Kommunales

Mit der Zeit wird die Güterverkehrsleistung sogar noch verdoppelt: Der Leidensdruck entlang der Strecke 5501 wird steigen.(Foto: Fischer)

12.03.2010

Aufbrausen im Altmühltal

Zwischen Ingolstadt und Treuchtlingen führen Kommunen einen schier aussichtslosen Kampf gegen den Bahnlärm

Heiner Hertrich war der erste David, der gegen den Goliath Deutsche Bahn in den Kampf zog. Hertrich wohnt im Altmühltal in der Gemeinde Solnhofen, unweit der Bahnlinie 5501 zwischen Ingolstadt und Treuchtlingen. Sie ist eine zentrale Achse für den Bahnverkehr aus Würzburg und Nürnberg in den Süden. 240 Durchfahrten zählt Hertrich an manchen Tagen – die meisten von Güterzügen mit Schallspitzen bis zu 87 Dezibel.
Für die Tourismusbranche im Altmühltal ist das ein Graus – ebenso für seine Einwohner: „Wir leben hier, wir müssen den Lärm das ganze Jahr aushalten“, klagt Hertrich. Das Leben bei offenem Fenster ist für ihn fast unmöglich geworden. Größer wiegt noch die Angst vor Gesundheitsschäden (siehe Kasten). Seit elf Jahren kämpft er deshalb gegen den Bahnlärm. Hertrichs Kampf ist zu einem flächendeckenden Aufstand der Davids geworden. Die betroffenen Gemeinden und Städte Gaimersheim, Eitensheim, Buxheim, Adelschlag, Eichstätt, Dollnstein, Solnhofen und Pappenheim haben sich ihm angeschlossen. „Der Güterverkehr ist extrem angestiegen. Wenn es noch mehr Züge werden, wird es unerträglich“, sagt Manfred Schneider, Bürgermeister in Solnhofen.
Genau das wird aber passieren: Das Bundesverkehrsministerium sagt bis 2050 eine Verdoppelung der Güterverkehrsleistung voraus. Die gewöhnliche Lösung in solchen Fällen sind Schallschutzwände und -fenster. 100 Millionen Euro stellt der Bund jährlich für solche Maßnahmen bereit. Die Strecke 5501 ist in das „Gesamtkonzept der Lärmsanierung“ des Bundesverkehrsministeriums aufgenommen. Allerdings geht es hierbei um 3500 Kilometer Ortsdurchfahrten bundesweit mit Kosten von rund 2,5 Milliarden Euro. Die Strecke zwischen Ingolstadt und Treuchtlingen muss auf dieser Liste ziemlich weit hinten eingereiht werden – laut der DB ProjektBau GmbH ist sie noch nicht mal zur Bearbeitung freigegeben. Sowohl die DB als auch das Bundesverkehrsministerium können deshalb nicht sagen, wann der Bau von Lärmschutzwänden entlang der 5501 beginnen könnte.
Das Problem dürften die Einwohnerzahlen der Gemeinden sein. Die Reihenfolge im Sanierungsprogramm ergibt sich aus der so genannten Priorisierungskennziffer: Diese errechnet sich aus der Lärmbelastung und der Anzahl betroffener Einwohner. „Im Endeffekt ist es für jeden schädlich, egal ob einer, zehn oder 100 000 Menschen betroffen sind“, sagt Michael Stampfer (CSU), Bürgermeister der Gemeinde Eitensheim. (Ralf Fischer)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.