Kultur

Porträtköpfe sind für Eisch Kunstwerke, mit denen er prinzipielle Existenzfragen stellt. (Foto: Tutsek-Stiftung)

28.03.2014

„Gold macht einsam“

Glaskunst von Eisch in der Münchner Tutsek-Stiftung

Master/Meister heißt die neue Reihe der Münchner Alexander-Tutsek-Stiftung. Deren Sammlungs- und Ausstellungsthema ist „Glas und Fotografie im Blick der Kunst“. Wen sonst als den Frauenauer Glaskünstler Erwin Eisch hätte man als Flaggschiff dieser frischen Initiative wählen sollen? Eisch ist Mit-Erfinder und Initiator der Studioglasbewegung in Deutschland.
Heute steht er mit fast 87 Jahren zwar nicht mehr am Glasofen, verfolgt aber noch interessiert und mitgestaltend, alles was Glaskunst ist. Lebhaft vor Augen sind die Erinnerungen an seine revolutionär-innovativen Zeiten, als er Mitbegründer und kurzzeitiges Mitglied der Münchner Künstlergruppe SPUR war. Als kürzlich im Neumarkter Lothar-Fischer-Museum die Ausstellung Heimrad Prem und Lothar Fischer eröffnet wurde: Erwin Eisch war selbstverständlich dabei.
Jetzt zeigt die Tutsek-Stiftung in dem schönen Jugendstilgebäude an der Münchner Karl-Theodor-Straße in Schwabing, das einst für den Bildhauer Georg Albertshofer gebaut wurde, eine umfangreiche Eisch-Retrospektive. Sie kommt zu rechten Zeit: Glaskunst steht nicht gerade im Fokus der aktuellen Kunstdiskussion. Das war vor 50 Jahren anders, als Eisch den Rohstoff vom Image profaner Gläser befreite und aus der Nippes-Ecke holte. Er zeigte allen, dass Glas genauso wie eine Leinwandals normales Trägermaterial sein und mit anderen Kunstformen konkurrieren kann. Auch heute haben seine Buddha-Köpfe, die den Mittelpunkt der Münchner Ausstellung und der Tutsek-Ankaufsinitiative stehen, nichts von ihrer provokanten Frische verloren. Oder seine Porträtköpfe, die weniger Abbilder von Berühmtheiten sein wollen, sondern mit denen er die zentralen Fragen der Existenz stellt: „Where are you?“ oder „Where are you going?“ Die geben auch den Titel der Ausstellung ab und zeigen an Eischs Vorbildern Picasso oder dem Corning-Mitbegründer Buechner, aber auch an Allerweltsmenschen, was Eisch zeitlebens beschäftigt hat: hineinzublicken in die Köpfe der Menschen, Vorstellungen und Gedanken mit malerischen und gravierten skripturalen Elementen auf diesen Büsten zu erforschen. Dass die oft mit leuchtendem Email oder Blattgold aufgehübscht sind, soll sie nicht kostbarer machen, sondern sagen: „Gold macht einsam.“
Mutter aller Dinge
In Gold gefasst aber ganz altmodisch sein Sinnspruch: „Dialog ist die Mutter aller Dinge.“ Das mag Eisch auch bewogen haben, in den revolutionären Jahren Anfang der Sechzigerjahre nach seinem Austritt aus der SPUR mit „RADAMA“ eine eigene Künstlergruppe zu gründen und über München hinaus die ganze Republik mit solchen Eulenspiegeleien wie der Gedächtnisausstellung an einen erfundenen Maler (Bolus Krim) in der Galerie Malura zu foppen: bis hin zur Todesanzeige und zu Sterbebildchen eine Persiflage des herkömmlichen Kunstbetriebs. Diesem Eisch-Streich widmet die Tutsek-Ausstellung einen eigenen Raum, der viel Spaß beim Schmökern in alten Zeitungsartikeln verspricht („Jokus mit Bolus“). (Uwe Mitsching) (Bis 23. Mai. Aleksander Tutsek-Stiftung, Karl-Theodor-Straße 27, 80803 München. Di./Mi. 10 – 14 Uhr, Do./Fr. 14 – 18 Uhr. www.atutsek-stiftung.de)

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