Bauen

Die Anlage nach dem Umbau mit der Fischtreppe. (Visualisierung: cam.p-solutions)

08.08.2023

Besserer Hochwasserschutz

Sanierung des Großhesseloher Isarwehrs: Bessere Ökologie, besserer Hochwasserschutz und Denkmalschutz

Die Stadtwerke München (SWM) beginnen mit der Sanierung des Großhesseloher Wehrs. Mit dem offiziellen Spatenstich von Helge-Uve Braun, Technischer SWM Geschäftsführer, und Christoph Rapp, Leitung SWM Wasserkraft, wurde sie jetzt eingeläutet. Die Baustelleneinrichtung und weitere Vorarbeiten laufen bereits seit Mai. Das umfangreiche Umbauprojekt an der Isar wird in mehreren Schritten bis voraussichtlich Herbst 2024 umgesetzt.

Helge-Uve Braun: „Mit dem Ersatzneubau des Wehrs wird die zwischen Landeshauptstadt und SWM bereits 2008 mit dem ‚Isarplan‘ vereinbarte ökologische Weiterentwicklung der Anlage realisiert. Sie steuert künftig automatisiert die Mindestwasserabgabe in die Isar, eine neue Fischaufstiegsanlage optimiert die Durchgängigkeit für Wasserlebewesen. Die ökologische Vernetzung der Gewässersysteme Isar und Werkkanal bleibt aufrechterhalten.“

Während der Bauzeit bleibt die Zugänglichkeit des Isarufers für den Freizeitverkehr gewährleistet. Allerdings bitten die SWM um Verständnis, dass es zu Einschränkungen und temporären Absperrungen sowie zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen im Umfeld des Wehrs kommen kann.

Seit 1908 ist die Wehranlage Großhesselohe in Betrieb. Sie befindet sich mitten in einem Flora-Fauna-Habitat und Landschaftsschutzgebiet. Im Bauwerk quert auch eine Haupttrinkwasserleitung die Isar. Die SWM sind für den westlichen Teil des Wehrs verantwortlich, wo das Trennwehr die Verbindung zum Werkkanal herstellt. Der östliche Teil liegt in der Zuständigkeit der Stadt. Weil die Anlage und viele technische Bauteile in die Jahre gekommen sind, müssen sie erneuert werden. Der Ersatzneubau soll für die nächsten 100 Jahre eine optimale ökologische, betriebliche und dem Hochwasserschutz dienende Lösung sein.

Christoph Rapp: „Das Wehr reguliert die Wasserführung zwischen dem Werkkanal und der Isar und ist damit ein wichtiger Faktor für den Hochwasserschutz der Stadt. Auch für die Energieerzeugung ist es hochrelevant, denn am Werkkanal liegen vier Wasserkraftwerke und das Heizkraftwerk Süd mit seiner Strom-, Fernwärme- und Kälteerzeugung. Darüber hinaus speist der Kanal die Floßlände und die Münchner Stadtbäche. An der Sanierung des Wehrs hängt zudem die ökologische Durchgängigkeit der Münchner Isar, also die ‚Bewegungsfreiheit‘ der Flusslebewesen. Man sieht also: Mit unserer Erneuerung des Wehrs und seiner Technik schaffen wir Verbesserungen in vielen relevanten Bereichen.“

Die Gesamtbauzeit ist mit rund 15 Monaten angesetzt. Bereits im Mai wurde eine Kies-Baustraße geschüttet. Sie führt von der Conwentzbrücke über den Isardamm zum Großhesseloher Wehr. Über sie werden die Anlagenteile und die Bauausrüstung transportiert. Jetzt beginnen die Rückbauarbeiten der alten Wehranlage und es werden Dämme im Fluss aufgeschüttet, um die Baugruben trockenzulegen. Im Anschluss wird das neue Wehr betoniert und die technischen Anlagenteile installiert. Nachdem die Arbeiten abgeschlossen sind, beginnt im Herbst 2024 der Rückbau der Baustelle.

