Kommunales

Die stärkere Nutzung von Bioenergie hat für die Gemeinden nicht nur Vorteile. (Foto: DAPD)

24.08.2012

Initiative "BioKommunal" will stärkere Verwertung biogener Reststoffe forcieren

Netzwerk für Bioenergie

Noch gibt es kein Patentrezept, wie die Energie biogener Reststoffe in Kommunen optimal genutzt werden kann. Mehrere Technologien stehen zur Markteinführung an. Diesen Innovationen einen möglichst breiten Markt zu erschließen, das ist Ziel des Projekts „BioKommunal“. Seit Herbst 2010 werden Städte ab 2000 Einwohnern für einen verstärkten Einsatz von Bioenergie mobilisiert. Bis Sommer 2013 soll ein bundesweites kommunales Bioenergie-Netzwerk entstanden sein, das sich von da an selbst tragen soll.
Laut Stefan Graf, Referent für das Thema „Energiepolitik“ beim Bayerischen Gemeindetag, wird das Anliegen einer nachhaltigen Bioenergienutzung von seinem Verband begrüßt. „Allerdings müssen viele Gemeinden auch die Schattenseiten des Bioenergiebooms erleben“, gibt er zu bedenken. Dazu gehöre die Vermaisung der Landschaft ebenso wie „astronomische Pachtpreise“. Die führten dazu, dass Landwirtschaft verdrängt wird. Der Lieferverkehr belaste zudem die kommunalen Straßen. Graf: „Von daher ist es uns wichtig, dass der Fokus noch stärker auf den Einsatz von biogenen Reststoffen und Bioabfällen sowie auf die Mitnutzung der erzeugten Wärme gelegt wird.“


Akzeptanzprobleme


Biomasse-Anlagen sollen dafür sorgen, dass Klimaschutz nicht bloß ein Schlagwort bleibt. Laut Bundesumweltministerium, das über drei Jahre hinweg 170 000 Euro in das Projekt „BioKommunal“ investiert, tragen diese Anlagen sogar „erheblich“ zum Klimaschutz bei. Bei Kommunen bestehen jedoch häufig Akzeptanzprobleme gegenüber der Bioenergie, ergab die BioKommunal-Fragebogenaktion, an der 2011 fast 600 Kommunen teilnahmen. Zurückzuführen ist dies nach Aussage der Befragten in erster Linie auf Angst vor Staub-, Geruch- und Lärmbelästigung. Wobei gleichzeitig über 90 Prozent der Kommunen mutmaßen, dass es bei ihnen noch Biomassepotenziale für neue Anlagen gibt.
Dem Befragungsergebnis zufolge wird sowohl Waldrestholz als auch Holz, das bei der Landschaftspflege anfällt, viel zu wenig genutzt. Etwa jeder zweite Teilnehmer an der Umfrage sieht hier noch nicht ausgeschöpfte Potenziale. Aber auch biogene kommunale und häusliche Reststoffe werden derzeit meist nicht energetisch ausgebeutet. Bei der Frage, unter welchen Bedingungen Bioenergie aus solchen Quellen in einer Kommune Einzug halten könnte, spielt die Wirtschaftlichkeit eine große Rolle. Viele Kommunen wünschen sich diesbezüglich mehr Informationen, so Bernd Geisen, Geschäftsführer des Bundesverbands BioEnergie (BBE) und für „BioKommunal“ verantwortlich.
Auch für den Bund Naturschutz in Bayern ist BioKommunal unterm Strich eine gute Initiative. Energiereferent Herbert Barthel: „Sie betont die Aufgaben der Kommunen in der Energiewende und setzt einen Fokus auf Dezentralität und Abfall-Biomasse-Nutzung als Ziel der Energieproduktion.“ Zu kurz gegriffen erscheint dem Naturschutzverband jedoch die starke Fokussierung auf Holz sowie auf Biogasanlagen. Der Wald drohe in Bezug auf Holz, die Landwirtschaft in Bezug aus Mais übernutzt zu werden: „zum Schaden der Natur.“ Der BN würde sich schließlich wünschen, dass auch BioKommunal für das Energiesparen wirbt und den indirekten Energieverbrauch bei Bioenergie problematisiert.


Ärger über Minister Brunner


Weil Turniere bekanntlich den Ehrgeiz anstacheln, ist in BioKommunal auch eine „Bioenergie-Bundesliga“ integriert. 79 Kommunen nahmen an der ersten Staffel des von C.A.R.M.E.N. organisierten Wettbewerbs teil. Fast jede zweite stammte aus Bayern – allerdings ging keine bayerische Kommune siegreich aus dem ersten Turnier hervor. Im Herbst vergangenen Jahres erhielt die niedersächsische Stadt Hardegsen als erste Siegerkommune den mit 3000 Euro dotierten Preis. In wenigen Monaten wird der zweite Preisträger aus der aktuellen Staffel geehrt – wieder öffentlichkeitswirksam und mit dem Ziel verbunden, weitere Sympathiepunkte für BioKommunal zu sammeln.
Die wünscht auch Stefan Graf der Initiative, wobei er sich gleichzeitig verärgert über so manche öffentliche Äußerung zum Thema „Bioenergie“ zeigt. So sei der Bayerische Gemeindetag skeptisch, ob es wirklich sinnvoll ist wie von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) Anfang August angekündigt, die Kapazität von 700 Megawatt elektrischer Leistung aus 2400 bayerischen Biogasanlagen bis 2012 zu verdreifachen. Es stehe zur Diskussion, ob große Flächen an Monokulturen für die notwendige Energiepflanzen-Beimischung von Kommunen und Bevölkerung mitgetragen werden. Neue wissenschaftliche Studien ließen zudem an der Klimaneutralität von Bioenergie zweifeln.
(Pat Christ)

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