Freizeit und Reise

Haflinger im Galopp durch den Schnee. (Foto: Hafling Laurin Moser)

06.03.2018

Wintervergnügen im Land der Haflinger

Südtirol bietet eine facettenreiche Erlebniswelt

Zuerst ist es noch ziemlich ungewohnt, mit den angeschnallten Schneeschuhen das Laufen zu versuchen. Doch die Plastikteller haben große Vorteile. Im eisigen, harten Untergrund helfen die scharfen Metallkrallen und geben Halt. Man rutscht nicht und verliert nicht den Boden unter den Füßen. Besonders bergauf geht es problemlos und im Tiefschnee tragen sie, sodass man über die Schneefläche gleitet und nicht einsinkt. Links und rechts einen Teleskopstock zum Ausbalancieren, dann geht es im Watschelgang, wenn möglich gleichmäßig im Rhythmus, durch die frisch verschneite Winterlandschaft.

Nach zwei Stunden hat der Trupp einen sonnigen Aussichtsplatz auf der Moschwaldalm erreicht und blickt bei angenehmen Plustemperaturen in die weiße, Südtiroler Gipfelwelt. Bevorzugt der Schneeschuhgeher unberührte Schneeflächen mit glitzernden Eiskristallen, schwärmen die Skifans für gut präparierte Pisten und ein perfekt funktionierendes Liftsystem. All das bietet das Skigebiet Meran 2000. Mit 40 Kilometern Panoramapisten, Skikarusell rund um den Ortler und rasanten Achterbahnfahrten auf dem Alpin Bob erhöhen sie das Wintersportvergnügen, das bis in den April möglich ist.

Von der Talstation von Meran 2000 ist es nur ein Katzensprung ins  Josef Mountain Resort, wo man sich nach soviel Aktivsport das Relaxprogramm gönnen kann. Das 4-Sterne Hotel liegt auf 1600 Metern, auf dem sonnigen Hochplateau des Tschöggelbergs. Gestaltet in modernem Alpendesign bietet das Haus 54 Zimmer in unterschiedlichen Kategorien. Im Wellnessbereich kann man sich nach allen Regeln der Badekunst im Indoor- und Outdoorpool samt Sauna und Bio-Vitarium entspannen und regenerieren. Draußen im dampfenden Pool genießt der Badegast die schneebedeckten Gipfel und Baumwipfel der Umgebung und atmet die kalte, klare Waldluft.
Bei einem reichlichen 5-Gänge Menü mit erlesenen weißen und roten Weinen aus der Region lässt es sich angenehm über den sportlichen Tag plaudern.

Nur ein paar Bergkurven unterhalb des Hotel Josef gilt es, ein Kulturerbe des Landes zu entdecken. Es ist der Ort Hafling, Namensgeber der berühmten Haflinger Pferde. In den Wintermonaten stehen 30 der „blonden Pferde“ mit seidigen Langhaarmähnen in den großen Stallungen des Reiterhofs Sulfner. Katharina Biehler, Expertin für Haflinger und den Reitbetrieb auf dem Sulfner Hof kennt die Geschichte der Haflinger, die vor 150 Jahren begann. Damals war das Etschtal noch ein Sumpfgebiet und für den Transport von Getreide und Korn brauchte man starke, trittfeste Pferde.

„Eine Kaltblutstute, gekreuzt mit einem Araberhengst sollten die Zuchtziele wie beispielsweise einen breiten Rücken erfüllen“, erklärt Biehler. „Im Jahr 1898 wurde die Bezeichnung Haflinger genehmigt.“ Es zeigte sich auch, dass diese Pferde stark und nicht schreckhaft waren. Somit erfüllten die Tiere in Kriegs- wie in Friedenszeiten ausdauernd ihre Aufgaben. Heutzutage hingegen werden die Haflinger eher als Kutschen-, Therapie- und Reitpferde eingesetzt.

Die Expertin holt die Haflingerstute „Gloria“ aus ihrer Box und demonstriert die veränderten Zuchtmerkmale. „Im Gegensatz zu den Lastpferden besitzt sie nun schlanke, lange Beine, einen höheren Widerrist für den Sattel und einen längeren Hals.“ Gerade für den Reitbetrieb sind die freundlichen Vierbeiner perfekt. Und in den Sommermonaten geht es auf die Almwiesen, wo die Tiere ganz ohne Aufsicht ihre Freiheit genießen können.

Kleine Holzknöpfe
aus Wurzelholz

Im Talkessel von Meran liegt Lana, die „Apfelmetropole“ von Südtirol. Im milden Klima wachsen und gedeihen dort bestens die Sorten. Doch Karl Heinz Windegger war Apfelanbau und -ernte nicht genug. Vor zwölf Jahren hat er sich ein zweites Standbein geschaffen und richtete sich eine Werkstatt mit Drechselbank ein. „Aller Anfang war nicht immer so ganz leicht“, erzählt der Südtiroler. „Mal passten die Maschinen nicht, dann musste ich auch erst die verschiedenen Hölzer ausprobieren.“ Doch heute hantiert der autodidaktische Handwerker als Profi an der Drechselbank und zaubert mit nur wenigen Handgriffen aus einem plumpen Holzstock eine Schale. Aus Wurzelholz fräst er niedliche, kleine Holzknöpfe oder gestaltet – wie sollte es auch anders sein – einen überdimensionalen Apfel. Und wenn auch die Holzspäne wie Funken um seinen Kopf wirbeln, der Kunstdrechsler Windegger lässt sich nicht beirren. Denn zum Schluss ist es noch immer gutgegangen und das neu gedrechselte Stück findet Bewunderung und wird im Atelier verkauft.

Kultur und Citylife erlebt man in der Kurstadt Meran. Die 400 Meter langen Laubengassen, die die Trienter Bischöfe bereits im 12. Jahrhundert anlegen ließen, um den Handel in der Stadt anzukurbeln, sind noch heute beliebt als Einkaufsmeile. Gerne schlendert man in der mittelalterlichen Stadtarchitektur mit den hervorkragenden Erkern und den Bogengängen, um zu gucken und zu kaufen. Wenn es heftig rauscht und plätschert, dann ist der Fluss, die Passer, nicht weit. Entlang ihres Ufers führt auch die Kurpromenade, auf der Berühmtheiten wie Kaiserin Sisi, Arthur Schnitzler oder Franz Kafka wandelten. Die 2005 von Matteo von Thun erbaute Therme, modern ausgestattet, ist ein beliebter Treffpunkt zum Abtauchen und Relaxen.

Wer sich ein paar leckere Souvenirs für zu Hause mitnehmen möchte, macht eine Stippvisite im Genussmarkt Pur. Hier zeigt sich die kulinarische Vielfalt Südtirols anhand von rund 2000 Produkten. Vom Schüttelbrot über biologische und saisonale Köstlichkeiten wie würzigem Bergkäse, Nüssen, Kernen, verschiedene, selbstgemachte Marmeladen bis hin zum legendären Weinsortiment aus den zahlreichen Lagen füllen die Regale. Und wer sich ein Glas Wein bestellt, bekommt gratis zwei Scheiben rohen Südtiroler Speck dazu.

Beides kann man im angrenzenden Ladenbistro bei einem netten Schwatz mit dem Tischnachbarn genießen. (Eva-Maria Mayring)

(Karl Heinz Windegger beim Drechseln; ein Südtiroler Brotzeitteller und Pause von der Schneeschuhwanderung - Fotos: Mayring)

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