Kommunales

18.03.2011

Lichtblick für den ländlichen Raum

Bei den 13. Münchner Tagen der Landentwicklung gehen Wissenschaft und Politik in der Sicht der Dinge auseinander

Jakob Kreidl gibt sich versöhnlicher: Als der Zukunftsrat unlängst seine Thesen zur Zukunft des ländlichen Raumes veröffentlichte – darin wurde den Gebieten abseits der bayerischen Metropolen nur noch eine Rolle als Schlafstätten und Erholungsorte für gestresste Großstädter zugewiesen –, da zürnte der Präsident des Bayerischen Landkreistags, besagtes Konzept sei „völlig ungeeignet“ und „massiver Widerstand“ garantiert. Doch bei den 13. Münchner Tagen der Bodenordnung und Landentwicklung, im Freistaat das wichtigste Diskussionsforum für den ländlichen Raum, schlug der CSU-Politiker neue Töne an: „Lediglich eine Diskussionsgrundlage“ sei besagtes Papier, und selbstverständlich lasse sich „die demographische Entwicklung nicht aufhalten“. Natürlich nicht: Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird sich die Zahl der Menschen in Bayern im Alter von über 60 Jahren nahezu verdoppeln. Selbst wenn man diese Tendenz aufhalten wolle, rechnet Kreidl vor, müsste man ab sofort für die nächsten 60 Jahre zu den geburtenstarken Jahrgängen der 1970er Jahre zurückkehren. Und schiebt, ganz CSU-Politiker, hinterher: „Doch da hilft auch keine Zuwanderung!“


„Unterschiedlich geschickt“


Nicht auf christsozialer Parteilinie zeigte sich Organisator Holger Magel, der Präsident der Akademie für den ländlichen Raum, in seiner Eröffnunsrede. „Was ist, wenn die Menschen und Regionen ihre Chancen unterschiedlich stark oder geschickt wahrnehmen, was ist, wenn es unterschiedliche Meinungen gibt bei der Frage der Mindestdaseinsinfrastruktur?“, fragte Magel und löst sich von einer auf den Raum zwischen Spessart und Karwendel beschränkten Perspektive, stellte vielmehr die Frage, „ob unsere institutionellen und unsere Förderlandschaften den Herausforderungen überhaupt noch gewachsen sind?“ Darüber wird nicht jeder im „Staatssekretärsausschuss für den ländlichen Raum“ schmunzeln können.
Substanziell wenig Neues beizutragen hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), der sich argumentativ auf ganz sicheren und äußerst ausgetretenen Pfaden bewegte: „Es sind gerade unsere ländlichen Gemeinden und Städte, die unserem Gemeinwesen seine prägende Identität geben“, „Unser Land wäre deutlich ärmer, wenn uns Tugenden wie Heimatliebe und heimatliche Verwurzelung abhanden kämen“ sowie „Wir sind uns einig, dass sich städtische wie ländliche Regionen gleichermaßen gut und bestmöglich entwickeln müssen“, lauteten nur drei seiner Plattitüden.
Fast schon sarkastisch in seinen Anmerkungen wurde der Vorsitzende des nationalen Beirats für Raumentwicklung, Rainer Danielzyk – und setzte sich gleichwohl von Panikszenarien manches Vorredners ab, sah vielmehr einen Lichtblick für „die ländlichen Räume“ (den Singular hält Danielzyk aufgrund der Differenzen für wissenschaftlich unangebracht). Die „Quadratmeterzahl an Schwimmhallenfläche“ könne nicht Vergleichsmaßstab sein bei der Sportinfrastruktur zwischen Metropolen und ländlichen Regionen – „dafür haben die ja beispielsweise ihre Baggerseen“. Dass dies wichtig sei, davon „steht nichts im Grundgesetz“. (André Paul)

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