Kultur

Nicht auf dem Grünen Hügel, sondern am Main feiert die Wagner-Gemeinde traditoonell eine Gala. (Foto: Nik Schölzel)

22.02.2017

Glanz der tiefen Lagen

Ralf Lukas begeistert bei der Würzburger Wagner-Gala

Es sollte ein Wiederhören mit dem im letzten Jahr bei einer Wagner-Gala gefeierten Günther Groisböck in Würzburg werden, der ersten Wirkungsstätte des Bayreuther Meisters Richard Wagner, wo er als Chordirektor anfing und „Die Feen“ schrieb. Doch daraus wurde nichts: der österreichische Bass war erkrankt. Für ihn sprang am gestrigen Montagabend kurzfristig ein anderer Bayreuther ein, der aus der Festspielstadt gebürtige Ralf Lukas. Er sang von 2006 bis 2012 regelmäßig bei den Festspielen. Und zum Theater Würzburg hat er ebenfalls eine gute Beziehung, denn dort sang er den „Fliegenden Holländer“ bei Katharina Wagners erster Inszenierung unter den gestrengen Augen ihres Vaters Wolfgang Wagner. So war Lukas mehr als ein Ersatz, eher eine vollgültige Bereicherung. Außerdem war man gespannt im fast ausverkauften Mainfranken Theater auf das Programm. Denn selten erlebt man eine Operngala ausschließlich mit der tiefen Männerstimme; sonst stehen zu solchen Anlässen eher Damen und/oder männliche Vertreter der „helleren“ Lagen auf dem Podium. Doch die Besucher genossen eine fulminante Gala. Wesentlichen Anteil hatte dabei das Philharmonische Orchester Würzburg unter seinem Generalmusikdirektor Enrico Calesso. Das Programm begann noch etwas unentschieden mit der Ouvertüre zu Mozarts „Zauberflöte“. Dann  aber, als in der Arie des Sarastro „In diesen heil’gen Hallen …“ Lukas seine große, reife Stimme unangestrengt erstrahlen ließ, erhielt der Abend Festival-Charakter. Lukas zeigte in den Höhen angemessenen Schmelz, starke, dunkle Tiefen und kostete die Linien schön aus. Nach einer düster-dramatisch-geheimnisvollen Ouvertüre zu Mozarts „Don Giovanni“, in der immer wieder verzweifelt Fröhliches aufklang, begeisterte Lukas mit einer geradezu buffonesk gehaltenen Register-Arie des Leporello, ausdrucksstark, wortgewaltig, mit männlicher Kraft. All dies steigerte sich nochmals in der Arie des unglücklichen Königs Philipp aus Verdis „Don Carlo“ „Ella giammai m’ amo“ / „sie hat mich nie geliebt“, zur schönen Cello-Kantilene, schicksalhaft, voll innerer Verzweiflung, von Lukas packend und anrührend zugleich angelegt mit fülligem Glanz in der Höhe und dem Ausdruck tiefsten Schmerzes. Schon hier Riesenbeifall und Bravo-Rufe. Mit Klängen aus Richard Wagners Opern aber sollte der Abend noch eine Überhöhung erfahren. Beim „Karfreitagszauber“ „O Gnade höchstes Heil“ aus dem „Parsifal“, vom Orchester fein begonnen und sich triumphal steigernd, mit hervorragenden Bläsern und zart schimmernden Streichern, imponierte der Sänger vor allem mit seiner klaren Artikulation, und bei der wie in ständigen Aufwallungen dahin fließenden Musik war seine große Stimme wie ein Instrument mit dem Orchester verflochten. Das Orchester schien sich vor allem im Vorspiel zum „Lohengrin“ in himmlisch süßen, feinen Verführungsklängen zu gefallen, später überwältigend durch anschwellende Stärke. In „Wotans Abschied“ aus der „Walküre“ an seine Tochter Brünhilde „Leb wohl, du kühnes, herrliches Weib“ aber war Lukas ganz mächtiger Göttervater, voller Glanz, klarer Diktion und kraftvoller Energie, ein Genuss zu dem differenziert gestaltenden Orchester. Danach wollten Beifall und Bravos gar nicht aufhören – doch eine Zugabe passte da nicht drauf. (Renate Freyeisen)                

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