Kommunales

Die BRK-Rettungsassistenten Christian Fischer (links) und Ralph Schöner präsentieren ihr neues Nida-Pad. (Foto: dpa)

14.08.2014

Telemedizin hält Einzug im Rettungswagen

Sanitäter können künftig wichtige Informationen über Patienten und Einsätze schneller erfassen und an Kliniken übermitteln

Erst seit wenigen Monaten gibt es den Notfall-Informations- und Dokumentations-Assistenten, kurz Nida genannt. Es handelt sich dabei um eine mobile Verknüpfung von Telekommunikation und Informatik für den Rettungsdienst. Er ermöglicht den Rettungskräften eine einfache und schnelle elektronische Dokumentation ihrer Einsätze über ein Touchpad und ist ein weiterer Schritt in Richtung Telemedizin. Was bislang während des Einsatzes mehr oder weniger mühevoll per Handnotizen auf der Fahrt ins Krankenhaus quasi nebenbei dokumentiert werden musste, kann jetzt mit Nida einfach und schnell erfasst werden.
Der mit Nida ausgestattete tragbare Computer wird voraussichtlich bis zum Jahresende zur festen Ausstattung eines jeden Rettungswagens im Freistaat gehören. Kürzlich wurde das 500. Gerät in Rosenheim vom Hersteller mdeDV ausgeliefert, 1000 Geräte sind noch zu verteilen. Mit Nida werden die Prozesse bei der Versorgung von Notfallpatienten in vielfältiger Weise unterstützt. Das kann bereits bei der Übertragung des Einsatzauftrags beginnen.

Zeitgewinn für die Helfer


Über verschiedene Kommunikationsverbindungen empfängt Nida Informationen von der Rettungsleitstelle und unterrichtet das Team im Rettungswagen. Die gesammelten Informationen können an unterschiedliche Empfänger weitergegeben werden, so etwa Daten für die Patientenakte in der Klinik, zur Qualitätssicherung oder auch Verbrauchsnachweise. An der Einsatzstelle selbst werden Maßnahmen und Diagnosen per Eingabe auf dem Berührungsbildschirm dokumentiert, so wie es das bayerische Rettungsdienstgesetz verlangt. Im System hinterlegt sind beispielsweise auch Medikamentenlisten. Das erleichtert den Rettern die Arbeit und verschafft ihnen wertvolle Zeit, in der sie sich ihrem Patienten widmen können.
Neben der Krankenkassenkarte und der Gesundheitskarte können auch Daten von anderen externen Quellen übernommen werden und in die Dokumentation einfließen. Von nicht zu unterschätzendem Vorteil sind auch die erfassten Aufzeichnungen von EKG, Blutzucker- und Beatmungsgerät. Deren ermittelte Daten können sofort drahtlos über die unterschiedlichsten Verbindungsarten übermittelt werden. Mit einer integrierten Kamera kann zudem ein Bild beispielsweise von der Art der Verletzung oder eine Aufnahme der Unfallsituation wertvolle Hinweise an die Ärzte im Schockraum des aufnehmenden Krankenhauses liefern.
Gegenwärtig müssen in der Praxis die Daten in der Mehrzahl der Fälle jedoch noch auf einem separaten Druckergerät auf Papier ausgedruckt werden. Der Grund dafür ist, dass momentan erst sechs Krankenhäuser in Bayern an das System angebunden sind. Dort lassen sich Voranmeldungen bei allen Arten von Einweisungen in das Krankenhaus realisieren. Die Ärzte können bereits während der Fahrt des Patienten in die Klinik verfolgen, wie es um seinen Zustand bestellt ist und sehen, welche Maßnahmen der Rettungsdienst bereits ergriffen hat.
Am 1. Januar dieses Jahres ging Nida in der Kreisklinik von Bad Neustadt an der Saale an den Start, was etwa 6500 Euro kostete. Das Konzept für Nida ist in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und dem Leitenden Notarzt entwickelt und speziell auf die dortigen Bedürfnisse zugeschnitten worden. „Für uns ist Nida eine große Hilfe“, sagt Christiane Neumann, Oberärztin der Inneren Medizin und Ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme der Kreisklinik.
Die Notaufnahme der Kreisklinik verzeichnet jährlich etwa 25 000 Zugänge, die gut zur Hälfte vom Rettungsdienst eingeliefert werden. Sowohl Transportzeiten als auch die Anzahl der mit dem Rettungswagen hereinkommenden Patienten seien nun auch hinsichtlich des Schweregrades und seiner individuellen Behandlungsbedürftigkeit an einem großformatigen Monitor stets aktualisiert sichtbar. „Wir wissen jetzt auch im Vorfeld bereits, ob es sich um einen infektiösen Patienten handelt oder ob sein Kreislauf instabil ist“, so Neumann. Der Einsatz jeweils notwendiger Ärzte sei mit Nida besser zu koordinieren und im Schockraum, wo Schwerverletzte und Polytraumatisierte zuerst behandelt werden, sei man nun besser vorbereitet. Auch Ingo Mack, Leiter des Patientenmanagements im Bad Kissinger St.-Elisabeth-Krankenhaus, ist voll des Lobes: Seit Anfang des Jahres nutze man dort das Nida-System und „die bisherigen Erfahrungen mit dem System sind durchweg positiv“.
Gezwungen werden die Krankenhäuser freilich nicht, sich an Nida anzukoppeln. Neben dem Anspruch, die Einsatzdokumentation für den Rettungsdienst so einfach und effektiv wie eben nur möglich zu gestalten, sei es ihm aber auch ein Anliegen, die Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus zu verbessern, sagt Ronny Reips, Projektleiter bei medDV. Eine dieser Verbesserungen sei die papierlose Übergabe des Patienten an den Klinikarzt. Das entspricht auch den Vorstellungen des bayerischen Innenministeriums. Stefan Frey, dessen Sprecher, sagt über die Zukunft mit Nida: „Unser Ziel ist die Verbindung mit allen Krankenhäusern.“
(Alfred Raths)

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