Kommunales

Das von 1902 bis 1905 erbaute Nürnberger Opernhaus, einst eine Perle des Jugendstils. (Foto: Ludwig Olah)

05.10.2012

Nürnberg im Zugzwang

Der Freistaat kofinanziert die Sanierung des maroden Konzertsaals nur, wenn die Stadt die andere Hälfte trägt

In den höchsten Tönen lobte Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) die Staatsoper Nürnberg, als „Flaggschiff der Metropolregion Nürnberg und des Freistaats“. Was seinen Kollegen, den bayerischen Finanzminister Markus Söder (CSU), nicht hinderte, anschließend Nürnberg bei der Frage der dringenden Sanierung des Opernhauses, den Schwarzen Peter zuzuspielen und die Stadt Nürnberg – zusammen mit dem Freistaat Träger des Nürnberger Staatstheaters – in Zugzwang zu bringen. Söder gab nämlich bei dieser Pressekonferenz im Staatstheater bekannt, dass sein Haus 100 000 Euro für eine „Machbarkeitsstudie“ für die Opernhaussanierung bereitstelle und überdies im nächsten Haushalt zusätzliche 800 000 Euro für das Staatstheater Nürnberg einstelle. Das wiederum zwingt die Stadt, trotz der klammen Haushaltslage die Hälfte bei der Finanzierung des Staatstheaters zu schultern.


Heimatfreund Söder


Die Pressekonferenz, an der neben den beiden Ministern nur noch Peter Theiler, der Intendant des Staatstheaters, teilnahm, kam gleichwohl einem Affront gleich: Vertreter der Stadt waren gar nicht erst eingeladen worden, weder Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) noch die Kulturreferentin Julia Lehner (CSU). Und so wurde – ein Jahr vor den Landtagswahlen – die Vorstellung zum profilträchtigen Heimspiel für den gebürtigen Nürnberger Markus Söder. Der macht sich in letzter Zeit nämlich – und zwar nicht nur kulturell – auffallend für seine Heimatstadt stark. So unter anderem mit der im Frühjahr dieses Jahres angekündigten Sanierung der (im Staatsbesitz befindlichen) Nürnberger Burg. Die kostet mehr als 15 Millionen Euro und soll – was natürlich nur ein Zufall ist – im Wahljahr 2013 abgeschlossen sein.
Das Ausweichquartier für das Nürnberger Musiktheater wird wohl drei Spielzeiten lang in Betrieb sein, so lang soll die Renovierung dauern. Doch das Provisorium soll danach keines bleiben: Da Nürnberg sowieso einen modernen Konzertsaal braucht, könne man das Gebäude anschließend als neuen Konzertsaal nutzen.
Doch genau an dem Punkt haben sich die Nürnberger Vorstellungen seit Monaten festgefahren; denn zum einen muss die Stadt den Konzertsaal zur Hälfte mitfinanzieren, zum anderen ist dessen Standort – Innenstadt oder Peripherie – umstritten. Außerdem verbindet sich die Sanierung des Opernhauses mit der Zukunft der 1963 als Konzert- und Kongressgebäude eröffneten „Meistersingerhalle“. Denn die genügt heutigen Anforderungen an musikalische Qualität nicht mehr, ist renovierungsbedürftig, steht unter Denkmalschutz. Als Konzertsaal wird sie künftig nicht mehr geeignet sein.
Mit seinem Vorstoß hat Söder nun in die schon lang andauernde Diskussionen um diese Fragen neues Leben gebracht. Die Zeit drängt, denn im Opernhaus tickt eine Zeitbombe: Aus Sicherheitsgründen kann mit der Erneuerung der völlig veralteten, in vielen Teilen noch aus der Anfangszeit des Opernhauses um 1905 stammenden alten Bühnentechnik nicht mehr gewartet werden – wenn man die Schließung des Hauses nicht in Kauf nehmen will.
Denn da wird zum Teil noch mit Holzrollen, auf denen Hanfseile laufen, gearbeitet. Schnelle Wandlungen des Bühnenbildes – heute vor allem für Inszenierungen internationaler Gastspiele erforderlich – sind kaum noch möglich. Und auch Hinterbühne und Seitenbühnen, auf denen die Kulissen für mehrere Produktionen lagern und schnelle Umbauten von heute auf morgen ermöglichen, fehlen.
Die von Söder geforderte Machbarkeitsstudie verlangt freilich zunächst ein von der Stadt Nürnberg in eigener Regie zu erstellendes schlüssiges Konzept. Diese „Bringschuld“, von welcher der Finanzminister spricht, sei ebenso Voraussetzung dafür, dass Nürnberg und sein Musiktheater auch weiterhin ein „Leuchtturm für die Metropolregion und ganz Nordbayern“ bleiben. Dafür hat das Finanzministerium als ersten Schritt – und als Anreiz für die Stadt Nürnberg – schon mal 3,6 Millionen in den nächsten Haushalt eingestellt. Doch die Beamten in München hoffen auch auf Mittel der Städtebauförderung, so dass es mit den Arbeiten noch im Laufe der nächsten Legislaturperiode losgehen kann. Bis 2018 soll das Projekt dann fertig sein.
(Friedrich J. Bröder)

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