Kultur

Peter Casagranda in action. (Foto: Kunsthalle Schweinfurt)

14.07.2017

Forscher im Raum

Peter Casagrande hat für die Kunsthalle Schweinfurt sein größtes Gemälde als work in progress gemalt

Die Kunsthalle Schweinfurt hat sich zur Gänze verwandelt in eine raumgreifende, beeindruckende Installation eines einzigen Malers. Dessen Nachname wirkt wie eine Vorbestimmung: Der 1946 in Weilheim geborene Künstler Peter Casagrande scheint mit der italienischen Übersetzung seines Nachnamens „großes Haus“ darauf hinzuweisen, dass er sich nicht mit kleinen Räumen abgibt. In die Weite der ehemaligen Schweinfurter Schwimmhalle hat er eine Ausstellung mit dem Titel Das große Format platziert – sie könnte gut und gerne einen sprachlichen Superlativ vertragen. Denn Casagrande, der Riesenformate bevorzugt, hat für die neun Meter hohe Halle sein bisher größtes Werk mit 70 Quadratmetern geschaffen. In fünf Wochen Tag-und-Nacht-Arbeit sind die zehn Teile dafür vor Ort nach nicht festgelegtem Plan als work in progress für die Längswand entstanden – jeweils zwei Meter breit, damit sie durch die Tür passen, und drei beziehungsweise vier Meter hoch. Zuerst fertigte er ein Gerüst, dann begann er, oft auf einer ausfahrbaren Leiter stehend, die Leinwände in Schwarz mit langstieligem Pinsel oder Kehrbesen zu bearbeiten, flächig Acrylfarbe aufzustreichen, sie hinzuklatschen, sie fließen zu lassen: Zwischendurch legte er die Leinwände auch auf den Boden, um Weiß daraufzuschütten, verteilte die Farbmasse mit dem Pinsel. In unzähligen „Bearbeitungen“ verdichtete er das Ganze, sodass schließlich eine in vielen Grauabstufungen, Farbströmen, -spritzern und -flecken eine lebendig bewegte Fläche entstand, mit rauer, ruppiger Oberflächenstruktur. Diese Teile setzte er dicht an dicht aneinander zu einem Riesenbild, schuf verbindende Übergänge. Das Riesenformat dieses Werks dominiert den ganzen Raum der Kunsthalle. Außerdem setzte Casagrande an die Querwände und zwischen die Fenster sechs andere, ebenfalls großformatige Ölgemälde aus früheren Jahren in gedeckten Farben. Diese gestischen Bilder, mit Jahreszahl und Nummer versehen, lassen nachvollziehen, dass sich Casagrande schon immer auf der Fläche austobte – allerdings hat er noch nie mit einem einzelnen Werk einen derart großen Raum wie die Kunsthalle Schweinfurt ganz erobert. Die anderen Bilder zeigen, dass er auch andere Farben benutzt, manchmal auch Collagen von Gegenständen oder Materialien integriert. Das ergibt dann eine reliefartige Struktur, eine Mehrschichtigkeit, differenzierte, fein abgestufte Farbwerte, Dichte und Transparenz und Tiefe. Immer ist auf den Bildern die Kraft durchzuspüren, die Casagrande aus innerem Impuls zum Malen antreibt, zur Erforschung des Bildraums. Der ergänzende Film, während der Arbeit in Schweinfurt entstanden, demonstriert den Besuchern eindrucksvoll die Vorgehensweise des Künstlers. (Renate Freyeisen) Information: Bis 3. September. Kunsthalle, Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt. Di. bis So. 10–17 Uhr, Do. 10-21 Uhr. www.kunsthalle-schweinfurt.de

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