Kultur

20.05.2011

Facetten einer Persönlichkeit

"August Macke – ganz privat" im Würzburger Museum im Kulturspeicher

Welche Bilder begleiten die Familie eines Künstlers im Alltag? Eine Antwort darauf gibt die Ausstellung „August Macke – ganz privat“ im Würzburger Museum im Kulturspeicher. Da sieht der Besucher viel Unbekanntes von Macke, viel Persönliches, Zeichnungen, nach seinen Vorlagen gestickte Kissen und Tischdecken, Teppiche und Wandbehänge, Keramik, Fotos der Angehörigen und Freunde und vor allem Bilder seiner geliebten Frau Elisabeth, geborene Gerhardt, seiner Muse.
Den Expressionisten Macke, Mitglied des „Blauen Reiter“, wird man hier kaum antreffen, denn die bekannten Gemälde hängen alle in Museen. Es überwiegen spontane Skizzen, kleine Formate. Die 142 Exponate stammen aus Nachlässen und dem Besitz der Enkel. Das Gezeigte erschließt die Lebenswelt und das Umfeld des Malers, es zeigt aber auch seine Entwicklung zum Künstler. Bislang wenig bekannte Facetten seiner Persönlichkeit tun sich auf; aus den Großstadt-Skizzen und den Karikaturen erschließt sich Mackes Sinn für Humor. Auch Selbstironie fehlte nicht, deutlich an einem Selbstporträt als Dandy.
Es stellt sich allerdings die Frage, wie Macke sich künstlerisch weiterentwickelt hätte, wäre er nicht schon als Soldat im Ersten Weltkrieg im Alter von 27 Jahren gefallen. So aber erweist er sich als zeitlebens Suchender. Eines wusste er immer: Er wollte Künstler werden, darin bestärkt von Elisabeth, die er 1903 kennen lernte und die ihn aufgrund ihrer guten finanziellen Basis stets unterstützen konnte. Macke brach die Schule ab, und auch auf der Düsseldorfer Akademie hielt es ihn nicht lange; dagegen sagte ihm die dortige Kunstgewerbeschule eher zu.
Der Kontakt zum Schauspielhaus bescherte ihm Aufträge für Bühnenbilder; doch er wollte alles nur in Farbe machen, war für damals zu modern. Angeregt durch Schwarz-Weiß-Fotos von Impressionisten reiste er nach Paris und erfuhr bei der Betrachtung der Originale eine Befreiung: Nicht mehr das Abbilden war ihm nun wichtig.
Von der Auseinandersetzung mit der französischen Avantgarde (Delaunay), der russischen Kunst (Kandinsky) und der neuen Kunst in München wurde er beflügelt. Verfolgt man die Anfänge, sichtbar an einem frühen Fliederbild, an den Versuchen, Symbolistisches nachzuvollziehen, an einer Wolkenstudie, an der Porträtstudie von Elisabeth (1903) oder an der späteren „Wäsche im Garten“, erkennt man, dass Farbe und Atmosphärisches Macke immer fasziniert haben. Als Corinth-Schüler in Berlin verstärkte sich das; auch Zille-Zeichnungen beeinflussten ihn bei Straßenszenen.
Seit dem Aufenthalt in Tegernsee und der Begegnung mit Matisse-Werken klären sich die Farb-Formen; Stillleben, Interieurs, Katzen, natürlich immer wieder Bilder vom Sohn Walter oder der geliebten Gattin, hochschwanger, zeigen dies.
1910 zieht die Familie nach Bonn. Dort beschäftigt sich Macke mit Farbtheorien, malt auch religiöse Bilder. Ende 1911 wird mit Franz Marc, Kandinsky und anderen die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ gegründet.
Der 1. Weltkrieg bringt dann die Katastrophe; Mackes nationale Begeisterung schwindet schnell; er fällt in Frankreich am 26. September 1914 und hinterlässt seine Frau mit den zwei kleinen Söhnen. Die Witwe heiratet Mackes Freund Lothar Erdmann, der 1939 an den Folgen von Misshandlungen im KZ stirbt. Auch von Mackes Freunden und dem früh verstorbenen Sohn Walter sind in der Ausstellung Bilder zu sehen. (Renate Freyeisen)

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