Kommunales

München Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (von links), Stadtwerkechef Florian Bieberbach und Lajos Csery, Geschäftsführer von muenchen.de, neben einem Bildschirm, auf dem eine 3-D-Karte des Versuchsgebiets zu sehen ist. (Foto: Stäbler)

19.01.2018

Smart Data für München

Die Landeshaupstadt beteiligt sich mit Wien und Lyon an einem EU-weiten Zukunftsprojekt

Auf dem Heimweg von der Arbeit kommt Erika Mustermann am Münchner S-Bahnhof Westkreuz an. Von dort sind es noch gut 1000 Meter bis zu ihrer Wohnung – doch wie soll sie den Rest des Weges zurücklegen? Kurzerhand zieht Erika Mustermann ihr Smartphone hervor und loggt sich ins WLAN-Netz der Münchner Stadtwerke ein – über einen Hotspot, der im Laternenmast neben ihr steckt. Dieser ist nicht nur Internet-Verteilpunkt, sondern darin finden sich auch Sensoren, die unter anderem den Verkehrsfluss und die Luftqualität messen – doch dazu später.

Zunächst zurück zu Erika Mustermann, die nun über die städtische Smart City-App prüft, welches Verkehrsmittel sie am schnellsten nach Hause bringt. Das Programm kennt nicht nur die Standorte von Leihfahrrädern und Carsharing-Autos in der Umgebung, sondern es wird auch mit Live-Abfahrtsinformationen der Münchner Verkehrsgesellschaft gefüttert.

Erika Mustermann sieht also, dass ihr Bus gerade Verspätung hat, daher entscheidet sie sich fürs Leihfahrrad, das sie direkt am Smartphone bucht. Bevor sie aber damit nach Hause fährt, stoppt Erika Mustermann noch bei der sogenannten Quartiersbox – einer Art universeller Paketstation. Hier tippt sie einen Code ein und schon öffnet sich ein Kühlfach, in dem jene Lebensmittel liegen, die sie heute Nachmittag online beim örtlichen Supermarkt bestellt hat –und nun auch lange nach Ladenschluss bei der Quartiersbox abholen kann.

Im Fokus stehen die Stadtteile Freiham und Neuaubing-Westkreuz


Jene Erika Mustermann scheint in einer Stadt der fernen Zukunft zu leben. Doch ein Großteil dieser urbanen Welt soll dieses Jahr in München schon Wirklichkeit werden. Hintergrund ist das EU-Projekt „Smarter Together“, für das sich die Landeshauptstadt in Kooperation mit der österreichischen Hauptstadt Wien und dem französischen Lyon erfolgreich beworben hat.

Diese drei Metropolen sind nun eine Art Versuchslabor: In ihnen sollen intelligente Lösungen in Sachen Energie, Mobilität und Digitalisierung entwickeln und erprobt werden – unterstützt mit 25 Millionen Euro von der EU. Allein ins Münchner Projekt fließen rund 20 Millionen Euro, davon 6,8 Millionen Euro an EU-Fördermittel. Hinzu kommen kommunale Eigenmittel und Gelder von Partnern.

Zwei Stadtteile haben sich die Verantwortlichen in München herausgepickt, die zur „Smart City“ werden sollen: zum einen Freiham, ein 350 Hektar großes Neubaugebiet im Münchner Westen, wo dereinst 25 000 Menschen leben werden. Und zum anderen das benachbarte Neuaubing-Westkreuz, eines der größten energetischen Sanierungsgebiete in Deutschland. Denn, so der Zweite Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU): „Wenn München zur Smart City wird, dann setzen wir nicht nur auf Neubaugebiete. Wir nehmen alle Bürger der Stadt mit in die Zukunft.“

Lichtmasten entscheiden selbst,  wie hell sie gerade leuchten wollen


Wie diese Zukunft aussehen könnte, das wird im Rahmen des EU-Projekts erforscht. Was dabei heuer konkret geplant ist, hat Schmid nun vorgestellt. So sollen unter anderem im Versuchsgebiet 60 intelligente Lichtmasten aufgestellt werden. Sie entscheiden nicht nur eigenständig, wie hell sie gerade leuchten, sondern sie dienen auch (siehe oben) als WLAN-Hotspot und sammeln allerhand Daten – von Feinstaub- bis zu Verkehrswerten.

Ohnehin seien Daten „das Rückgrat jeder Smart-City-Strategie“, sagt Joseph Schmid, der jedoch auch die Bedeutung des Datenschutzes unterstreicht: „Uns geht es nicht um Big Brother und Big Data, sondern um Smart Data.“ Beim Thema Verkehr sollen im Sommer vier Mobilitätsstationen eröffnet werden, wo vom Fahrrad bis zum Carsharing-Auto und vom Pedelec bis zum Lasten-Dreiräder allerlei Fahrzeuge bereitstehen. An zwei dieser Stationen gibt es überdies die erwähnte Quartiersbox – für einen „24-Stunden-Liefer- und Tauschservice“, wie es heißt.

Des Weiteren sollen an zentralen Stellen der Stadt digitale Infostelen mit Touchscreens aufgestellt werden. Hier können sich Bürger den Weg zur nächsten Apotheke anzeigen lassen oder herausfinden, wie sie am schnellsten von A nach B kommen – mit dem Leihfahrrad, mit der U-Bahn oder doch lieber zu Fuß. Und all das soll nur der Anfang sein: Noch bis zum Jahr 2021 läuft das EU-Projekt in München. Es kommt also noch einiges zu auf Erika Mustermann. (Patrik Stäbler)

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