Kommunales

Der Zugang für die Rettungskräfte zum Unglücksort gestaltet sich aufgrund des Geländes schwierig. (Foto: dpa)

09.02.2016

Zugunglück bei Bad Aibling: Mindestens neun Tote

Zusammenprall zweier Meridian auf der Strecke Holzkirchen-Rosenheim

Bei einem Zugunglück in der Nähe von Bad Aibling im Landkreis Rosenheim in Bayern sind am Dienstagmorgen neun Menschen ums Leben gekommen. Bei dem Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge in der Nähe von Bad Aibling sind am Dienstagmorgen acht Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern sind wahrscheinlich auch die beiden Lokführer. 10 weitere Menschen wurden schwer, 8 mittelschwer und 63 leicht verletzt. Zwei Menschen würden noch vermisst, sagte ein Polizeisprecher. Die Vermutung liege nahe, dass sie sich noch in den Zugwracks befänden. Das Unglück ereignete sich etwa 6.45 Uhr an einer schwer zugänglichen Stelle, weshalb die Rettungskräfte auch drei Stunden später noch keinen kompletten Überblick hatten. Teilweise mussten sie sich sogar zu den Verletzten aus der Luft abseilen, berichtete der BR. Die beiden Züge, bei denen es sich nach Angaben der Deutschen Bahn um Meridian-Züge des Betreibers Transdev handeln soll, waren auf der Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim unterwegs. Zu Transdev gehört die bayerische Oberlandbahn (BOB), die die Züge auf der Unfallstrecke betreibt.

Ministerpräsident Seehofer zeigt sich geschockt: "Das ist eine Tragödie"

Der Geschäftsführer der BOB, Bernd Rosenbsuch, sagte in einer Mitteilung: "Der Unfall ist ein Riesenschock für uns. Wir tun alles, um den Reisenden, Angehörigen und Mitarbeitern zu helfen." Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte sich schockiert. "Wir wissen nicht, ob nicht noch mehr Tote in den verkeilten Zügen gefunden werden. Das ist wirklich schrecklich", sagte er. "Das ist schon eines der großen Eisenbahnunglücke in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland und speziell bei uns in Bayern."

Im Moment stehe die Bergung der Verletzten im Vordergrund. Die Frage nach den Ursachen des Unglücks komme erst danach. "Was hier schief gelaufen ist in der Abstimmung zwischen den einzelnen Startbahnhöfen, von denen die einzelnen Züge gekommen sind - das muss jetzt näher ermittelt werden." "Das ist eine Tragödie für unser ganzes Land, die uns mit Trauer und Entsetzen erfüllt", sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Zahllose seien im Einsatz, um Menschen zu bergen und sie zu versorgen. "Ihnen allen danke ich für ihr vorbildliches Handeln in einer äußerst schwierigen Situation und sage von Herzen Vergelt´s Gott!" Die Ursachen dieses Unglücks müssten jetzt schnell aufgeklärt werden. Auf der eingleisigen Bahnlinie, die vor allem im regionalen Personenverkehr genutzt werde, habe es bisher keine Störungen gegeben, sagte Herrmann. In den vergangenen Jahrzehnten habe es zudem "massive Verbesserungen in der Zugsicherungstechnik" gegeben, so dass "was geltende Technik und geltende Vorschriften sind, ein solches Unglück, wo sich zwei gegenläufige Züge auf dem gleichen Gleis befinden, eigentlich nicht mehr vorkommen kann". Die Deutsche Bahn teilte mit, dass die eingleisige Strecke technisch über die sogenannte Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB 90) gesichert ist. Sie ist grundsätzlich für Geschwindigkeiten bis 120 Stundenkilometer zugelassen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat Bayern sein Mitgefühl übermittelt. "Die Katastrophe mit vielen Verletzten und leider auch Toten ruft in Moskau Trauer hervor", sagte Putin dem Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge in Moskau. (BSZ/dpa) Kontakt Angehörige:
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INFO: Das Zugsicherungssystem PZB

Je schneller Züge auf einer Strecke fahren dürfen, desto höher sind die Anforderungen an zusätzliche Sicherungstechnik, die menschliche Fehler ausbügeln soll - denn auch Bremswege werden länger. Bis Tempo 160 wird die "Punktförmige Zugbeeinflussung" (PZB) eingesetzt. Installiert ist sie nach Angaben der Deutschen Bahn als Betreiberin des Schienennetzes auch auf der eingleisigen Strecke in Bayern, auf der am Dienstag zwei Züge frontal zusammenstießen.

Bei dem PZB-System empfängt ein Gerät im Zug Signale von Magneten im Gleisbett - diese sind mit einem ersten Vorsignal und dem 1000 Meter weiter stehenden Hauptsignal verkabelt. Steht das Hauptsignal auf Rot, zeigt dies auch bereits das Vorsignal an. Der Lokführer muss mit einer Taste bestätigen, dass er dies bemerkt hat, sonst bremst ihn die Technik ab. Rollt der Zug über das rote Hauptsignal, wird ebenfalls eine Zwangsbremsung ausgelöst. Das System kann auch eingreifen, wenn Züge etwa in engen Kurven die Geschwindigkeit nicht wie vorgeschrieben gedrosselt haben.

Das 33 000 Kilometer lange Gleisnetz ist nach Bahn-Angaben inzwischen zu mehr als 96 Prozent mit PZB ausgestattet. Wo schneller als Tempo 160 gefahren wird, werden Fahrtdaten nicht nur punktuell, sondern ständig technisch kontrolliert. Diese "Linienzugbeeinflussung" (LZB) kann ebenfalls automatische Bremsungen auslösen. Eingleisig sind etwa 15 000 Kilometer des deutschen Gleisnetzes. (dpa)
Anmerkung der Redaktion: Der Text wird laufend aktualisiert

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