Kommunales

Geschichtsträchtiger Ort: Der Große Arber, höchster Berg des Bayerwalds, war früher ein Radar-Horchposten in den Osten. (Foto: BSZ)

01.12.2014

Zerredete Chance

Auf dem Großen Arber demonstriert die Europaregion Donau-Moldau, wie man eine Gedenkfeier definitiv nicht gestaltet

Es hätte ein schönes Dreiländerfest zum Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren werden können! Die Herbstsonne beleuchte den weiten Rundblick vom Großen Arber über Bayerwald und Böhmerwald bis Böhmisch Eisenstein. Der höchste Berg des Bayerwaldes war früher ein Radar-Horchposten in den Osten und deshalb von der Euregio als symbolträchtiger Ort ausgewählt, um die wiedergewonnene Öffnung der Grenze für gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit auf der „Eisensteiner Hütte“ zu feiern. Aber der Blick vom Arber über die tschechische Grenze wurde nur 25 Jahre rückwärts gerichtet - ohne, politischen Weitblick in die seit 70 Jahren verspätete Zukunft der Nachbarn.

Die meisten gingen heimlich früher


Die Gondelbahn-Auffahrt der rund 150 prominenten Vertreter von Politik und Wirtschaft im Dreiländereck weckte hohe Erwartungen: Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) als Festredner, sein Parteifreund, der konservative Fraktionschef im Europaparlament, Manfred Weber, vom Europaparlament, Oberösterreichs Landtagspräsident Viktor Sigl (ÖVP), diverse Landtagsabgeordnete, der Oberpfälzer Bezirkstagspräsident Franz Löffler (CSU), der niederbayerische Regierungspräsident Heinz Grunwald, zahlreiche Kommunalpolitiker und Diplomaten,Behörden- und Verbandschefs. Also eine geballte politische Macht aus den Grenzgebieten zu Bayern!  Da hätte man zur Eröffnung der Bayerischen Residenz in Prag eine starke Botschaft an die Ministerpräsidenten Bayerns und Tschechiens senden können: Die gute Nachbarschaft ihrer Grenzkommunen leidet nach wie vor am Desinteresse der Zentralisten in den staatlichen Behörden beider Hauptstädte.
Stattdessen wurde fast vier Stunden lang in 20 Programmpunkten, davon 17 Redebeiträgen mit nachfolgender holpriger  Übersetzung, eine Art Haydns Abschiedskonzert aufgeführt: Zur Halbzeit schlichen die Ersten weg zur Gondel und bis zum „Feierlichen Tortenanschnitt, mit „Kleiner Imbiss und Zeit für Gespräche“ war die Hütte bereits halb leer. Die Fest- und Gastredner samt Liedern und Zeitzeugen haben alles wiederholt, was uns Presse, Radio und Fernsehen seit Wochen in Erinnerung brachten.
Aber kein Wort fiel über 25 Jahre Versäumnisse: mangelhafte Infrastruktur über die Grenzen, weder Kulturabkommen noch Jugendwerk  und andere verpasste Chancen. Dass die schon 20-jährige Euregio hier weder über eine Anlage für Simultandolmetschen noch über professionelle Dolmetscher verfügt, zeigt, wie weit es an Sprachkompetenz und –förderung im Schul- und Kulturbereich noch fehlt. Seit 25 Jahre darf man wieder frei reisen und reden. Da sollte wenigstens die Jugend die Sprache der Nachbarn erlernen können. (Hannes Burger)       

Kommentare (1)

  1. Christian am 02.12.2014
    Typisch Politik!
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