2300 Quadratmeter groß, drei Stockwerke hoch und rund 2,5 Millionen Euro teuer ist die geplante neue Ditib-Moschee von Regensburg. (Foto: Yilbirt)
Die Erdoğan-treue Ditib-Gemeinde plant derzeit eine neue Moschee in Regensburg. In der vergangenen Woche wurde das Projekt in der Oberpfälzer Bezirkshauptstadt offiziell vorgestellt. Während die Stadtspitze das Projekt begrüßt, fühlen sich viele Bürger übergangen. Bei den Stadtratsfraktionen gingen zahlreiche Mails ein..
Ein kalter Wind weht an diesem Nachmittag durch den Regensburger Osten. Die Frau mit den beiden Penny-Einkaufstüten mag nicht stehen bleiben. Was sie von Seehofers Satz halte, der Islam gehöre nicht zu Deutschland? Sie lacht kurz und böse auf: „Das kann man bald umgedreht fragen: Gehört Deutschland zum Islam?“
Wenn derzeit über Wahlerfolge von Rechtspopulisten und über eine gefühlt oder tatsächlich gewachsene Fremdenfeindlichkeit in Deutschland gesprochen wird, dann versichern die Vertreter der etablierten Parteien und der beiden großen christlichen Kirchen meist, dass man fortan die „Ängste der Menschen ernst nehmen“ möchte. Die Ereignisse rund um die geplante neue Moschee von Regensburg lassen den Eindruck zu, dass dies weitgehend nur Lippenbekenntnisse sind.
12 000 eher ablehnende Mails erreichen die Stadtratsfraktionen
In der vergangenen Woche wurde das Projekt in der oberpfälzischen Bezirkshauptstadt offiziell vorgestellt. Es ist nach den Modellen der Architekten kein Gebäude, das unbedingt dezent wirkt, davon zeugt bereits das prächtige Minarett, auf das andere Moscheegemeinden zuletzt wiederholt verzichtet hatten. Drei Stockwerke ist das Gebäude auf einer Grundfläche von 2300 Quadratmetern hoch, rund 2,5 Millionen Euro betragen die Baukosten. Als Fälschung freilich entpuppte sich eine zwischenzeitlich von Moscheegegnern ins Netz gestellte Aufnahme, die das Minarett perspektivisch über den Kirchturm ragen ließ – was Unsinn ist, der Kirchturm ist deutlich höher.
Bauherr der Moschee ist die teilweise vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation Ditib, die von ihren leitenden Mitgliedern in der Öffentlichkeit gern als „türkisch-islamischer Kulturverein in Deutschland“ bezeichnet wird. Das ist formal nicht falsch – aber eben auch nicht die ganze Wahrheit. Sämtliche Imame von Ditib werden von der staatlichen türkischen Religionsbehörde Dyanet ausgesucht. Die wiederum untersteht direkt dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim, einem treuen Gefolgsmann von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan – der politische Gegner widerrechtlich inhaftiert, in Nachbarländer einmarschiert und sich gerade anschickt, durch eine autoritäre neue Verfassung die Demokratie in seinem Land schrittweise zu beseitigen. Von Ditib-Funktionären wird das jedoch gar nicht oder kaum thematisiert. Das Gotteshaus werde „ein Schatz für Muslime und für ganz Regensburg“, kündigte der Dialogbeauftragte von Ditib für Südbayern, Aykan Inan, an. Außerdem sei das alte Gotteshaus zu klein geworden für die bis zu 300 Gläubigen, die jeden Freitag zum Gebet kämen.
Doch viele Regensburger möchten wohl nicht auf diese Weise beschenkt werden. Bei den Stadtratsfraktionen gingen fast 12 000 eher ablehnende Mails ein – viele davon allerdings anonym. In der Nachbarschaft des geplanten Gebäudes im Viertel Hohes Kreuz sind auf Nachfrage durchaus viele kritische Stimmen zu hören – nur namentlich zitieren lassen möchte sich niemand, zu groß ist die Angst, als „islamophob“ oder „rechts“ zu gelten. Hintergrund: Der Südosten der Kommune galt viele Jahre als sozialer Brennpunkt. Nirgendwo in der Oberpfalz leben mehr Migranten, „typisch bayerisch“ ist das Straßenbild hier eher nicht.
Die Bürgermeisterin sieht allein die AfD am Werk
Zur Wortführerin der kritischen Stimme in der Stadt wurde in dieser Angelegenheit die CSU-Stadträtin Bernadette Dechant. Im Viertel seien „auf 48 Hektar bereits sieben Moscheegemeinden mit ihren Gebetsräumen ansässig“, gab Dechant zu bedenken, fast die Hälfte der Einwohner vom Hohen Kreuz habe keinen deutschen Pass. Doch nachdem Vertreter von SPD und Grünen der CSU-Frau „Populismus“ und „geistige Brandstiftung“ vorwarfen, sie in der lokalen Presse nicht sonderlich gut wegkam und zuletzt der Dialogbeauftragte der bayerischen evangelischen Landeskirche, Rainer Oechslen, eifrig kund tat, dass man den Moscheebau „ausdrücklich unterstütze“, da ruderte die in ihrer Heimatkommune so gezielt isolierte CSU-Politikerin schrittweise zurück.
Auch im Rathaus wünscht man keine kritischen Stimmen über die Moschee. Die derzeit für den suspendierten OB Joachim Wolbergs amtierende Zweite Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (beide SPD) befand kategorisch: „Darüber kann es keine Diskussion geben.“ Und überhaupt: Die Aufregung sei „von außen nach Regensburg getragen worden, von AfD-nahen Menschen“.
Mit Sorge beobachtet Bayerns neue Sozialministerin und bisherige Integrationsbeauftragte, Kerstin Schreyer (CSU), Entwicklungen wie jene in Regensburg. Stadträte seien auch gewählt, um die Ängste der Menschen aufzugreifen, sagte Schreyer der Staatszeitung – und nichts anderes habe Bernadette Dechant getan. Es passiere immer häufiger – unter anderem – bei Podiumsdiskussionen –, dass kritische Stimmen sofort in die rechte Ecke gestellt würden. „Aber es muss möglich sein, diese Sorgen zu artikulieren und das müssen wir als Gesellschaft auch aushalten.“ (André Paul)
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