Kultur

Das Bayreuther Festspielhaus wird bereits seit Jahren saniert. 2015 war die Hauptfassade eingerüstet. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

28.12.2017

"Eine Orgie von Ausschreibungen"

Wer ein Haus gebaut hat, weiß: Es wird anstrengend. Fliesen, Fenster, Küchenmöbel, alles will gut ausgesucht sein und darf nicht zu teuer werden. Warum sollte es Kultusminister Spaenle anders gehen? Nur das seine Kultur-Baustellen sehr viel aufwendiger und größer sind

Konzerte, Opern, Ausstellungen, Museen - eigentlich schöne Dinge, die in die Zuständigkeit des Kultusministeriums fallen. Doch viele Gebäude sind dringend sanierungsbedürftig, andere werden erst neu gebaut. "Wir haben die nächsten Jahre eine "Orgie" von Ausschreibungen", sagt Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Dabei geht es nicht nur um die Gestaltung der Gebäude durch Architekten. Wer verlegt die Kabel? Wer installiert die Beleuchtung? Wer sorgt für die richtige Akustik? Alles Projekte, die nach den Regeln des europäischen Vergaberechts ausgeschrieben werden müssen. Hier eine Auswahl größerer Kulturbaustellen in Bayern:

- Das KONZERTHAUS MÜNCHEN war jahrelang umstritten. Staatsoper und Philharmonie, reicht das nicht aus? Und wo ist dafür Platz? Nun soll das Prestigeprojekt im Werksviertel gebaut und Spielstätte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons werden. Wann die Bauarbeiten starten, ist unklar. Erst soll gründlich geplant werden, um Kostenexplosionen zu vermeiden. 370 Millionen Euro stehen im Raum. Spaenle will das nicht bestätigen. Für eine belastbare Schätzung müsse man die weitere Planung der Architekten abwarten. Beste Chancen auf den Auftrag haben die Sieger des Architekturwettbewerbs, das Bregenzer Büro Cukrowicz Nachbaur. Ihr Entwurf: ein hochaufragender Glaskasten, der sich nach oben verjüngt.

- FESTSPIELHAUS BAYREUTH: Richard Wagners Opernhaus wird bereits seit einigen Jahren saniert. Das Problem: Gearbeitet werden kann nur im Herbst und im Winter, denn im Frühjahr startet der Probenbetrieb für die Festspiele, die dann im Sommer die Wagnerianer auf den Grünen Hügel locken. Derzeit wird an der Fassade restauriert, im kommenden Jahr sollen Arbeiten im Inneren des Gebäudes folgen. Dass die vor einigen Jahren veranschlagten 30 Millionen Euro reichen werden, bezweifeln die Verantwortlichen inzwischen. Bis 2025 soll die Sanierung abgeschlossen sein.

- KONZERTHALLE UND OPERNHAUS NÜRNBERG: Die Akustik in der Meistersingerhalle gilt seit jeher als unbefriedigend. Deshalb fehlt Nürnberg eine Spielstätte, die für internationale Orchester attraktiv ist. Stadt und Land beschlossen daher, neben der Meistersingerhalle eine neue Konzerthalle zu bauen. Das Gebäude mit 1500 Sitzplätzen soll von 2021 bis 2023 errichtet werden. Wenn es fertig ist, sollen die Veranstaltungen aus der Meistersingerhalle dorthin umziehen. Im nächsten Schritt soll die Halle für die Oper ertüchtigt werden, damit das Musiktheater vorübergehend hier aufführen kann, wenn von 2024 bis 2028 das Opernhaus aus dem Jahr 1905 saniert wird. Ganz zum Schluss soll auch die Meisterhalle saniert werden - für künftige Tagungen und Kongresse. Die Kosten für die Maßnahmen sind bisher noch unklar.

- Das MUSEUM DER BAYERISCHEN GESCHICHTE soll die Entwicklung des Verfassungsstaats und der Demokratie in Bayern lebendig werden lassen. Zum 100. Geburtstag des Freistaates im Jahr 2018 hätte es eröffnet werden sollen. Doch ein Feuer auf der Baustelle im vergangenen Juli machte den Plan zunichte. Nun soll das Museum im Mai 2019 für Besucher öffnen - und damit rechtzeitig zum 100. Jahrestag der demokratischen Verfassung, die 1919 in Bamberg erlassen wurde. Die Baukosten erhöhten sich wegen des Brandes von 67,3 Millionen auf 88,3 Millionen Euro. Die Ursprünge des Museums reichen zurück ins Jahr 2008. Damals hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) verkündet, eine solche Einrichtung entstehen lassen zu wollen. Im Wettbewerb um den Standort setzte sich Regensburg durch.

- Um das HAUS DER KUNST in München gab es viel Wirbel. Das bedeutende Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst geriet in finanzielle Turbulenzen. Der Verfassungsschutz ermittelte, weil man eine Unterwanderung durch Scientology befürchtete. Und auch um die Sanierung des Prestige-Baus der Nationalsozialisten von 1937 gab es Streit. Der Architekt David Chipperfield wollte den monumentalen Bau in weiten Teilen in den Originalzustand zurückversetzen - und löste damit einen Sturm der Entrüstung aus. Nun ist es ruhiger geworden. Direktor Okwui Enwezor bekam einen kaufmännischen Geschäftsführer an die Seite, auf die Scientology-Vorwürfe folgten Kündigungen. Und die Sanierungsplanungen laufen weiter. 110 Millionen Euro, dazu ein Sicherheitspuffer von 40 Millionen Euro, lautet die Kostenprognose.

- Viel zu tun gibt es bei den PINAKOTHEKEN in München. Die Alte Pinakothek, die Meisterwerke von da Vinci und Rubens zeigt, wird seit 2014 saniert, einzelne Bereiche sind immer wieder geschlossen. Ab dem 18. Oktober 2018 sollen zum Start der Ausstellung "Florenz und seine Maler. Von Giotto bis Leonardo da Vinci" wieder alle Säle geöffnet sein. Das nächste Bauvorhaben steht schon an: Die Neue Pinakothek, die Kunst des 19. Jahrhunderts zeigt, ist dringend sanierungsbedürftig. Bei Regen tropft Wasser durchs Dach und der Brandschutz muss erneuert werden. Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, hofft auf einen baldigen Sanierungsbeginn. Alles andere wäre ein Fiasko, meint er.

- Auch das DEUTSCHE MUSEUM wird von Grund auf erneuert. Bis 2025, so der Plan, soll das Haus in München fertig sein. Ein Mammutbauvorhaben mit Beteiligung des Bundes, für das Kosten von rund 445 Millionen Euro vorgesehen sind. 2025 sollen die Bauarbeiten fertig sein, pünktlich zum 100-jährigen Bestehen des Technikmuseums. Doch das ist noch nicht alles: 2019 soll mitten in Nürnberg eine Zweigstelle eröffnen. Großen Krach gab es im Sommer im Landtag wegen der Mietkosten: 2,8 Millionen Euro im Jahr soll der Freistaat für die 5500 Quadratmeter zahlen. Zu viel nach Ansicht der Opposition.
(dpa)

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