Kommunales

Bis zu 40 Mal am Tag setzte Nikolaus Werner (61) in den vergangenen Jahren die Menschen über den Fluss. Nun geht er in Rente. (Foto: Paul)

10.03.2017

Neuer Fährmann gesucht

Jahrelang setzte Nikolaus Werner die Menschen bei Neustadt über den Fluss – nun geht er in Rente und die Stadtverwaltung braucht einen Nachfolger

Seit fast 850 Jahren ist die Eininger Fähre über die Donau in Betrieb. Der derzeitige Fährmann Nikolaus Werner (61) möchte aufhören, und die Stadtverwaltung von Neustadt a. d. Donau sucht nun dringend einen Nachfolger – für einen manchmal fordernden, aber irgendwie auch schönen Job.

Grau und schwer hängt der Himmel über der Donau an diesem Vormittag, ein kalter, heftiger Wind peitscht den Regen über das Wasser und lässt das Stahlseil der Fähre baumeln, die Wellen schwappen ans Ufer. Ja, auch das kann Arbeitsalltag sein für einen Fährmann. Und Nikolaus Werner – groß, kräftig, schwarzer Anorak, blaue Wollmütze und ein struppiger Schnauzbart – kennt solche Tage zu Genüge aus den vergangenen sechs Jahren, in denen er zwischen den Donauufern der beiden Neustadter Ortsteile Eining und Hienheim im Landkreis Kelheim hin und her pendelte.

Noch ist sein Floß am Ufer festgemacht, wie jedes Jahr zwischen 3. Oktober und Mitte März. Erst dann beginnt wieder die rund sechsmonatige Saison – und dann aber richtig. „Ich war an sechs Tagen pro Woche im Einsatz, immer von 8 Uhr morgens bis mindestens 21 Uhr abends“, berichtet der 61-jährige Fährmann, der zuvor als Zeitsoldat bei der Bundeswehr arbeitete – unter anderem bei den Fliegern an der deutsch-niederländischen Grenze – und nach seiner Verrentung mit Mitte 50 noch eine sinnvolle Beschäftigung suchte. Nur an den Montagen hatte der Pächter der Fähre seither frei.

Gesund, fit und mit Schiffsführerschein Klasse "B"


Seiner Frau und seiner Familie – inzwischen sind Enkel da – war das auf Dauer zu wenig. Und deshalb hat Nikolaus Werner gekündigt. Die Stadtverwaltung von Neustadt a. d. Donau muss sich also für die nächste Saison einen neuen Fährmann suchen. Der werde dann auch, verspricht Emma Limmer, die Geschäftsleiterin im Rathaus, nicht mehr als Pächter beschäftigt, sondern richtig bei der Kommune angestellt. Gesund und fit müsse der Bewerber sein und den Schiffsführerschein der Klasse „B“ besitzen beziehungsweise bereit sein, selbigen vorher abzulegen. Aufs Jahr gerechnet ergibt sich für den Neuen dann eine wöchentliche Arbeitszeit von 39 Stunden. Der Rest wird dann in Herbst und Winter abgebummelt „oder er kommt im städtischen Bauhof zum Einsatz“, erläutert Emma Limmer. Monatlich rund 2480 Euro brutto will sich das die Kommune kosten lassen, so die Geschäftsleiterin.

Der Nachfolger tritt in eine lange Tradition an, eine sehr lange. Ein blaues Schild am Ufer weist in einer Chronik darauf hin, dass bereits im Jahre 1270 „das Ferglehen mit dem Recht und Pflicht zur Überfahrt über die Donau“ erstmals urkundlich erwähnt wurde. Später wurde das Fährgeschäft dann offiziell als Lehen verpachtet und im 16. Jahrhundert weist Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut, in dessen Herrschaftsbereich Eining lag, seine Pächter darauf hin, „jederzeit die Eimer des Weines und alles Salz an der Mautstätte zu Neustadt getreulich zu verzollen“. Von nichts kommt halt nichts.

Nur noch ein Dutzend entlang der Donau


Verzollt wird heute nichts mehr, nur noch bezahlt für die eineinhalbminütige Überfahrt auf der rund 125 Meter langen Strecke: ein Euro pro Person, zwei Euro pro Auto – ein Pkw kann dank der drei Tonnen Traglast pro Fahrt mitgenommen werden. „Der meiste Betrieb ist immer in den Sommermonaten am Wochenende, da sind vor allem viele Ausflügler mit dem Radl unterwegs“, berichtet Nikolaus Werner. Mehr als 40 Überfahrten – hin und zurück – an einem Tag sind dann keine Seltenheit. Schließlich lockt am Eininger Ufer ja auch noch ein in der Gegend recht beliebter Biergarten. Viele Fährmänner gibt es nicht mehr an der bayerischen Donau, rund ein Dutzend mögen es wohl noch sein, rechnet Nikolaus Werner nach. Im nahen Bad Abbach nutzten neben den Touristen auch noch die örtlichen Landwirte die Dienste seines dortigen Kollegen. Ein anstrengender Job ist es sicher nicht, auch wenn der Rücken natürlich beansprucht wird. Aufpassen muss man halt auf die Fahrgäste. „Bei Regen sind die Planken mitunter glitschig, da rutscht man aus“, berichtet der scheidende Eininger Fährmann. Gesetzt den Fall, es fällt doch mal ein Fahrgast ins Wasser, hat er trotz der nur knapp 1,80 Meter Tiefe der Donau Rettungswesten an Bord. „Der Fluss fließt hier mit mehr als drei Metern pro Sekunde – das geht dann ganz schön ab.“
(André Paul)

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