Kultur

Der Blaue Saal im Schloss Ismaning. (Foto: Robert Sprang)

14.10.2016

Ein Hauch von Pompeji für den Sommersitz

Vor 200 Jahren erwarb Eugène de Beauharnais Schloss Ismaning. Eine Ausstellung zeigt, wie die Prunksäle damals herausgeputzt wurden

Am 17. Oktober jährt sich der Kauf des Ismaninger Schlosses durch Eugène de Beauharnais zum 200. Mal – Grund für das Schlossmuseum, die reiche Dekoration der historischen Prunksäle näher vorzustellen. Zur Vorgeschichte: Eugène de Beauharnais, der Stiefsohn Napoleons und seit 1805 Vizekönig von Italien, hatte im Januar 1806 Auguste Amalie, eine Tochter König Max I. Joseph von Bayern und Lieblingsschwester König Ludwigs I., geheiratet. Die Ehe war auf ausdrücklichen Wunsch Napoleons zustande gekommen, der eine Verschwägerung mit den alten europäischen Dynastien suchte, um seinem eigenen Ansehen mehr Glanz zu verleihen. Wider Erwarten wurde die politisch erzwungene Ehe überaus glücklich; sechs Kinder gingen daraus hervor. Das Paar führte zunächst in Mailand einen großen Hof. Nach dem Sturz Napoleons kehrte Auguste Amalie 1814 mit ihrer Familie nach München zurück. Als Entschädigung für die Verluste in Italien erhielt Eugène auf dem Wiener Kongress ein stattliches Vermögen zuerkannt, das ihn in die Lage versetzte, sich in Bayern standesgemäß zu etablieren.

Großzügig entschädigt

Im November 1817 wurde Eugène durch Bayerns König, seinen Schwiegervater, zudem der Titel Herzog von Leuchtenberg verliehen, nach der Burg Leuchtenberg in der Oberpfalz, deren zugehöriges Geschlecht seit Jahrhunderten ausgestorben war. Gleichzeitig ernannte ihn der König zum Fürsten des neu formierten Fürstentums Eichstätt (1817 bis 1833). 1816 erwarb Eugène das Schlossgut Ismaning – alsbald erwachte es aus seinem Dornröschenschlaf, nachdem die einstige Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Freising jahrelang leer gestanden hatte. Die ursprüngliche Idee, dort den Hauptsitz der herzoglichen Familie einzurichten, wurde zwar durch den Bau des Leuchtenberg-Palais am Münchner Odeonsplatz (heute bayerisches Finanzministerium) fallengelassen, doch diente das Schloss erneut als standesgemäße Sommerresidenz, für prunkvolle Feste und heitere Gesellschaften. Nach dem frühen Tod Eugènes im Februar 1824 wurde es ruhiger im Schloss. Nun scharte sich vor allem die Familie um die Witwe Auguste Amalie, die das Refugium vor den Toren Münchens besonders liebte. 1834, kurz vor seiner Hochzeit mit der Königin von Portugal, schenkte der älteste Sohn August, der als Herzog von Leuchtenberg das Erbe angetreten hatte, seiner Mutter den Besitz in Ismaning. Diese ließ das Schloss nun im Innern dem Zeitgeschmack entsprechend durch Jean Baptiste Métivier, einem engen Mitarbeiter Leo von Klenzes, klassizistisch umgestalten. In den beiden Prunkräumen, dem „Roten“ und dem „Blauen Saal“, die als Kleinode pompejanischer Wanddekoration gelten, lassen sich für viele Details direkte Vorbilder in antiken Villen in Pompeji und in Herculaneum finden. Mittels Aquarellen und Kupferstichen waren diese Motive in weiten Teilen Europas bekannt. Die Ausstellungsmacher haben sich auf die Spur der Motive begeben und sie der in Ismaning ausgeführten Umsetzung gegenübergestellt. Detailfotos aus den Sälen, die überraschende Neuentdeckungen erlauben, sind neben den historischen Anregungen zu sehen. Im Mittelpunkt stehen die beiden Prunksäle, die heute als Fest- und Trauungszimmer des Rathauses dienen und deshalb auch während der Ausstellung nur bei Führungen und Veranstaltungen des Rahmenprogramms besucht werden können. Die Wandgestaltung und die qualitätvollen, original erhaltenen Möbel sowie die beteiligten Künstler bilden den Hauptinhalt der Ausstellung, die gewissermaßen eine Fortsetzung der im letzten Jahr gezeigten Ausstellung über die Schlösser der Beauharnais mit dem Untertitel „Spuren einer Familie in Frankreich und Italien“ darstellt. (Cornelia Oelwein) Information: Bis 29. Januar (19. Dezember bis 9. Januar geschlossen). Schlossmuseum, Schloßstraße 3A, 85737 Ismaning. Di. bis So. 14.30-17 Uhr.
Die Besichtigung der Säle im Schloss selbst (heute Rathaus) ist nur im Rahmen von Führungen möglich (Anmeldung unter 089/960900153). Abbildung:
Detail ("Tänzerinnen") aus der pompejanischen Wanddekoratio im Roten Saal. (Foto: Robert Sprang)

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