Kultur

Barbara Rütting wird am morgigen Dienstag, 21. November, 90 Jahre alt. (Foto: dpa)

20.11.2017

Ex-Filmstar und Tierschützerin

Barbara Rütting hat Wichtigeres zu tun, als ihren 90. Geburtstag zu feiern

Ganz gleich, ob sie in ihr den früheren Filmstar oder die Vorkämpferin für eine gesunde Ernährung sehen - Barbara Rütting kann auf eine treue Schar von Fans bauen. Gerade habe sie wieder 100 Autogrammanfragen beantwortet, erzählt sie. Ihr jüngst erschienenes Kinderbuch über vegane Ernährung verkaufe sich gut. Und noch immer lade man sie gern zu Vorträgen ein. Die Schauspielerin, Tierschützerin, vielfache Buchautorin und Politikerin schultert das alles mit scheinbarer Leichtigkeit. Dass sie am Dienstag, 21. November, ihren 90. Geburtstag begeht, mag man bei so viel Quirligkeit kaum glauben. Ihren 90. will sie wie alle ihre Geburtstage ignorieren. "Es gibt einfach Wichtigeres zu tun", sagt sie. "Wichtigeres" - dazu gehört beispielsweise die Gründung eines Stammtisches der V-Partei³ in ihrem unterfränkischen Heimatort Michelrieth. Für die Partei, die unter anderem die vegane Lebensweise propagiert, hatte sie bereits bei der Bundestagswahl kandidiert. Eine Kandidatur für die V-Partei³ bei der bayerischen Landtagswahl im Herbst 2018 lehnt Rütting dagegen ab, auch wenn sie die Partei weiter unterstützt. "In den Landtag muss ich nicht noch mal. Da habe ich nichts erreichen können." Einmal zur Wegbereiterin der vegetarischen Ernährung in Deutschland zu werden, war im Lebensweg von Rütting nicht gerade vorgezeichnet. Als junge Frau entschied sich Rütting zunächst für die Schauspielerei - und machte bald als gefeierter Filmstar Karriere. Insgesamt spielte sie in 45 Kino- und Fernsehfilmen mit. Legendär ist ihre Rolle als "Geierwally" in dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1956. Auch auf vielen Bühnen bewies sie ihr Talent, bevor sie 1984 mit der Schauspielerei aufhörte. Wie sie heute ihr früheres Schauspieler-Leben sieht, beschreibt sie in ihrer gerade erschienen Autobiografie mit dem Titel "Durchs Leben getobt". Fragt man sie nach ihren Filmen, gibt sich die sonst eloquente Aktivistin eher wortkarg. Klar habe sie Videos ihrer Filme im Regal stehen. "Ich habe mir aber noch keine angesehen. Ich komme nicht dazu. Dazu lebe ich viel zu sehr in der Gegenwart. Vielleicht schaue ich sie mir mal an, wenn ich alt bin." Tatsächlich ginge die engagierte Tierschützerin mit der kessen Bob-Frisur und ihren wachen Augen leicht als Endsechzigerin durch. Gerade hat sie per Facebook eine Sammelaktion für die Kuh "Elli" gestartet. Elli war von ihrem Bauernhof ausgebüxt und hatte sich monatelang in einem Wald versteckt. Eine Tierschützerin hatte sie schließlich eingefangen und zusammen mit Rütting dafür gesorgt, dass sie in einem Gnadenhof bei Kassel vor dem Schlachthof sicher ist. Nicht jeder bei der V-Partei³ war von Rüttings Aktion auf Anhieb begeistert - wie ihr Eigensinn Rütting im Leben immer wieder mal Widersacher und Spötter beschert hat. Was die einen für Sturheit halten, darin sehen andere eine tief verwurzelte Überzeugung. Und die gipfelt dann schon mal in Sätzen wie: "Ich hoffe, dass ich mit der Aktion zur Erkenntnis beitragen kann, dass der Satz "Du sollst nicht töten!" auch für Tiere gelten sollte." Derzeit, so schwärmt Rütting, befinde sie sich in einer der glücklichsten Lebensphasen: "Im Moment flutscht alles. Der Samen meiner Arbeit geht auf", sagt sie. Das hatte sie allerdings auch schon mal während ihrer Zeit als Abgeordnete der Grünen vor zehn Jahren gesagt; zwei später wandte sie sich von den Grünen ab. Die Grünen seien etwa im Tierschutz zu "betulich" gewesen, da habe sie nichts ändern können. Dass es ihr um mehr als Tierschutz und gesunde Ernährung geht, zeigt inzwischen ihre Unterstützung für eine sogenannte Sterbefasten-Petition. Darin spricht sie sich für eine ärztliche Begleitung von Todkranken beim freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit aus. (Klaus Tscharnke, dpa)

Kommentare (1)

  1. Ulrich Dittmann am 20.11.2017
    Zu diesem „runden“ Geburtstag kann man wirklich nur von ganzem Herzen gratulieren:

    Gesundheit, Glück und Segen und ein langes Leben, liebe Barbara!

    Gäbe es mehr solche Menschen wie Dich, würde es besser aussehen auf dieser Welt – für alle Mitgeschöpflichkeit!

    Nicht nur die "Grünen"- die heute leider blutrot flackern - Politiker jeglicher Couleur sollten sich an Barbara Rütting ein Beispiel nehmen:
    Niemals ließ sie ihr Empathieempfinden mit Hornhaut überwuchern und stürmt bis heute mit viel Herzblut, Wahrhaftigkeit und Rückgrat(!) durch das pulsierende Leben - auch wenn es manchmal aufregend und anstrengend ist!
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