Kultur

Daniel Behle mit Michi Gaiggs „L’Orfeo Barockorchester“ im Neumarkter Reitstadel. (Foto: Ludwig Olah)

28.07.2016

Brillante Sängerstars

Valer Sabadus und Daniel Behle begeistern bei den Gluck-Festspielen

Sänger-Gipfeltreffen bei den Gluck-Festspielen: In Ansbach singt der Counter Valer Sabadus von der Koloraturenherrlichkeit der Kastratenzeit, in Neumarkt  gibt Daniel Behle einen nachhaltig-überzeugenden Eindruck vom neuen romantischen Tenortyp und davon, wie Schubert ihn weiterentwickelt hat – beide Konzerte waren Edelsteine im Festspielprogramm. „Ridente la calma“, lächelnd die Ruhe genießen, hieß das Programm von Sabadus. Das klang nach der Ruhe vor dem Sturm der Revolution und nach den koloraturenseligen Singspielen des frühen Mozart und der Gluck-Konkurrenten in Italien und Paris.

Bad im lyrischen Wohllaut

Jede Arie in der Ansbacher Orangerie war ein vokales Kunstwerk und unterstreicht, warum Sabadus mit seinem geschliffenen und ausdrucksvollen Counter-Sopran heute die Alte-Musik-Szene beherrscht: von den Händel-Festspielen in Karlsruhe bis nach Aix-en-Provence. Mit Michael Hofstetter und dem „recreationBAROCK“-Orchester aus Graz hatte er Teile des Ansbacher Programms schon auf CD gesungen, das Life-Konzert fügte interessante Parallelen von Myslivecek und Sacchini hinzu: alle für eine musikhistorische Anekdote und für das Bad in lyrischem Wohllaut gut.

Opern auf Deutsch

Bei Daniel Behle ging es im Neumarkter Reitstadel und zusammen mit Michi Gaiggs „L’Orfeo Barockorchester“ darum, wie es mit Glucks Opernreform weiterging: „Er war ein Übergangskomponist, der dem Tenor mehr Bedeutung und schöne Töne eingeräumt hat“, weiß Behle. „Bis dahin hatten die Komponisten die schönen hohen Töne des Tenors gar nicht komponiert, die Sänger haben sie nicht kultiviert.“ Das ändert sich bei Gluck: noch ein Verdienst des großen Reformers. Und es kommt in der nachrevolutionären Zeit der Wunsch dazu, die große Oper auf Deutsch zu hören. Das war auch einer der Ansatzpunkte Franz Schuberts, und bei ihm singt Pylades dann nicht mehr auf Französisch, sondern gut Deutsch „Nur ein Wunsch, nur ein Verlangen“. Behle hat für dieses neue Stimmfach die hundertprozentig passende Stimme: Er kann noch Mozarts Ferrando (demnächst in London), aber auch schon Max („Freischütz“) und Erik („Holländer“), er profitiert von seiner Gestaltung der Schubert-Liedzyklen. Da hört man in perfekter Artikulation und Textverständlichkeit diese neue Mischung von Lyrik und Dramatik, von liedhafter Naturlyrik und heldischer Emphase, dazu elegante Registerwechsel, bewegend verhauchte Pianopassagen.

Brillante Solitäre

Jede dieser Schubert-Arien ist ein brillanter Solitär, aber die Dramaturgie, die Libretti seiner vielen leidenschaftlichen Opernversuche stehen bis heute dem Erfolg auf der Bühne  entgegen: selbst bei „Fierrabras“ in Salzburg. In Neumarkt jedenfalls erklatschte sich das Publikum ein ganzes Schubert-Zugabenpaket, das nicht nur Lust auf mehr solcher Kombinationen sondern auch mehr Lust auf Behle machte. Sie wird 2017 an der Bayerischen Staatsoper (Belmonte) und in Neumarkt (Johannes-Passion unter Hengelbrock) erfüllt. (Uwe Mitsching)

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