Kultur

Die Bombenfrau haßt den imperialistischen Kapitalismus. (Foto: Teamtheater/Lisa Hinder)

26.03.2017

Bombenfrau und Filmtussi

"Das Produkt" feierte Premiere im Münchner Teamtheater

Der belgische König trauert über alte Attentate, die englische Premierministerin über neue – und am selben Abend  eine skurrile Satire über den schlimmsten aller Anschläge 9/11 – darf man das ? Regisseur  Andreas Wiedermann (Straubing, Dorfen, München) fragt  auch sonst nicht lange, lässt nicht nur an eigenwilligen Schauplätzen spielen (Unterführungen, Schwimmbäder, Hörsäle). Es geht ihm auch um solches Instant-Theater mit wenigen Vorstellungen zum aktuellen Zeitpunkt und möglichst scharf gezielt. Denn das spießt Mark Ravenhill in seiner Theaterattacke „Das Produkt“ auf, seit das Stück in Schottland, dann in Deutschland (Berliner Schaubühne) herauskam: um den Betroffenheitsritus, das Anti-Islam-Mantra, Klischees, Rassismus.  Gut zehn Jahre alt ist „Das Produkt“, passt immer noch und mehr denn je ins Heute, auch ins kleine Teamtheater und in die Projekte von „theater-plan-b.“ Auch hinter den Tresen der Buena-Vista-Tapas-Bude neben der Münchner Schrannenhalle und in ein spartanisches Bühnenbild, das man sich zur Not auch von zuhause mitbringen könnte. Aber mit einem Plot, der’s in sich hat: Terror schafft Angst, aber auch Einschaltquoten. In den anderthalb Stunden ohne Pause spielt ein Filmproduzent (Clemens Nicol muss alle Klischees bedienen) sein Drehbuch mit der Lieblingsdiva durch: nichts wird ausgelassen  an scheußlichen, brutalen, kitschigen Plattitüden für das Pin-up-Abziehbild (Christina Matschoss mit viel Schmollmund), an Rassismus über einen Mohammed, der Taxifahrer ist, Attentäter, Sexsymbol. Friedrich Custodio entwickelt ihn vom Gerhard-Polt-„Brabang“ bis zur IS-Tötungsmaschine. Die ekelhafte Love-Story der beiden wird breit und in allen (gottlob nur verbalen) Details ausgespielt.

Aber da hatte man zuvor schon die „Bombenfrau“ (absichtlich nervig: Anna Dietmann) mit Kopftuch und Hass auf den imperialistischen Kapitalismus‘ kennen gelernt, ihre doppelte Suada über die Terrormotive: „Die Katastrophe ist da !“, sagt sie, der Produzent knallt sein „Scheiße !“ dagegen. Aber am Ende kommt diese Kleindarstellerin „Bombenfrau“ wieder aus der Kulisse und schießt ihn nieder.
(Uwe Mitsching)

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