Kultur

08.10.2010

Die Leiden des Künstlers

Akademie in Bayern widmet ihre 90. Ausstellung dem Maler Arnulf Rainer

Es geht um die Vergegenwärtigung einer vergangenen Kultur, wenn Arnulf Rainer (80) in seiner Serie von Christusbildern mit Vorliebe romanische oder gotische Kruzifixe übermalt. Keine andere Kultur als die des Mittelalters hat es vermocht, das Martyrium Christi mitleidsvoller darzustellen. Rainer übermalt solche „Vorbilder“: mit jeder Farbschicht verdichtet sich das Kunstwerk und gewinnt zunehmend expressive Ausdruckskraft.
Farbspritzer zeugen von der Geschwindigkeit und Heftigkeit des Farbauftrages, der mitunter mit bloßen Fingern geschieht – der Künstler wirkt direkt auf die Bildfläche ein. Christus scheint mit Farbhieben malträtiert zu werden, wenn Rainer zur gestischen Actionmalerei ausholt. Durch derart intensive körperliche Auseinandersetzung mit der Vorlage erscheint Christus zum Spiegel des leidenden Künstlers selbst zu werden.
Es ist noch nicht allzu lange her, dass der tiefe Graben zwischen moderner Kunst und Religion als unüberwindbar galt. Seit den 1980er Jahren richtet Rainer seinen Künstlerblick vermehrt auf Marien- und Christusbilder, Kreuz- und Engeldarstellungen und übermalt sogar die ganze Bibel. Auch morbide Themen wie Totenmasken, vornehmlich berühmter Persönlichkeiten wie Beethoven, Bruckner, Heine, Hebbel, Nietzsche oder Menzel, inspirieren ihn. Beeindruckend ist, wie Rainers zarte Farblasuren und kokonartigen Geflechte schwarzer Linien über den abfotografierten Totenköpfen das Numinose erahnen lassen.
32 Arbeiten aus den vergangenen drei Jahrzehnten von Arnulf Rainers reicher Schaffenszeit bespielen derzeit den Vortragssaal und die Kapelle der Katholischen Akademie in Bayern. (Angelika Irgens-Defregger)

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