Kommunales

Das Herrichten des Christkinds für seine Auftritte erinnert ein wenig an die Vorbereitungen für Filmstars. (Foto: dpa)

25.11.2015

Fürs neue Nürnberger Christkind Barbara erfüllt sich ein Kindheitstraum

Zur Eröffnung am Freitag, 27. November, werden 20 000 Menschen erwartet

Ein Geheimnis macht Barbara Ottos Familie nicht gerade aus dem Amt der Nürnbergerin. "Wir sind Christkind", steht auf einem großen Zettel an der Wohnungstür - darunter ein Foto von Barbara und ihrer Vorgängerin kurz nach der Wahl der 18-Jährigen zum neuen Nürnberger Christkind Anfang November. Auch in der Wohnung weihnachtet es sehr - den Schmuck vom vergangenen Jahr hat die Familie gleich stehen gelassen. "Das rentiert sich nicht, das wegzuräumen", sagt Vater Klemens Sittler. "Die Zeit vergeht immer so schnell", ergänzt Mutter Inge Otto und lacht.
Die 63-Jährige war vielleicht auch der Auslöser, warum die Tochter am Ende Christkind werden musste. "Ich bin schon immer ein Weihnachtsmensch gewesen", sagt die Grundschullehrerin. Sie genieße die Vorweihnachtszeit immer besonders, "weil's sonst immer so eine Hetze ist". Das habe Barbara wohl ein wenig übernommen.

170 Termine in vier Wochen


Die 18-Jährige wollte "schon immer" Nürnberger Christkind werden, wie sie erzählt. Seitdem sie als kleines Mädchen eine Dokumentation über das besondere Ehrenamt gesehen habe, sei ihr das klar gewesen. Doch was ist eigentlich so toll daran, in vier Wochen rund 170 Termine zu absolvieren und viele Stunden in der Kälte stehen zu müssen?"Ich weiß schon, dass es stressig ist und ein Knochenjob", sagt Barbara. "Aber es ist auch einzigartig. Es ist eine Auszeichnung, das Christkind zu sein." Außerdem werde man als Christkind mit einem Lächeln empfangen - egal, wo man hinkommt.
"Das Christkind sieht nur fröhliche Gesichter", pflichtet ihre Mutter ihr bei. "Das ist einfach toll, wie viel Freude einem da entgegenschwappt - gerade in dieser Terror-Zeit." Angst vor einem Anschlag bei ihrem großen Auftritt auf der Empore der Frauenkirche hat Barbara nicht. "Dafür bin ich nicht wichtig genug", sagt die 18-Jährige. Außerdem vertraue sie den Sicherheitsmaßnahmen der Polizei. Am Freitag, 27. November, muss sie vor etwa 20 000 Besuchern den Christkindlesmarkt mit dem berühmten Prolog eröffnen.
Bis vor kurzem machte Barbara noch ein Regieassistenz-Praktikum bei der Kinderoper "Pinocchio" und half in einer Anwaltskanzlei aus. Und nach der Weihnachtszeit stehen weitere Praktika beim Radio, in der Theaterpädagogik und einer Konditorei an. Später möchte der Krimi-Fan vielleicht einmal in der Kriminalpsychologie landen - und viel reisen. "Ich möchte so viel von der Welt sehen wie möglich", sagt sie. Wohnen will sie aber weiterhin in der Nähe ihrer Familie.
Die Abiturientin mit den langen braunen Haaren wirkt unbekümmert und natürlich. Die 18-Jährige spielt Gitarre und Geige, tanzt seit drei Jahren in der Tanzschule und liebt es, zu backen. "Torten, Kekse, Muffins, alles." Sie trägt schlichte sportliche Kleidung, nur dezenten Schmuck und "höchstens Wimperntusche". Hier muss sie sich nun ein wenig umgewöhnen: Für ihr Christkind-Amt musste Barbara Make-Up und Puder kaufen. "Da muss ich jetzt selbst erstmal üben", sagt sie lachend. Nur Rouge brauche sie keins. Ihre Wangen sind meist ein wenig gerötet. "Das scheint durch's Make-Up durch."

Als Kinder-Engel mit dem Nikolaus unterwegs


Ihre Amtsvorgängerin Teresa Treuheit hat ihr beim Einkaufen geholfen: Neben Puder und Pinsel musste sie vor allem Skiunterwäsche und Glitzerstaub für das goldene Buch besorgen, aus dem sie bei der Märchenstunde vorliest. Auch ihr Kostüm hat die 18-Jährige schon einmal anprobiert - samt Lockenperücke und goldener Krone. "Wenn ich umgezogen bin, fühle ich mich schon anders. Wirklich wie das Christkind. Was das genau ist, kann ich nicht sagen."
Sozusagen von Kindesbeinen an hat sich die 18-Jährige auf ihr Amt vorbereitet. Als Engel verkleidet begleitete die anfangs Neunjährige mit ihrer Schwester zusammen sechs Jahre lang den Nürnberger Nikolaus. Er besuchte wie das Christkind Altenheime, Hilfsorganisationen und Vereine. "Meine Aufgabe war, den Nikolaus mit einem kurzen Gedicht anzukündigen und ihm zu helfen", erklärt Barbara. Außerdem sprach sie bei jeder Gelegenheit mit den ehemaligen Christkindern und fragte sie über ihr Amt aus - in ihrem Zimmer hängen acht Autogrammkarten ihrer Vorgängerinnen.
So wusste Barbara gut, was auf sie zukommt. "Doch dass es so schlimm wird mit dem Medienrummel, hätten wir nicht gedacht", sagt ihre Mutter. "Wir bereuen es aber noch nicht", betont sie. Und auf einen ihrer vielen Termine freut sich Barbara besonders: Mitte Dezember wird sie als Christkind das Altenheim besuchen, in dem ihre 88 Jahre alte Oma wohnt, die an Demenz leidet. "Dass ich das Christkind bin, war seit langem das erste, was sie sich länger als zwei Tage gemerkt hat", erzählt Barbara.
(Cathérine Simon , dpa)

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