Kultur

Ein Haus, in dem sich Memminger Kulturanspruch stilvoll spiegeln will: Umfassend erneuert geht das Landestheater Schwaben in die neue Saison und eröffnet sie gleich mit einem Publikumsknüller. (Foto: Landestheater Schwaben)

01.10.2010

Die Kulturstadt zeigt Flagge

Das Landestheater Schwaben eröffnet seine neue Spielzeit nach einem umfangreichen Umbau

Die alte Holztür knarzt beim Öffnen, der Gang, den man betritt, ist eng und muffig, und im Winter pfeift der frostige Wind so penetrant durch alle Ritzen, dass man unwillkürlich den Mantelkragen nach oben schlägt: Willkommen auf der Werkstattbühne des Landestheaters Schwaben in Memmingen! Ins Haus am Schweizerberg, etwa zehn Gehminuten vom Stadttheater entfernt, lud das bayerisch-schwäbische Ensemble bislang die Zuschauer zu Theaterstücken in intimem Rahmen ein.
Es war all die letzten Jahre sehr intim: Denn mehr als 60 oder 70 Besucher passten dort nicht auf die provisorischen Stahlrohr-Tribünen. Gewiss, diese Spielstätte hatte ihren eigenen Charme. Die Techniker freilich stöhnten angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten, angesichts der Enge und der hohen Flexibilität, die man regelmäßig von ihnen forderte.
Die Zeit der ständigen Improvisation im Theater am Schweizerberg ist vorbei. Wer in diesen Tagen im Landestheater Schwaben vorbeischaut, blickt vor allem in lachende Gesichter. Denn Renovierung, Umbau und Neustrukturierung, die über ein Jahr dauerten und alles in allem gut über 10 Millionen Euro verschlangen, sind beendet.
Am 8. Oktober öffnet das neue Landestheater Schwaben in Memmingen seine Türen. Dann sind alle Spielstätten und Proberäume unter einem Dach. Intendant Walter Weyers, der seit zwölf Jahren beim LTS auf dem Chefposten sitzt, atmet tief durch: „Wir haben künftig viel bessere Arbeitsbedingungen. Natürlich werden wir alle das genießen.“
Er schätzt vor allem die neue Zentralität des Theaters, die Bündelung aller Bereiche unter einem Dach – mitten in der Innenstadt. „In den letzten Jahren ist viel Zeit durch das ständige Pendeln liegen geblieben.“ Schauspieler, Techniker oder Regisseure mussten zum Proben in den Nordwesten der Stadt fahren, zum Vorbereiten auf der Werkstattbühne dann in den nördlichen Teil, während die Verwaltung des Theaters wiederum gleich neben dem Stadttheater in der Innenstadt ihre Räume hatte.
Walter Weyers dürfte allerdings auch aus einem anderen Grund tief durchatmen. Immer wieder in den letzten Jahren landeten auf seinem Schreibtisch die Hiobsbotschaften: Kürzungen von Zuschüssen; Mahnungen, die Ausgaben doch künftig zu verringern; Drohungen von schwäbischen Städten, ihre Mitgliedschaft im Zweckverband des Landestheaters zu kündigen und somit die jährlichen Zahlungen einzustellen (was allerdings vertraglich nicht ohne Weiteres möglich ist) oder Vorschläge, das Personal abzubauen. Kurzum: Die Zukunft des Landestheaters Schwaben stand seit geraumer Zeit auf der Kippe.
„Dieser Umbau soll auch ein Zeichen sein“, stellte Memmingens Oberbürgermeister Ivo Holzinger (SPD) im Stadtrat klar, nachdem bekannt geworden war, dass der Umbau doch einige Millionen Euro teurer würde, als zunächst vorgesehen, und ernsthafte Zweifel bei Stadträten aufkamen, ob man diesen Weg wirklich weiter beschreiten solle. Als Stärkung der Kulturstadt Memmingen wollte Holzinger die Neugestaltung des LTS verstanden wissen – und schwor schließlich die Ratskollegen auf diesen Kurs ein.
Sehr zur Freude von Walter Weyers, der nun weiß: An diesem Haus kann er die nächsten Jahre bedenkenlos weiterarbeiten. „Ich fühle mich im Allgäu inzwischen zu Hause“, sagt der gebürtige Kölner, schiebt die Ärmel noch ein bisschen höher, so scheint es, und freut sich riesig auf die Spielzeit 2010/11: „Das wird sicherlich eine ganz tolle Theater-Saison.“ (Freddy Schissler)

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