte des Goldes oder der Vor- und Frühzeit des Landes erzählen, sind es wert, besucht zu werden. Sogar dem berühmten Herzchirurgen Christiaan Barnard ist im „Herzmuseum“ des Groote Schuur Hospitals eine Ausstellung gewidmet. Rund um die Sundowner Zeit wird es im turbulenten Hafenviertel etwas ruhiger und wir beobachten, wie eine dicke Wolkendecke den 52 Kilometer langen, 16 Kilometer und 1087 Meter hohen Tafelberg aus Quarzsandstein einhüllt. Die Kapstädter sagen dann, die Tafel sei gedeckt. Und im Den Anker an der Waterfront treffen die ersten Gäste ein, um bei einem Glas Pinotage den Sonnenuntergang zu genießen. (Eva-Maria Mayring) (Eine Elefantenmutter bei der morgendlichen Futtersuche; Giraffen und Gnus weiden gemeinsam; das Nashorn verteidigt sein Revier; Jeff pfeift, wenn Wale sich nähern; die besondere Gesteinsstruktur im Weingut Jordan bringt erlesene Chenin Blanc Weine hervor; der von Wolken eingehüllte Tafelberg und das Restaurant Den Anker - Fotos: Mayring)

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