Kommunales

Ärzte gibt es immer mehr in Deutschland. Nur will kaum einer der neuen noch in einer Praxis auf dem Land arbeiten. (Foto: dpa)

13.12.2016

Lob und Ablehnung für CSU-Plan einer Landarzt-Studienplatzquote

Die Freien Wähler und die Krankenkassen finden es gut, Sozialdemokraten, Medizinprofessoren und Studentenvertreter sind dagegen

In immer mehr bayerischen Dörfern fehlt es an niedergelassenen Allgemeinmedizinern, viele der noch tätigen sind älter als 60 Jahre, Nachfolger für die Praxen nicht in Sicht. Es droht ein Versorgungsengpass. Die CSU plant deshalb eine Quote: Ein Teil der Studienplätze soll jenen vorbehalten bleiben, die sich verpflichten, nach dem Examen als Landarzt tätig zu sein.Der Plan erntet Kritik und Zustimmung gleichermaßen. Professor Hans Drexler, Dekan der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, ist dagegen. Schuld am Hausärztemangel seien vor allem die unattraktiven Arbeitsbedingungen für die Kollegen. Statt einer Quote, fordert Drexler mehr Studienplätze. Dass es auf dem Land aber überhaupt noch auf lange Sicht niedergelassene Allgemeinmediziner gibt, glaubt der Professor ohnehin nicht. Die Zukunft werde den sogenannten medizinischen Versorgungszentren gehören. Unterstützung erfährtdie CSU von den Freien Wählern. „Wir haben das schon länger gefordert“, freut sich Karl Vetter, gesundheitspolitischer Sprecher der FW-Landtagsfraktion und selbst Orthopäde. Die Freien Wähler wollen zusätzlich noch „eine stärkere Berücksichtigung einer abgeschlossene einschlägigen Berufsausbildung oder besondere Leistungen in einem fachspezifischen Eignungstest für die Zulassung zum Medizinstudium“. Bisher, klagt Karl Vetter, sei es in Bayern so, dass die Note durch anrechenbare Vorleistungen um nicht mehr als 1,0 verbessert werden kann. Für ein Medizinstudium in Bayern reicht somit bei einem üblichen Numerus clausus von 1,0 bis 1,2 selbst ein noch gutes Abitur mit abgeschlossener einschlägiger Ausbildung nicht für eine Zulassung aus. „Damit sind die Regeln im Bundesvergleich nirgends so streng wie in Bayern“, kritisiert der FW-Experte. „Und das muss nicht sein.“

"Eine Zumutung", schimpfen Studentenvertreter

Die Sozialdemokraten halten dagegen nichts davon. Das sei „leider keine sinnvolle Maßnahme“, so Kathrin Sonnenholzer, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Es gibt keine Möglichkeit, die so ausgebildete Ärzte nach Abschluss dazu zu zwingen, sich auch auf dem Land niederzulassen. Obendrein bangt die SPD, dass die Idee Betrüger anlockt: „Angesichts der Tatsache, dass Medizinstudienplätze sehr begehrt sind, ist zu befürchten, dass das Instrument missbraucht wird, um überhaupt einen Studienplatz zu bekommen“, warnt Sonnenholzer. „Strikt ablehnend“ zeigen sich auch jene, die die Politik damit im Blick hat – die künftigen Ärzte. Es sei „eine Zumutung, jungen Menschen abzuverlangen, sich zu einer hausärztlichen Tätigkeit in einer unterversorgten Region zu verpflichten, bevor sie überhaupt die Gelegenheit hatten, den Beruf, das Fach und die Arbeitsbedingungen kennen zu lernen“, schimpft Solveig Mosthaf, Sprecherin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd). Die Quote „kann und darf eine solche Verpflichtung kein Auswahlkriterium für eine Zulassung zum Medizinstudium darstellen, sagt sie doch nichts über die fachliche oder soziale Eignung des Bewerbers aus“, so die bvmd-Studentin. Unterstützung signalisieren wiederum die Kassen. „Der Vorschlag kam von unserem Vorstand bereits vor zwei Jahren“, so Michael Weller, Leiter des Politikbereichs beim Bundesverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Man müsse angesichts der immer drängender werdenden Ärzteknappheit „neue Wege gehen“, so der GKV-Vertreter. (André Paul)
Lesen Sie dazu auch das Interview mit Professor Hans Drexler in der gedruckten Ausgabe der Bayerischen Staatszeitung vom Freitag, 16. Dezember 2016.

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.