Zentrale Faktoren beim Ersatzneubau:

  • Die Hochwasserschutzfunktion wird sichergestellt und verbessert. Dazu gehört auch, dass die Gefahr von verkeiltem Treibgut wie Baumstämmen bei Hochwasser (Verklausung) deutlich reduziert wird.
  • Die Durchgängigkeit für Wasserlebewesen in der freien Isar wird unter den Gegebenheiten bestmöglich hergestellt und der natürliche Transport von Kies flussabwärts gesichert.
  • Die „Querdurchgängigkeit“ zwischen Kanal und Isar wird verbessert, so dass die Wasserlebewesen Habitate in beiden Gewässerteilen gleichermaßen nutzen können.
  • Die betriebliche Sicherheit sowie der Gewässer- und der Arbeitsschutz werden verbessert.
  • Denkmalschutzbelangen wird vollumfänglich Rechnung getragen, etwa beim Erhalt der historischen Floßgasse, die am flussaufwärtigen Ende des Trennwehrs zwischen Werkkanal und Isar liegt.

Bisherige Funktionen werden für die Zukunft gesichert:

  • Die Wehranlage Großhesselohe stellt weiterhin die Wasserversorgung des Werkkanals und damit der Floßlände sowie der Münchner Stadtbäche sicher.
  • Das Heizkraftwerk Süd mit seiner für München relevanten Strom-, Fernwärme- und Kälteversorgung Münchens und der Region, bezieht weiter über den Werkkanal Kühlwasser.
  • Der Werkkanal versorgt auch die innerstädtischen Wasserkraftwerke mit Wasser zur Ökostromerzeugung.

Lukas Mas-Zehetbauer, Projektleiter der Sanierung: „Im Zuge der Planungen wurden auch Anregungen von Wassersportlern und Münchner Forum zur besseren Sichtbarkeit der Wehranlage aufgenommen. Die Wehranlage erhält eine gut sichtbare Abweisschranke am dauerhaft durchströmten Wehrfeld 1 sowie einer weiter über die Wasseroberfläche erhöhten Wehrklappe am Wehrfeld 2.“ Weiterhin gilt das für solche Anlagen übliche Badeverbot (200 Meter vor dem Wehr und 100 Meter danach). Mit Booten ist zu Wehranlagen ohnehin aufgrund der Bayerischen Schifffahrtsverordnung ein ausreichender Sicherheitsabstand einzuhalten, worauf Schilder vor Ort deutlich hinweisen.

Vergangenes Jahr wurde das Großhesseloher Wehr auf Anregung des Münchner Forums in die Denkmalliste aufgenommen. Seine historische Bedeutung für die Wasserwirtschaft und die teilweise noch vorhandene originale Bausubstanz (etwa die alte, längst nicht mehr funktionsfähige Floßgasse und das Schleusenwärterhaus aus Stampfbeton) machen die Denkmaleigenschaften aus. Christoph Rapp: „Diesen Eigenschaften werden wir mit Anpassungen des Bauablaufs gerecht, die historische Floßgasse und das Schleusenwärterhaus bleiben bestehen, sodass die Denkmaleigenschaften durch die Anpassungen nicht eingeschränkt werden.“

Helge-Uve Braun: „Mit der Maßnahme erhalten die SWM diesen historischen Standort mit wesentlichen landschaftsprägenden Originalbauteilen. Wir sichern die Grundfunktionen des Wehrs und ergänzen es um wichtige ökologische Elemente sowie Sicherheitskomponenten. Und wir passen es an den Stand der Technik an, um es fit für aktuelle und zukünftige Anforderungen zu machen. Auch die betriebliche Sicherheit sowie der Arbeitsschutz werden verbessert.“

Im Zuge der Bauvorbereitung wurden bei Baggerarbeiten im Flussbett Ende Juni Steine der 1938 abgerissenen Münchner Hauptsynagoge gefunden. Die SWM haben umgehend das Landesamt für Denkmalpflege sowie die jüdische Gemeinde informiert. Zwischenzeitlich wurden mehr als 350 Tonnen an Material geborgen, die jetzt von Experten untersucht und katalogisiert werden. (BSZ)

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