Kommunales

Kräftig angepackt wird im Freilandmuseum Fladungen, damit der „Hof für Jung und Alt“ bald fertig ist. Das Projekt ist eine Maßnahme im Rahmen des Regionalmanagements. (Foto: Freilandmuseum)

22.10.2010

Rasante Entwicklung in der Rhön

Das nördliche Unterfranken ist wegen seines Regionalmanagements „Bayerns Region des Jahres 2010“

Auf dem „Hof für Jung und Alt“ im Fladunger Freilandmuseum darf alles angefasst, sogar verwendet werden. Wie wohnten bäuerliche Familien um 1900? Wie aßen sie, wie bereiteten sie ihre Nahrung zu, wie wurde geputzt? Ab 2011 können Museumsbesucher dies in einem Dreiseithof aus Leutershausen bei Bad Neustadt erleben. Der „Hof für Jung und Alt“ ist eines von fast 100 Projekten, die seit 2003 aus dem prämierten Regionalmanagement von Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld hervorgegangen sind.
70 dieser Projekte wurden bereist realisiert, 16 sind in der Realisierungsphase, zehn werden derzeit auf den Weg gebracht. Seit 2003 wurden damit Gesamtinvestitionen von rund 13 Millionen Euro ausgelöst. Damit konnten für die rund 190 000 Einwohner der Region Arbeitsplätze geschaffen, zahlreiche erhalten werden.
Motor hinter der rasanten Entwicklung in der Rhön sind drei Frauen: Cordula Kuhlmann, auf Regionalplanung spezialisierte Ingenieurin, Ursula Schneider, Biologin mit viel Erfahrung im Projektmanagement, sowie die Geografin Mandy Schiller. Seine Innovationsfreudigkeit bescherte dem Trio die Auszeichnung „Regionalmanagement – Bayerns Region des Jahres 2010“.
Die drei Managerinnen verstehen sich als Anlaufstelle für alle möglichen und, auf den ersten Blick, manchmal unmöglich erscheinenden Ideen, wie die dünn besiedelte, strukturschwache Region im nördlichen Unterfranken „aufgepeppt“ werden könnte. Ideen gibt es reichlich: „An jedem dritten bis vierten Arbeitstag werden wir mit einem Projektvorschlag konfrontiert“, so Cordula Kuhlmann. Bis aus einer Idee wie dem „Haus für Jung und Alt“ ein echtes Projekt wird, ist allerdings ein langer Weg zu beschreiten. Viele Projekte durchlaufen zunächst einen Erörterungsprozess in einer so genannten Projektgruppe. Allein dies gehört zu jenen „Innovationen“, für die die Auszeichnung „Bayerns Region des Jahres 2010“ vergeben wurde. Anders als in Arbeitsgruppen, wo sich Gleichgesinnte treffen, um etwa über Klimaschutz zu diskutieren und Projektideen zu spinnen, treffen sich in der Projektgruppe alle, die aus unterschiedlichen Interessen heraus ein konkretes Vorhaben verwirklichen wollen. 15 solcher Projektgruppen laufen gerade in Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Aufgabe von Cordula Kuhlmann und Ursula Schneider ist es, möglichst viele Akteure für die Realisierung eines Projekts zusammenzubringen.

Multimediales über Steine

Im Markt Euerdorf bei Bad Kissingen zum Beispiel wird derzeit in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche ein „Haus des Steins“ realisiert. Ein in der Region bisher vernachlässigtes Thema soll dort künftig multimedial aufbereitet werden: Die Geologie der an Millionen Jahre alten Steinen und Fossilien reichen Rhön. Das alte Forsthaus, das derzeit zum modernen Museum umgestaltet wird, beherbergt eine paläontologische Sammlung, die bislang ein Schattendasein führte. Das geplante Museumsprojekt wird durch eine ungewöhnliche Kooperation, die Kuhlmann und Schneider einfädelten, spannend: Der „Trias-Markt“ Euerdorf geht mit dem „Jura-Markt“ Mörnsheim im Altmühltal zuammen. Besucher des Euerdorfer „Haus des Steins“ haben damit künftig die Möglichkeit, sich auf eine interessante Reise vom Trias in den Jura zu machen.
Partner zusammenzubringen ist das eine, Geld aufzutreiben das andere. Einer der wichtigsten Jobs der Regionalmanagerinnen ist es, möglichst viele Fördertöpfe aufzuspüren. 15 Förderinstrumente stehen derzeit zur Auswahl. LEADER ist ein besonders wichtiges. Daneben helfen der Freistaat oder die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Projekte auf den Weg zu bringen. Wer einmal über einem Förderantrag gebrütet hat, weiß, welche Hürden dabei überwunden werden müssen. Auch die zahlreichen Akteure aus Bad Kissingen und der Rhön, die sich in den vergangenen sieben Jahren um Projektsubventionen bemühten, machten diese Erfahrung.
Damit nicht immer wieder über die gleichen Hürden gestolpert wird, entwickelten Cordula Kuhlmann und Ursula Schneider eine Arbeitshilfe für Projektgruppen, die durch den Antragsdschungel lotst. Diese Neuerung aus der Region wird inzwischen bayernweit eingesetzt.
Fördermittel, so wichtig sie für den Start eines Projekts sind, dürfen stets nur die Funktion eines „Katalysators“ haben, betont Cordula Kuhlmann. Jedem Projektträger müsse klar sein: „Nach spätestens zwei Jahren ist damit Schluss.“ Deshalb werden von Beginn eines Projekts an Pläne ausgetüftelt, wie es nach Auslaufen der Anschubfinanzierung finanziell weitergehen kann. Bisher, und darauf sind die beiden Frauen stolz, ging es immer weiter.
Jüngstes Mitglied im landkreisübergreifenden Regionalmanagement ist seit eineinhalb Jahren die Würzburger Geografin Mandy Schiller. Sie will Bad Kissingen und die Rhön als Destination für Gesundheitstouristen weiterentwickeln. Die Gesundheitswirtschaft gilt zusammen mit dem Tourismus als regionale „Schlüsselbranche“. Schillers Aufgabe in den kommenden Jahren besteht darin, das noch nicht vollständig erschlossene, gesundheitswirtschaftliche Potenzial auszuschöpfen. (Pat Christ)

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