Kultur

Der Bariton Thomas E. Bauer gründete 2007 das "Kulturwald-Festival" und ist Initiator des Konzerthauses Blaibach, das im vergangenen Jahr eröffnete. Dort sorgte er am gestrigen Sonntag für einen frenetisch bejubelten Gesangs-Nachmittag.

20.04.2015

Beflügelnder Schwangengesang

Mit einem Gesangs-Nachmittag zeigt Thomas E. Bauer einmal mehr, wie erfolgrreich sein Konzerthaus Blaibach ist

Das ehrenamtliche Engagement merkt man im noch recht neuen Konzerthaus Blaibach schon vor diesem Konzert der Schubertiade. Festspiele im Bayerischen Wald jeden Moment: die Pausengetränke gegen Spende – auch vom „Granit“, dem Bayerwald-Gin, der durchs Urgestein gefiltert wird, könnte man ein Gratis-Stamperl haben. Oder beim Blaibach- und „Kulturwald“-Chef Thomas E. Bauer, der vor seinem Lieder-Nachmittag am Schubertiaden-Wochenende mit Mahler und Schubert eine gescheite, unprätentiöse Einführung gibt, die genau auf das aus ganz Bayern gemischte Publikum abgestimmt ist. So dicht an den Künstlern ist man selten in einem Konzertsaal, noch dazu bei Top-Leuten, die Bauer alle persönlich kennt und in sein neues Konzerthaus lockt. Zum Beispiel seinen Klavierbegleiter Jos van Immerseel aus Belgien, einen der Großmeister der Historischen Aufführungspraxis und regelmäßiger Gast bei allen Alte-Musik-Festivals, der an einem wunderbaren Steingraeber-Instrument aus Bayreuth sitzt. Auch der Sänger kann sich gut aufgehoben fühlen in seinem eigenen Saal, es braucht keinerlei spürbare Kraftanstrengung, er kann sich ganz auf Intonation und Artikulation konzentrieren, trotzdem in Schuberts Schwanengesang die nötigen Ausbrüche bei den Heine-Vertonungen (Der Atlas, Der Doppelgänger) ohne alle unschönen Hallwirkungen wagen. Bis in die letzte Parkettreihe des steil ansteigenden Saales geht kein Piano verloren, keines der von Bauer geschmackvoll dosierten Gefühle dieser letzten Schubert-Lieder oder von Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen. So gelingt eine ganz wunderbar intime, anrührende, oft  geradezu ergreifende Interpretation mit souverän ausgeschöpften dynamischen Möglichkeiten. Da singt sich Bauer, auch mit einer ganz ungewöhnlich präzisen Artikulation, in die erste Reihe der gegenwärtigen Liedinterpreten und setzt an einem normalen April-Nachmittag fesselnde Lied-Maßstäbe. Der frenetische Applaus zeigt, dass Bauer Herz und Verstand dieses Publikums erreicht hat, das den Schwanengesang wahrscheinlich nicht jede Woche dreimal hört. Aus dem Bayerischen Wald wird hier ein „Kulturwald“ (so heißt auch Bauers Festival), von Blaibach, der „Zentrale“, “schwirren wir auch weiterhin aus: nach Kloster Aldersbach, nach Deggendorf“, sagt Bauer. Mit dem Niveau dieses Lied-Nachmittags kann er sich überall sehen lassen. (Uwe Mitsching) Lesen Sie eine Halbjahresbilanz zum Betrieb des Konzerthauses Blaibach in der BSZ Nr. 17 am kommenden Freitag, 24. April 2015.

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