Kultur

Männer sind bei ihr immer nur „ex“, sehen am besten nach „kreativ und Geld“ aus: das jedenfalls verrät Luise Kinseher in ihrem neuen Programm "Ruhe bewahren". (Foto: Anja Wechsler)

16.10.2014

Geheimste Wünsche

Luise Kinseher verzichtet in ihrem neuen Programm auf die Politik

Zeit ist’s fürs Luiserl zwischen der oidn Wiesn und dem Starkbier-Derbleckn: für ein neues Programm. Und für die Mahnung „Ruhe bewahren !" angesichts der gegenwärtigen Zeitläufte. In der München Lach & Schieß Gesellschaft tritt Luise Kinseher nicht als matronenhafte Patrona Bavariae vors ausverkaufte Haus, sondern gleich in drei Rollen: als schwer angesäuselte Welterklärerin („Obst am liebsten als Schnaps"), die sich am Stuhlbein mit der Quantenphysik abmüht, als dralle Mittvierzigerin, die ihre erotischen Phantasien kurz vor Toresschluss im Hotelaufzug auslebt, und als Georg-Schramm-Fortsetzung im Trenchcoat mit dem Bein-ab-Tipp, damit der Alte ein Pflegefall wird und die Pflegegruppe stimmt. Die anfängliche Poesie bleibt schnell im eher bescheidenen Wunsch stecken: „Hauptsache, dass gelacht wird" und dass keiner im Publikum schläft : „Stellen Sie sich vor, ich bin ihr Fernseher". Kurz kommen mal die kabaretttauglichen Kabinettsmitglieder der Staatsregierung vor, aber die Kinseher will an diesem Abend keine bayerisch-provinzielle Anstich-Rednerin sein, sondern eine Welterklärerin: vom „Leberkäs-Toupet" bis zu den Quarks. Klar, dass man für drei Rollen an einem Abend eine blendende Schauspielerin sein muss, der man das Alter einer Dreißigjährigen glaubt, die schon 45 ist. Und dass man den Kommunikations-Clinch mit den Herren im den ersten Stuhlreihen beherrscht: mit Egon und Fritz drunten im Publikum (zum Glück ein Banker) und mit solch menschelnden Geständnissen wie: „Was ich für ein Landei war, sieht heute kein Mensch mehr". Nein, politisches Kabarett macht Luise Kinseher heute mal nicht: Es geht ihr ums Persönlichste bis hinunter in die Verdauung. Männer sind bei ihr immer nur „ex", sehen am besten nach „kreativ und Geld" aus, sie liebt offenbar Bulthaupt-Küchen und erfüllt sich ihren eigentlichen Berufswunsch: so etwas wie Diseuse, inklusive der Zugabe immerhin drei Mal, damit sich die GEMA-Abgabe lohnt. So klingt das dann, wenn sie sich einen niederbayerischen Lebenstraum erfüllt. Allerdings wiehert das Publikum noch zuverlässiger, wenn die Kinseher Yoga macht und alles an ihr ins Wogen kommt. Das gibt weit mehr her als jeder Seehofer, Spaenle oder Söder, die erst nach halb Zehn auf ihre Kindergartenonkel-Tauglichkeit abgeklopft werden. Aber da kann sie noch so viel an der Physik herumrätseln („Das habe ich mit dem Universum gemeinsam: beide dehnen wir uns aus.") – als der „international tätige Galerist" aus dem Aufzug anruft, ist ihr jedes Quentchen Quantenphysik wurscht, und das Quantum Kinseher drängt zielstrebig zum Rendezvous. Ach ja, da hat man längst auch ein paar Durchhänger vergessen; die wird Luise Kinseher noch ausbügeln mit ihren nächsten Sparringspartnern im Parkett, denen sie die feurigsten Blicke westlich von Geiselhöring zublitzt. Schließlich hat sie bis zum 18. Oktober, dann wieder vom 21. bis zum 25. Oktober und vom 28. Oktober bis zum 1. November Zeit dazu. (Uwe Mitsching)

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