Kommunales

Ohne Besucher nutzt das beste Museumskonzept nichts. (Foto: Getty)

20.09.2013

Streit um Fusionspläne

Seit Jahren wächst in Bayern die Zahl nichtstaatlicher Museen – doch viele sind längst nicht mehr rentabel

Hauptsache Quantität: Nach diesem Motto forcierte der Freistaat in den vergangenen Jahren den Museumsbau in den bayerischen Kommunen. Doch inzwischen stellt sich raus: Viele Häuser sind auf Dauer nicht lebensfähig. Für unrentable Museen mahnt der Bayerische Oberste Rechnungshof gern die Zusammenlegung an – nicht immer der optimale Weg.
Da waren sie schon ein wenig verschnupft im schwäbischen Aichach, als der Bayerische Oberste Rechnungshof kürzlich vorschlug, das Wittelsbacher Museum zu schließen und es mit dem Stadtmuseum zusammenzulegen. Fiskalpolitisch gibt es dem Argument des Rechnungshofs wenig entgegenzusetzen: Die Stadt muss jedes Jahr 20 000 Euro zum laufenden Betrieb zuschießen – obwohl das Museum nicht mal 2000 Besucher jährlich anlockt.
Doch der schnöde Mammon allein ist für Bürgermeister Klaus Habermann (SPD) kein Argument: „Wir wollen das Haus auf jeden Fall erhalten. Es handelt sich um ein wichtiges Identifikationsmerkmal.“ Die Region ist der Stammsitz des ehemaligen bayerischen Herrscherhauses. Für das Jahr 2015 ist eine große Sonderausstellung geplant. Man habe auch eine „positive Rückmeldung“ aus dem bayerischen Wissenschaftministerium erhalten, die der Kommune weitere Unterstützung zusichere. Gleichwohl gibt der Bürgermeister zu, dass „man nach 30 Jahren einige Dinge zeitgemäßer gestalten muss“, um für das Publikum weiter attraktiv zu sein.
Als Kulturreferent des Bayerischen Städtetags ist Dieter Rossmeissl „die schon lange währende Diskussion“ um die Zusammenlegung von Museen gut vertraut. Entscheidend sei dabei aber, wie man das praktisch umsetze. Rossmeissl verweist auf die Stadt Nürnberg, die für ihre sechs Museen schon vor geraumer Zeit eine gemeinsame Generaldirektion installierte. Künstlerisch, so erläutert Rossmeissl das Modell, agieren die einzelnen Museen weiterhin eigenständig, doch die Verwaltungsaufgaben werden zentral erledigt. Im oberfränkischen Selb wiederum sei es gelungen, das dortige Porzellanikon mit Geld vom Freistaat um ein Tagungszentrum zu erweitern, was das Haus insgesamt wirtschaftlich robuster gemacht habe. In den vergangenen Jahren habe es, führt der Kulturreferent weiter aus, besonders von Seiten der Landesregierung einen Trend zu immer mehr Museumsgründungen gegeben. „Das neue Sudetendeutsche Museum in München etwa wollte die Stadt gar nicht haben.“

Hausverbot für den Ex-Direktor


Sollte sich eine Stadt dann aber doch zu einer Fusion durchringen, kann das auch zu bösem Blut führen – vor allem unter den Museumsschaffenden, wie man unlängst in Fürth erleben musste. In der mittelfränkischen Kommune war man übereingekommen, zum Jahreswechsel das Stadtmuseum mit dem Rundfunkmuseum zusammenzulegen. Gerd Walther, dem Mitbegründer und langjährigen Leiter des Museums, passte das ganz und gar nicht. Öffentlich prangerte er die Entscheidung des Rathauses an, befürchtete Abstriche beim künstlerischen Niveau des Rundfunkmuseums und einen Personalabbau. Das wiederum wertete Fürths Kulturreferentin Elisabeth Reichert als Illoyalität, inhaltlich stimmt sie dem Direktor ohnehin nicht zu. Inzwischen wurde der Museumschef – wenige Monate vor seiner Pensionierung – ins Stadtarchiv strafversetzt, in seiner ehemaligen Wirkungsstätte erhielt er Hausverbot.
York Langenstein war lange Zeit Leiter der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern – und hat deren zahlenmäßigen Anstieg über die Jahre hinweg mit Skepsis beobachtet. Über 1300 sind es inzwischen „und ein Ende ist nicht abzusehen“. Die Neugründung, hat Langenstein beobachtet, sei oft ein Selbstläufer: Der Minister besucht eine Stadt oder Gemeinde, der Interessent für eine Neugründung tritt an ihn heran, der Politiker verspricht „wohlwollende Prüfung“ – und irgendwann steht das neue Museum dann da, ohne dass etwa die langfristige Finanzierung der Betriebskosten garantiert ist. Wichtige Fragen, etwa jene nach der überörtlichen Bedeutung oder wer als Besucher infrage kommt, würden nicht kritisch genug gestellt. Angesichts dessen sei es richtig, „mit Fingerspitzengefühl“ verstärkt über „sinnvolle Fusionen“ nachzudenken. (André Paul)

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