Kultur

Begehren und Abweisen in schönen Bildern: Nadja Michael als Emilia Marty alias Elina Makropulas und Pavel Cernoch als Albert Gregor. (Foto: Hösl)

24.10.2014

Beinfrei an der Rampe

Orchester und Chor begeistern in Janáceks "Die Sache Makropulos" an der Bayerischen Staatsoper

Auch am Nationaltheater in München ist alles relativ. Von einer renommierten Fachzeitschrift wurde die Bühne kürzlich zum Opernhaus des Jahres gekürt. Es ist kein Geheimnis, dass damit vor allem der neue Generaldirektor Kirill Petrenko und das Orchester gewürdigt werden. Dagegen bleibt die Regie an der Bayerischen Staatsoper weiterhin eine Baustelle. Das zeigt sich jetzt wieder in der Oper Die Sache Makropulos von Leos Janácek, die erste Premiere der neuen Spielzeit.
Einmal mehr konnten insbesondere das Orchester und der Chor punkten, obwohl unter der Leitung von Tomás Hanus nicht alle Details präzise gestaltet wurden. Stellenweise hatten die Streicher hörbare Probleme im Zusammenspiel, zumal die Geigen im ersten Akt. Dafür aber gelang es Hanus, dem Orchester ein tschechisch-böhmisches Kolorit zu entlocken – zupackend und schwärmerisch, aber zugleich durchhörbar. Für die jetzige Neuproduktion hat Hanus eine kritische Neuedition des Werks betreut. Diese Fassung fußt auf dem Originalmaterial der Brünner Uraufführung von 1926.
Im Vergleich dazu kommt die Inszenierung von Árpád Schilling über solides Handwerk nicht hinaus. Gleich zu Beginn kriechen die Protagonisten aus einem riesigen Möbelberg, der sich in den Theaterhimmel auftürmt (Bühne und Kostüme: Márton Ágh). Denn die Operndiva Emilia Marty alias Elina Makropulos (Nadja Michael) lebt schon seit über 300 Jahren. Viel Zeit und noch mehr Affären kommen da zusammen und türmen sich auf. Emilias größter Fan ist Krista (Tara Erraught). Ihr Freund Janek (Dean Power), Sohn von Jaroslav Prus (John Lundgren), verfällt bald ebenfalls der Operndiva Emilia.

Sehenswertes Schickimicki

Schilling inszeniert die Diva mit viel Rampenspiel als eine Art Salome, die zwar nicht Köpfe einsammelt, aber Herzen bricht. Dazu wedelt Emilia eifrig mit einem hauchdünnen weißen Kleid herum, samt Beinfreiheit.
Auch Pavel (C)ernoch als Albert Gregor ist eine Augenweide. Wie das weiße Kleid der Emilia könnte ebenso sein Pullover einer Schaufenster-Deko der Maximilianstraße entsprungen sein – Schickimicki vom Feinsten. Bisweilen wähnt man sich auf einer Modenschau.
Das alles produziert vor allem schöne Bilder. Kluge Personenführung und Deutung: Fehlanzeige! Und wo es Schilling versucht, herrscht bald Ratlosigkeit – so im großen Finale. Hier möchte der Regisseur noch schnell einen Regieeinfall aus dem Hut zaubern. Deswegen findet sich Emilia in einer rot beleuchteten Sado-Maso-Gruft wieder, wo sie von knackigen Kerlen mit nackten Oberkörpern lustvoll ausgepeitscht wird. Während dieser heißen Szene kommt vom Theaterhimmel eine eiskalte Gletscherlandschaft hernieder, aus der Krista emporsteigt – in Siegerpose und im Pelzmantel der Emilia. Krista wird zu Emilia, sie hat gewonnen. Ähnlich undifferenziert wie die Regie bleibt auch Nadja Michaels Gesang, die im Dauer-Forte vor allem überwältigen will. Insgesamt sind jedoch durchwegs sehr schöne Stimmen zu hören. (Marco Frei)

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