Kultur

Ausschnitt aus einer der Fotografien von Tony Wacker. Die Gesamtansicht sehen Sie in der Bildergalerie am Ende des Beitrags.

14.09.2016

Freche Fotos

In ihren Münchner Atelieräumen zeigt Modedesignerin Susanne Wiebe Fotografien ihrer Inszenierungen

Aktuell trägt eines ihrer Mannequins im Blitzlichtgewitter Leder - verführerisch rückenfrei. In den wilden West-Berliner und Schwabinger Zeiten war es Susanne Wiebe selbst, die die Proletarierfaust ballte und die Brust entblößte – eine immerhin. Das war damals in den 80ern provokant und wird jetzt mit den Fotografien von Alex Majewski und Tony Wacker unter dem Titel „Wiebe Cult“ wiederbelebt. Nicht nur mit der bloßen Brust nach dem revolutionären Vorbild von Eugène Delacroix, sondern mit Wänden voll von fotografischen Frechheiten. Da komponieren Majewski, Wiebe und ihre einstigen Berliner Models in Vor-Wende-Locations „Essen auf Kleidern“ oder „Eier an Strass“: blanke Haut unter wagenradgroßen Hüten, Leucht-Eier an Leopardenmuster. Mit „Essen auf Rädern“ hat das nichts zu tun, eher schon mit dem „Großen Fressen“.

Leopardendesign und Schlipse

In den Atelierräumen an der Münchner Martiusstraße inszeniert Wiebe jetzt ihre neuesten Modelle (vorzugsweise in Schwarz mit Leopardendesign und schmalen Schlipsen fürs „Studentengasserl“): als Erinnerung an ihre eigenen Avantgarde-Jahre in Berlin, heute als Anschub für München als Modestadt. Salomé oder David Bowie hatte sie damals hinter der Mauer kennen gelernt, jetzt ist die Münchner Schickeria bei ihr zu Gast, man denkt gemeinsam an ihren früheren Lebensgefährten Hans-Matthäus Bachmayer und  Wiebe  lässt  sich von ihrem derzeitigen Partner Karsten Temme eine Rede zur Cult-Vernissage zimmern. Der erinnert an Susanne Wiebe („sexuell-erotisch“, „Aufbruchsdynamik“, „Frauenpower in Boxhandschuhen“), stellt als  studierter Kunsthistoriker Verbindungen zum beliebten Kunstthema „Judith und Holofernes“ her oder zwischen Florenz und München. Mode steht für ihn als „Cult“ sowieso immer im Umfeld der jeweiligen Avantgarde.

Fotos in Schwarzweiß

Dazu passt das vergangene West-Berlin in der Tat besonders gut: Schwarzweiß sind die Fotos, und dahingeschmolzen liegt Wiebe vor dem Brandenburger Tor. Ob man bei den Blößen von Susanne Wiebe tatsächlich von einer „penoid herausgereckten Brust“ sprechen muss, das kann jeder Ausstellungsbesucher sich selbst auf der Zunge zergehen lassen. Eines aber ist sicher: Die Lust an der Inszenierung zieht sich damals wie heute durch die Arbeit der Modeschöpferin. Ohne die bildende Kunst kommt sie, zumal für ihr Stoffdesign nicht aus: früher nicht ohne Bachmayer, danach nicht ohne Franz Hitzler, besonders nicht ohne Thomas Niggl. Deren Werke hat sie in ihrem Atelier schon ausgestellt, jetzt stehen Majewskis Fotografien auf dem Laufsteg: „Sie ermöglichen den Blick durch einen kleinen Spalt einer außergewöhnlichen Zeit.“(Uwe Mitsching) Information: Bis 15. November. Atelier Susanne Wiebe, Martiusstraße 5, 80802 München. www.susanne-wiebe.com

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