Kommunales

Rund 70 000 Hektoliter jährlich brauen die Spalter. (Foto: BSZ)

05.09.2014

Eine Brauerei mit 5000 Besitzern

Die Stadt Spalt in Mittelfranken produziert als letzte deutsche Kommune noch eigenes Bier.

Man schrieb das Jahr 1879, im noch jungen Deutschen Reich herrschte die erste Wirtschaftsflaute und in der kleinen Stadt Spalt in Mittelfranken hatte die Eigentümerin der ortsansässigen privaten Brauerei 33 000 Reichsmark Schulden bei der Kommune angehäuft – nach heutigem Kaufwert eine gigantische Summe.
Doch man kam miteinander ins Geschäft, die Stadt erließ der Brauereibesitzerin ihre Schulden und übernahm stattdessen das Unternehmen. Daraus entstand eine seit nunmehr 135 Jahren andauernde wirtschaftliche Erfolgsgeschichte. Denn die knapp 5000 Einwohner zählende Stadt im Landkreis Roth besitzt die einzige noch vollständig in Kommunalbesitz befindliche Brauerei Deutschlands. Der Bürgermeister fungiert ganz offiziell als Geschäftsführer des Unternehmens – und zwar nicht nur als Grüßgottaugust sondern mit der direkten Verantwortung für das operative Geschäft.
Seit nunmehr 19 Jahren hat Udo Weingart (CSU) die beiden Ämter inne. Zuvor war das inzwischen 52-jährige Stadtoberhaupt als Verwaltungswirt tätig. Dass ihn die Doppelbelastung überfordern kann, glaubt der Bürgermeister nicht. „Mir macht das Spaß.“ Es sei auch nicht zwingend notwendig, detaillierte Vorkenntnisse über das Brauereiwesen mitzubringen, da reiche schon „betriebswirtschaftliches Verständnis und gesunder Menschenverstand“, ist Udo Weingart überzeugt. Obendrein entlaste ihn eine gut qualifizierte Mannschaft in der Brauerei. Zu dem insgesamt 32-köpfigen Team gehören zwei Diplom-Braumeister und sieben Brauer.

Größter Arbeitgeber im Ort


Im Ort gehört die Brauerei damit schon zu den größeren Arbeitgebern, die Jobs gelten als sicher, gut bezahlt und dementsprechend nachgefragt. Geführt wird das Unternehmen als komplett selbstständiger kommunaler Eigenbetrieb, abgekoppelt von der Stadt und ohne Subventionen. Es gibt einen eignen Jahresabschluss und ein eignes Controlling. Sieben Millionen Umsatz erwirtschaftete die Firma im vergangenen Jahr und dass eine Rendite rausspringt, darauf schauen schon die Einwohner. „Unsere Brauerei hat 5000 Besitzer“, lacht der Bürgermeister. Nichts ist ausgelagert, vom Marketing bis zum Fuhrpark betreiben die Spalter alles eigenständig.
Rund 70 000 Hektoliter produzieren die Spalter jedes Jahr. „Wir sind eine Vollsortimentsbrauerei“, erläutert Udo Weingart, 18 verschiedene Sorten stehen auf der Angebotsliste. Besonders stolz sei man auf das sehr hopfige helle Vollbier, gebraut mit dem örtlichen Aromahopfen und unter ausschließlicher Verwendung des lokalen Brunnenwassers. „Dieses Bier hat eine sehr charaktervolle Note, es ist eine regionale Besonderheit“, wirbt der Chef.
Getrunken wird das Spalter Bier vor allem in einem Radius von 70 Kilometern um den kleinen Ort herum. „Wir werden vor allem häufig bei Volksfesten ausgeschenkt“, berichtet Udo Weingart, der sich den Erfolg auch damit erklärt, dass die Marke regionale Identität verkörpert und glaubwürdig wirkt. „Man muss Bier emotionalisieren und inszenieren.“ Und so bietet er auch bis zu 180 Führungen jährlich für Besucher durch die Brauerei an. (André Paul)

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