Kultur

Ein stark vergrößertes Kleinod aus Elfenbein: Das Netsuke mit den zwölf Tieren des Zodiakus (vermutlich Mitte 19. Jahrhundert) ist nur etwa zweieinhalb Zentimeter hoch, breit und tief. Hier ein Ausschnitt - die komplette Ansicht im Beitrag. (Foto: Mergenthaler)

19.08.2016

Exquisiter Gürtelschmuck

Das Knauf-Museum in Iphofen zeigt Miniatur-Kostbarkeiten aus dem alten Japan

Winzig klein sind sie, diese Netsuke: Das sind geschnitzte Miniatur-Kostbarkeiten, die der japanische Mann vom 17. Jahrhundert bis etwa. 1880 als Gegengewichte zur Befestigung von Behältnissen mit Tabak oder Medizin am Gürtel seines taschenlosen Kimonos trug. Mit dem Aufkommen westlicher Kleidung verschwand solcher Schmuck langsam aus dem Alltag.

Beliebte Sammlerstücke

Bei Sammlern hingegen blieben diese „Kleinigkeiten“ beliebt, wie das prominente Beispiel des Roman-Bestsellers Der Hase mit den Bernsteinaugen (2011) von Edmund de Walls zeigt: Der Autor rankt seine Geschichte um das Erbe von 264 Netsuke. Auch der berühmte Würzburger Arzt und Japan-Forscher Philipp Franz von Siebold (1796 bis 1866) hatte verbotenerweise solche Netsuke in seinem Gepäck, als er nach seiner zweiten Japan-Reise zurück nach Europa kam. 52 dieser ganz feinen Schnitz-Figürchen aus Siebolds Besitz stellt das Knauf-Museum Iphofen in einer hervorragend präsentierten Schau vor. Eigentlich gehören die Exponate heute zum Bestand des Museums Fünf Kontinente in München, sind dort aber im Depot. In Iphofen sind diese Netsuke gut beleuchtet in Vitrinen von vorne und hinten zu studieren; man kann sie mit einer Lupe genauer in Augenschein nehmen, und der Besucher erfährt per Audioguide Hintergründe. Die Anhänger aus Wurzelholz, Elfenbein, Tierknochen oder Porzellan, mit einer Öse zur Befestigung der Schnur versehen, zeigen zum Beispiel Glücksgötter, die zwölf Tiere des Zodiakus-Kreises, Theater-Masken, Gestalten aus Mythen und Sagen, groteske Eremiten und Ausländer oder Szenen und Dinge aus dem täglichen Leben. Gerade die Elfenbein-Netsuke bestechen durch die Feinheit der Details, etwa bei der Gestaltung von Gewändern und de lebensechten Gesichtsmimik; raffiniert sind auch die Tierdarstellungen. Vergrößerungen kann man per Touchscreen anschauen oder die 20 Tracks auf der dem informativen Katalog beigefügten CD anhören. Doch der Besucher soll auch etwas von der authentischen Atmosphäre im alten Japan erfahren. Dafür sollen 32 Farbholzschnitte sorgen, etwa von Kitagawa Utamaro oder Utagawa Hiroshige. Sie zeigen Landschaften, zum Beispiel mit dem heiligen Berg Fuji oder weibliche Schönheiten – meist Kurtisanen und Stars aus dem Theater, man sieht auch Szenen aus dem Leben reicher Frauen.

Kurtisanen und Stars

Freilich galt im Land der aufgehenden Sonne ein ganz anderes Schönheitsideal als in Europa. Man schätzte geschwärzte Zähne und bei den kunstvoll aufgesteckten Frisuren einen ausrasierten Nacken.
Solche Farbholzschnitte aber waren als Massenware weitverbreitet; eine Druckplatte, von der 47 Mal abgezogen wurde, ist ebenfalls ausgestellt. In Europa wurden die japanischen Farbholzschnitte später als grafische Kunst entdeckt und als Vorbilder geschätzt. (Renate Freyeisen) Information: Bis 6. November. Knauf-Museum, Marktplatz, 97346 Iphofen. Di. bis Sa. 10-17 Uhr, So. 11-17 Uhr. www.knauf-museum.de Abbildung: Stark vergrößertes Kleinod aus Elfenbein: Das Netsuke mit den zwölf Tieren des Zodiakus (vermutlich Mitte 19. Jahrhundert) ist nur etwa zweieinhalb Zentimeter hoch, breit und tief.    (Foto: Mergenthaler)

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