Kommunales

Eine besondere Herausforderung stellen derzeit die neuen Legal Highs oder Research Chemicals dar. (Foto: dpa)

26.05.2017

Neue Wege in der Suchtprävention

Symposium des Bezirketags und des Bildungswerks in Irsee

Bei Sucht denken viele Menschen zunächst an Alkohol oder Heroin. Hinter diesem Begriff verbirgt sich jedoch viel mehr. Neben Drogen- und Alkoholsucht forderten in den vergangenen Jahren auch die neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) wie Badesalze oder Kräutermischungen die Suchtkrankenversorgung in Bayern heraus. Auch das Versinken in Online-Rollenspiele oder andere Formen von pathologischem Internetgebrauch sind in der Suchthilfe Themen, die immer stärker Beachtung finden.

Im Auftrag der Gesundheitsunternehmen der bayerischen Bezirke haben deshalb der Bezirketag und sein Bildungswerk in Irsee ein Symposium zu den neuen Herausforderungen in der Suchtkrankenversorgung veranstaltet. Josef Mederer, Präsident des Bayerischen Bezirketags, machte klar, dass die Gründe für Abhängigkeitserkrankungen so vielfältig sind wie ihre Auswirkungen: „Sucht entsteht nicht von heute auf morgen. Vielmehr sind verschiedene Faktoren für eine Erkrankung verantwortlich. Suchterkrankungen sind komplex und verursachen erhebliche gesundheitliche, soziale und volkswirtschaftliche Probleme.“ Für ihn stelle Sucht deshalb nicht nur eine individuelle, sondern auch eine „gesamtgesellschaftliche Herausforderung“ dar.

Ausdifferenziertes Versorgungsnetzwerk


Dass es in Bayern bereits ein sehr gutes und auch ausdifferenziertes Versorgungsnetz gibt, darin waren sich die Teilnehmer des Symposiums einig. Dennoch muss die Suchtkrankenversorgung immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden, um auf neue Entwicklungen zu reagieren und um möglichst allen Suchtkranken gerecht zu werden.

Eine besondere Herausforderung stellen derzeit die neuen psychoaktiven Substanzen dar, die auch als Legal Highs oder Research Chemicals bekannt sind. Seit 2014 steigt laut Professor Norbert Wodarz vom Zentrum für Suchtmedizin am Bezirksklinikum Regensburg die Zahl der NPS-Todesfälle deutlich an. Die häufig wechselnden Zusammensetzungen der Inhaltsstoffe machen diese synthetisch hergestellten Drogen besonders unberechenbar und deshalb auch gefährlich. Bis vor kurzem waren diese zudem noch legal und problemlos über das Internet erhältlich. Die Politik hat bereits mit einem Verbot der neuen psychoaktiven Stoffe reagiert. Das Gesetz ist im November 2016 in Kraft getreten. Ob dadurch die Zahl der Konsumenten zurückgeht, wird sich erst noch zeigen.

In der Drogenpolitik ist vieles in Bewegung


Dass in Bayerns Drogenpolitik auch vieles in Bewegung ist, zeigte sich in der Diskussion mit der Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, Kathrin Sonnholzner (SPD), und ihrem Stellvertreter, Bernhard Seitenath (CSU). So habe man sich auf Bundesebene erfolgreich für mehr Rechtssicherheit für behandelnde Ärzte in der Substitutionstherapie stark gemacht. Auch habe die CSU-Landtagsfraktion einer langjährigen Forderung der SPD zugestimmt, ein Modellprojekt zu starten, in dem bei einer Heroinüberdosis das Mittel Naloxon durch medizinische Laien verabreicht werden dürfe.

Keine Einigkeit besteht weiterhin bei Drogenkonsumräumen. Während die SPD sich für die Einrichtung von solchen geschützten Räumen zum Drogenkonsum in München und Nürnberg einsetzt, lehnt die CSU diese Forderung strikt ab. Auch der Bayerische Bezirketag hat sich schon vor gut einem Jahr für die Errichtung von Drogenkonsumräumen in Kommunen, die es aufgrund ihrer besonderen Drogenszene für erforderlich halten, ausgesprochen.Bezirketagschef Mederer betonte deshalb auch noch einmal: „Der erneute Anstieg von Drogentoten zeigt, dass wir frei von jeglicher Ideologie auch bereit sein müssen, neue Wege wenigstens zu denken.“ Denn nur so bekommen die Betroffenen die Hilfe, die sie auch brauchen. (Michaela Spiller)

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