Kommunales

Was der Wechsel auf DAB+ für einige Sender bedeuten wird, ist aber noch ungeklärt. (Foto: dpa)

24.06.2016

Umschalten – oder ausschalten

Lokale Radiosender im Freistaat bangen vor finanziellen und technischen Folgen der Umstellung von UKW auf DAB+

Der Wechsel von UKW auf DAB+ betrifft nicht nur den öffentlich-rechtlichen Hörfunk, sondern auch private Lokalradios, mehr als 60 gibt es davon in Bayern. Sie fürchten, in dem Prozess finanziell und technisch auf der Strecke zu bleiben. Der öffentlich-rechtliche Hörfunk in Deutschland – die neun Landesrundfunkanstalten und Deutschlandradio mit seinen drei Programmen – bekommen von der staatlichen Kommission zur Ermittlung des Rundfunkbedarfs bis 2020 für die weitere Entwicklung des Digitalradios DAB+ insgesamt mehr als 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die privaten Radiosender dagegen müssen die Kosten allein tragen.

Franz Wimberger, Geschäftsführer vom Funkhaus Passau, befürchtet: „Das wird eine Herausforderung – und teuer“, so der Unternehmer, dessen Sender täglich rund 40 000 Menschen im östlichen Niederbayern hören. Die Technik selbst sei dabei gar nicht das Problem: „Dafür benötigen wir nur paar Verstärker, das kostet vielleicht 5000 Euro.“ Problematisch sei vielmehr die Verbreitung, also die Errichtung eines Sendenetzes. Der Bayerische Rundfunk könne da auf die Gebührengelder vertrauen, „wir aber müssen es aus den Werbeeinnahmen bestreiten“, so Wimberger, der mit rund 20 000 Euro zusätzlichen Kosten durch DAB+ pro Jahr kalkuliert.

Ilse Aigner soll eine Million Euro jährlich zuschießen


Dass ganze Problem wäre nicht vorhanden, wenn sich alle Bürger spontan für einen der beiden Übertragungswege entscheiden könnten, DAB+ oder UKW – aber das tun sie nicht. Auch wenn alle neuen Radios standardmäßig beide Empfangsmöglichkeiten anbieten, gibt es doch in vielen Haushalten noch ältere, aber gute, leistungsfähige Radios nur mit UKW, manch besonders antikes Modell bietet sogar noch Mittelwelle an. Die Umstellung der aktuell 150 000 Millionen Geräte, schätzen Experten, dürfte noch knapp zehn Jahre dauern. Und in dieser Umstellungszeit muss jeder Radiomacher eben beides anbieten.

Währenddessen soll aber auch Geld vom Staat fließen, um die Mehrkosten der Privaten gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Mitbewerber zu kompensieren, versichert Reiner Müller, Bereichsleiter Technik bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Man denke da an zirka eine Million Euro im Jahr, die aus dem Etat von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) fließen soll.

Das dieses Geld erst noch erstritten werden muss, hat sich allerdings noch nicht bis an jedes Mikro in der Provinz rumgesprochen. Pascal Müller etwa, Redakteur und Moderator bei Radio Primaton in Schweinfurt, meint im Gespräch mit der Staatszeitung, die BLM so verstanden zu haben, dass eine finanzielle Förderung bereits fix sei.

"Nicht zwangsläufig günstiger als UKW"


Dem ist nicht so, worauf auch Michael Piazzolo, der medienpolitische Sprecher der Freien Wähler im Landtag, verweist. Man habe einen Förderantrag zur kurzfristigen finanziellen Unterstützung der kleinen Sender im Wirtschaftsausschuss gestellt, der aber von der christsozialen Mehrheit abgelehnt wurde.

Ulrike Gote, in gleicher Funktion bei den Grünen tätig, findet: "Ein Erfolg von DAB+ ist bei den Hörerinnen und Hörern nur erreichbar, wenn auch die privaten Programmanbieter den Weg zur Einführung mitgehen." Es se, so die Grüne, "unzumutbar, dass kleinere Sender die Simulcastkosten noch länger tragen müssen - und dies weiterhin ohne eine Planungssicherheit zu haben, ob DAB+ sich nun durchsetzen wird". Man dürfe diese "nicht im Regen stehen lassen". Ihr Kollege Markus Blume, medienpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, kontert: „Wir müssen uns erst mal über den Weg verständigen, eine Road Map erarbeiten, wohin sich die Radiolandschaft in Bayern in den nächsten Jahren entwickeln wird – erst danach können wir über eine mögliche Förderung reden.“ Die Bedenken von Blume sind nicht aus der Luft gegriffen. Vor allem junge Lokalradiobetreiber in Großstädten haben nämlich bereits schon DAB+ gedanklich zu den Akten gelegt – und planen für die Zukunft ausschließlich mit Internetradio. Und die Grüne Gote zweifelt obendrein noch an den Einsparpotentialen von DAB+, es sei "nicht zwangsläufig günstiger als UKW". (André Paul)

Kommentare (1)

  1. Hans am 28.06.2016
    Zu Ihrem Artikel Möchte ich Folgendes anmerken:
    1.Die angedachte DAB+ Förderung von ca.1Mio. Euro ist nur für einenm begrenzten Zeitraum von max 5 Jahren vorgesehen.
    2. Mehrere unabhängige Gutachten (ARD, BLM, IRT) zeigen wesentliche Kostenvorteile von DAB+ gegenüber UKW und LTE / Mobilfunk.
    3.Lokal TV wird in Bayern von der Landesregierung derzeit jährlich mit 9Mio.Euro gefördert. Für das kommende Jahr sind zusätzlich 4,5Mio.Euro für die Ausstrahlung von HD Programmen im Lokal TV vorgesehen, und das bei einer Reichweite die minimal über der derzeitigen Reichweite von DAB+ Programmen in Bayern liegt.
    Dabei ist festzuhalten, dass es sich bei der Förderung von Local TV in Bayern nicht um ein zeitlich begrentztes Fördervolumen handelt
    Es steht also 1Mio jährlich (auf 5 Jahre begrentzt) für DAB+, zu 13,5 Mio jährlich für Lokal TV für die Ausstrahlung über Satellit (zeitlich unbegrenzt).
    Mit welcher Begründung eigentlich?
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