Kommunales

Clemens Galonska (von links), Christian Göpfert und Philipp Mähler diskutieren über die Vor- und Nachteile von verschiedenen Dämmmaterialien. (Foto: Christ)

24.07.2015

Think Tank für den Klimawandel

Das neue Energie- und Klimazentrum der Stadt Würzburg gilt als bayernweit vorbildlich

Der Klimawandel wird nicht aufzuhalten sein. Davon ist Würzburgs Klimaschutzbeauftragter Christian Göpfert überzeugt. Umso wichtiger sei es, dass sich die Stadt an den Wandel des Klimas anpasst. Wege, um dies zu realisieren, werden in den kommenden Jahren vom Team des städtischen Energie- und Klimazentrums ausgearbeitet. Im Mai wurde die Einrichtung der kommunalen Stabstelle Klimaschutz eröffnet. Sie gilt als bayernweit vorbildlich.

Inzwischen gibt es etliche Methoden, den Klimawandel zu begegnen und seine lokalen Auswirkungen zu begrenzen. Doch was kann der einzelne Bürger dafür tun, dass es künftig nicht allzu heiß wird und Unwetter nicht überhand nehmen? Im Würzburger Energie- und Klimazentrum sind mit Philipp Mähler und Clemens Galonska zwei Experten dafür zuständig, Bürger zu motivieren, sich für den Klimaschutz einzusetzen, und sie bei konkreten Alltagsfragen zu unterstützen. Als Architekt ist Clemens Galonska in erster Linie für das breite Thema der energetischen Sanierung zuständig. Er berät Bürger aus Stadt und Landkreis, die ihr Haus auf Vordermann bringen möchten: „Sie kommen zu uns, weil sie beispielsweise wissen wollen, welche Fördermöglichkeiten es für den Einbau neuer Fenster gibt.“ Oder weil sie gerne dämmen möchten, jedoch nicht wissen, ob und wie das in einem denkmalgeschützten Gebäude geht.
Nachdem es sich noch nicht so weit herumgesprochen hat, dass es die neue Anlaufstelle in Würzburg gibt, ist die Nachfrage bisher noch recht verhalten: „Zwei bis drei Ratsuchende kommen momentan pro Woche.“ Nun sitzt Clemens Galonska allerdings nicht hinter seinem Beratungstisch und wartet, dass ein Bürger das Klimazentrum betritt. Der Energiespezialist ist derzeit hauptsächlich damit befasst, Ideen zur Umsetzung eines energetischen Quartierskonzepts im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld zu entwickeln. In diesem Viertel soll in den kommenden Jahren modellhaft aufgezeigt werden, wie energetische Sanierung im Quartier gelingen kann. Zwischen 350 und 400 Wohnhäuser befinden sich in der bis 1930 selbstständigen Kommune. „In vielen Fällen steht in nächster Zeit ein Besitzerwechsel an“, weiß Galonska. Denn eine große Zahl der heutigen Hausbesitzer ist betagt, die Häuser werden bald entweder vererbt oder verkauft.
Nun möchte keine junge Familie in Omas Wohnzimmer leben. Wenn aber schon Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad renoviert werden, sollte auch über energetische Optimierungen nachgedacht werden. In Infoveranstaltungen, die derzeit konzipiert werden, wird das Team des Klimazentrums ab Herbst offensiv für solche Sanierungsmaßnahmen werben. „Im Durchschnitt wird derzeit etwa ein Prozent des Wohngebäudebestands im Jahr saniert“, weiß Galonskas Kollege Philipp Mähler.

Kohlendioxid-Emmissionen bis´zum Jahr 2020 halbieren


Das ist wenig und hieße für das Quartier Heidingsfeld, dass jährlich drei bis vier Häuser so saniert werden, dass sie künftig weniger Energie verbrauchen. Ziel der Kampagne, die im Klimazentrum entwickelt wird, ist es, die Zahl der Sanierungswilligen auf zwei Prozent zu steigern – also fünf bis sechs Hausbesitzer pro Jahr dazu zu bringen, ihr Haus zu dämmen, bessere Fenster einzubauen oder die Heizanlage auf erneuerbare Energie umzustellen. Auf diese Weise könnte ein nennenswerter Beitrag zum übergreifenden Klimaschutzziel der Stadt erreicht werden, so Klimabeauftragter Göpfert: „Bis 2020 wollen wir die Kohlendioxid-Emmissionen von 1,6 Millionen Tonnen im Jahr 1990 auf 800 Tonnen reduzieren.“
Diesbezüglich ist schon eine Menge geschehen. Aktuell fehlen allerdings noch 200 000 Tonnen bis zur Zielmarke. Mit dieser Senkung wiederum wird laut Göpfert ein bedeutender Teil der Strategie „Klima- und umweltgerechtes Würzburg 2030“ realisiert: „Doch darüber hinaus muss es eben auch um Klimaanpassung gehen.“ Das bedeutet zum Beispiel, möglichst viel Grün in die Stadt zu bringen. Etwa durch begrünte Garagendächer oder entsiegelte Hofflächen.
Hierüber aufzuklären ist Aufgabe von Philipp Mähler. Der studierte Umweltmanager möchte in den kommenden Jahren möglichst viele Bevölkerungsgruppen dazu animieren, sich für Klimaschutz und Klimaanpassung einzusetzen: Schüler ebenso wie Planer, Architekten oder Verkehrsexperten. Mit einer eigenen Stabsstelle Klimaschutz und einem Klimazentrum verbindet die Stadt Würzburg Beratung mit konkreter energetischer Sanierungsarbeit vor Ort. Klimaschutz wird zugleich mit Klimaanpassung kombiniert.
Dies macht Würzburg nach Ansicht des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIFU) zu einer „Best Practice“-Kommune. Bayernweit bedeutsam werden die Würzburger Bemühungen um die Gestaltung des Klimawandels auch durch ein begleitendes Forschungsprojekt der TU München zum Thema Klimaanpassung. Göpfert: „Das startete vor einem Jahr und wird noch zwei Jahre laufen.“ (Pat Christ)

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