Kommunales

Parkdirektor Jan Strasky. (Foto: BSZ)

11.11.2011

„Böhmerwald ist Wirtschaftswald“

Der Nationalparkdirektor von Sumava fordert eine stärkere Bekämpfung des Borkenkäfers

Der frühere tschechische Ministerpräsident Jan Strasky wurde im Februar 2011 zum Direktor des Nationalparks Sumava ernannt. Seitdem kämpft er gegen den Borkenkäferbefall der Wälder. Mit der Staatszeitung spricht er über Tierschutz, Landschaftspflege und die Unterschiede zum Bayerischen Wald. BSZ: Herr Strasky, Sumava hat fast die dreifache Fläche des Bayerischen Walds. Ist das für Naturschutz nicht zu groß?
Strasky: Der Nationalpark hat 68.064 Hektar Fläche und ist umgeben von rund 100.000 Hektar Landschaftsschutzgebiet. Trotz aller Polemik steht eine Verkleinerung der Fläche nicht auf der Tagesordnung. Es wird eher nach weiteren Abstufungen des Schutzes gesucht, um einen wesentlichen Teil des Parks als Kulturlandschaft zu schützen – ohne Ambitionen, dass dies ein Gebiet ohne Eingriffe werden soll. BSZ: Wo liegen außer der Größe weitere Unterschiede, die in Bayern zu wenig bekannt sind?
Strasky: In Bayern gibt es nur wenige Gemeinden im und am Nationalpark, die von dessen Fläche ausgegrenzt sind. Bei uns gehören die Gemeindegebiete zum Schutzgebiet. Wir unterscheiden in Sumava drei Zonen mit vier verschiedenen Stufen des Naturschutzes. Nur in Zone 1, der Kernzone, wird der Borkenkäfer gemäß internationalen Richtlinien nicht bekämpft. Das ist nach der Fläche etwa gleich viel wie in Bayern, aber derzeit nur 13 Prozent der Gesamtgröße. Im neuen Gesetz sollen sie wohl bis zu 24 Prozent erweitert werden können. Eine genauso große Fläche bleibt auch 2011 frei von Maßnahmen zur Bekämpfung der Borkenkäfer. Die Frage ist aber, ob die Existenz der ausgesparten Kernzone eine effektive Bekämpfung im übrigen Park ermöglicht. Wir können mit der Bekämpfung ja nicht warten, bis der Käfer in der Kernzone alles aufgefressen hat! BSZ: Vertreter der Naturschutzgruppen sprechen von einem einzigartigen Ökosystem in Europa.
Strasky: Das trifft auf das größte zusammenhängende Bergwaldgebiet Europas insgesamt zu. Aber es ist zu berücksichtigen: Der heutige Nationalpark Sumava war bis 1990 nur Landschaftsschutzgebiet, in dem sieben Gemeinden und zwei Truppenübungsplätze lagen. Da wurde mit Ausnahme schwer zugänglicher Berg- und Moorgebiete normale Land- und Forstwirtschaft betrieben. Der Böhmerwald besteht nicht aus Urwald, sondern aus Wirtschaftswäldern, die von Menschen geplant und gepflanzt wurden.
(Interview: Hannes Burger)

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