Kommunales

Legales Verteidigungsmittel: Schreckschusspistolen sind besonders bei Frauen beliebt. (Foto: dpa)

22.01.2016

Wachsendes Selbstschutz-Bedürfnis

Kampfsportschulen, Waffenhändler und die Sicherheitsbranche verzeichnen eine steigende Nachfrage der Bürger

Erst die steigende Gefahr terroristischer Anschläge, dann die gewaltsamen Übergriffe in mehreren Städten in der Silvesternacht – das Sicherheitsgefühl der Menschen in Bayern sinkt, sie nehmen ihren Schutz verstärkt selbst in die Hand.
„Massive Steigerungen nach Köln“ bei der Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen verzeichnet Dusan Drazic, der Leiter des Münchner Zentrums RSV – Realistische Selbstverteidigung. Vorher seien auf seiner Website Begriffe wie „Selbstverteidigung“ und „Kampfsport“ vielleicht vier bis fünf Mal am Tag in die Suchmaske eingegeben worden, inzwischen geschehe dies 20 bis 25 Mal. „Die Februarkurse sind bereits seit 9. Januar ausgebucht“, verrät der Trainer. Interessiert zeigten sich vor allem Frauen und das aus sämtlichen Altersgruppen, „von 14 bis 60 Jahren. Wobei die jüngeren Mädchen meist von ihren Müttern angemeldet werden.“

"Einsatz in Asylheimen bei Wachschutz wenig beliebt"


„Bestehende Aufträge werden ausgeweitet“, berichtet Silke Wollmann, die Sprecherin des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW). Für zu schützende Großveranstaltungen bedeute dies, dass deutlich mehr Personal angefordert wird, im Objektschutz ließen Firmen ihre Anlagen nicht mehr nur zwölf Stunden, sondern rund um die Uhr bewachen. Und die Nachfrage nach professionellem Schutz wachse rasant: „Derzeit gibt es in unserer Branche rund 18 000 offene Stellen“, so Silke Wollmann. Der größte Bedarf bestehe bei den zahlenmäßig ständig wachsenden Asylunterkünften – aber genau dort möchten viele Wachschutz-Mitarbeiter „nicht so gern eingesetzt werden“.
Jürgen Triebel aus Stöttwang im Landkreis Ostallgäu ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler. Er registriert seit Neujahr eine rasant gestiegene Nachfrage nach sämtlichen Selbstverteidigungsmitteln, die man legal ohne Waffenbesitzkarte erwerben darf: „hauptsächlich Reizgas, Schreckschusspistolen, Pfefferspray und Elektroschocker mit 20 000 Volt“. Letztere, so Triebel, hätten aber den Nachteil groß, schwer und unhandlich zu sein, „außerdem braucht man den direkten Körperkontakt“.
Natürlich zeigten sich die Bürger auch mehr Interesse an richtigen Schusswaffen – aber da hat der Gesetzgeber eben hohe Hürden errichtet. „Persönlich finde ich das blöd“, gibt Triebel offen zu. „Aber der Staat möchte nicht, dass sich der Bürger selbst verteidigen kann.“ Genau genommen dürften nämlich nicht mal die Besitzer einer Sportwaffe diese im Falle eines Angriffs gegen den Kriminellen verwenden. Der Transport ist nämlich in einem verschlossenen Behälter vorgeschrieben, den zu öffnen (die sogenannte „Zugriffszeit“) mindestens drei Sekunden dauern muss – was manchmal schon zu spät sein kann.
Aber nur, weil es der gesetzestreue Bürger schwerer hat, an Waffen zu kommen, gelte das noch lange nicht für potenzielle Rechtsbrecher. „In Deutschland gibt es etwa fünf Millionen legale, aber etwa 20 Millionen illegale Waffen“, verrät der Verbandspräsident. „Ab 300 Euro aufwärts bekommen sie da schon eine Menge geboten.“
Dass davon einige unter den Flüchtlingen kursieren, hält Jürgen Triebel für sehr gut möglich: „da wurden mehr als eine Million Menschen ins Land gelassen, von denen viele kein Zöllner und kein Grenzpolizist beim Übertritt nach Deutschland kontrolliert hat, bei vielen wissen wir nicht mal, aus welchen Ländern sie überhaupt stammen“. Es könne also durchaus sein, das längst Schusswaffen heimlich ins Land eingeführt worden sind.
(André Paul)

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