Kommunales

Rund 2000 Besucher und etwa 150 Aussteller waren in der Landshuter Sparkassenarena mit von der Partie. (Foto: dpa)

30.04.2015

"Wasser hat ein langes Gedächtnis"

Landshuter Wassertage standen ganz im Zeichen der bedrohten Ressourcen

Die vom Umweltcluster Bayern und der Arge Wasser und Abwasser Niederbayern/Oberpfalz veranstalteten 3. Süd- und Ostbayerischen Wassertage in Landshut erwiesen sich erneut als Gästemagnet: Rund 2000 Besucher und etwa 150 Aussteller, darunter auch die Bayerische Staatszeitung und ihr Tochterunternehmen SOL, gaben sich in der Sparkassenarena am Rande der niederbayerischen Bezirkshauptstadt ein Stelldichein. Damit wurden die vorherigen Veranstaltungen aus den Jahren 2011 und 2013 noch übertroffen.

Allerdings steht die Region vor ernsten Herausforderungen in der Wasserversorgung. „Noch ist die Qualität unseres Wassers für uns selbstverständlich“, sagte in seiner Eröffnungsrede Peter Dreier (CSU) Landrat des Landkreises Landshut und Schirmherr der Veranstaltung. „Wie schnell es aufgrund des Klimawandels und ausbleibenden Schnees und Regens zu Versorgungsengpässen kommen kann, erleben gerade die Menschen in Kalifornien.“ Hätten sich die Menschen aber erst mal über Jahre und Jahrzehnte an unbegrenzten Zugang gewöhnt, seien Knappheit und Versorgungsdrosselung umso schwerer durchzusetzen, so der Landrat.

Aufwendige Suche nach neuen Brunnenstandorten


Leider gehe in Niederbayern die Rechnung Grundwasser ist gleich Trinkwasser nicht mehr auf, bedauerte Peter Dreier. „Viele Wasserzweckverbände müssen aufwendig nach neuen, geeigneten Brunnenstandorten suchen, immer tiefer gelegene Lagen anbohren. Aber das ist nicht Aufgabe der Kommunen, sondern des Staats.“ Schuld an der sinkenden Wasserqualität sei vor allem der verstärkte Einsatz von Düngemitteln durch die Landwirtschaft, besonders in Niederbayern. Hier sei der Nährstoffgehalt der Gülle höher als im bayerischen Durchschnitt. Hinzu kämen, anders als etwa im Alpenraum, die vergleichsweise durchlässigen Böden. „Wir brauchen deshalb eine Düngeverordnung und fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse über die ökologischen Auswirkungen der Düngemittel, am besten durch die Simulation anhand eines Modells“, forderte der Kommunalpolitiker. „Wasser hat nämlich ein langes Gedächtnis.“
Ein weiteres wichtiges Thema der Tagung war die Gefahr, die der derzeit noch weitgehend kommunalen bayerischen Wasserversorgung durch das derzeit zwischen der EU und den USA verhandelte Freihandelsabkommen TTIPP droht. „Die geplante Liberalisierung auf EU-Ebene ist der größte Fehler, den wir machen können“, warnte eindringlich der Landshuter Oberbürgermeister Hans Rampf (CSU). „Unser Wasser ist Teil der Daseinsvorsorge und kein Handelsgut. Es muss weiterhin für alle Menschen frei zugänglich sein!“ Man könne doch sehen, so der Oberbürgermeister, was mit dem Strommarkt nach der Liberalisierung passiert sei. „Da wurde die Versorgung für die Menschen teurer, während sich einige wenige Aktionäre die Taschen vollstopfen“, schimpfte Oberbürgermeister Rampf.

Kommunen sollen bei TTIP nicht mitreden dürfen


Doch leider werden die Kommunen mit dieser ihrer Sicht der Dinge in Brüssel nicht angehört, im Gegenteil, Bundesregierung und Privatwirtschaft wollen sie bei den Verhandlungen möglichst außen vor halten. „Dabei sind wir doch keine Lobbyisten sondern Teil des Staats“, klagte Juliane Thimet, Referentin für Wasserfragen beim Bayerischen Gemeindetag. „Dass man uns nicht einbindet, ist beleidigend.“ Nach Thimets Angaben gibt es in Bayern derzeit noch 2299 Wasserversorger im Freistaat – durchschnittlich also mehr als einen in den 2056 selbstständigen Gemeinden. „Europaweit sind wir damit einzigartig, ja selbst im innerdeutschen Vergleich gibt es nur noch in Baden-Württemberg einen vergleichbaren Zustand“, erläuterte die Referentin. Die Wasser- und Abwassernetze stellten den wichtigsten Anteil am kommunalen Sachvermögen.
Ein wichtiger Termin für Kommunen, die Ersterschließungen planen, steht heuer an: Zum 31. Dezember dieses Jahres beendet der Freistaat Bayern dafür seine Förderung, künftig gibt es nur noch so genannte Härtefallförderungen – allerdings nur ganze 25 Millionen Euro im Jahr für alle Kommunen zusammen. „Das ist viel zu wenig“, schimpfte Juliane Thimet.
Parallel zu diesen eher politischen Themen fanden auch technologische Experten-Veranstaltungen im Unternehmerforum statt. Dazu gehörten unter anderem Fachvorträge zur hydraulischen Rohrnetzberechnung, Bau und Erneuerung von grabenlosen Hauswasseranschlüssen oder Änderungen bei den beruflichen Qualifizierungen von Trinkwassertechnikern. (André Paul)

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