Kultur

Die Preisträger des von Helmut Pauli organisierten Vokal genial-Wettbewerbs Catalina Bertucci, Abigail Mitchel und Ilya Silchukov. (Foto: KGM)

30.08.2013

Honoriger Adelsclub

Der Mäzenatenverein „Münchner Konzertgesellschaft“ investiert seit 27 Jahren in junge Musiktalente aus Bayern

Charly and the Jivemates, das klingt nicht gerade nach Hohenzollern-Prinz und Hofkapelle. Oder, dass der Fürst von Schaumburg-Lippe zur Rythm- and Jazzshow in die Tasten greift. Aber unter dem Titel Prinzenrolle für die Ohren war der Auftritt von Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern 2011 im Münchner Prinzregententheater ein wichtiges Push-up für die Konzertgesellschaft München e. V. Die war damals schon 25 Jahre alt und hatte hundert junge Musiktalente mit Preisgeldern unterstützt. Das allerdings, so betont Vizepräsident Helmut Pauli im Gespräch im Tambosi am Münchner Hofgarten, ist nicht das einzige Anliegen dieses Mäzenatenvereins.

Fünf Millionen in 25 Jahren

Pauli war zusammen mit Johann Georg von Hohenzollern und dem Dirigenten Enoch zu Guttenberg Gründungsmitglied und erinnert sich an das Vorbild für eine Konzertgesellschaft, das man in Buenos Aires vorgeführt bekam. Da war Guttenberg mit seiner Chorgemeinschaft auf Südamerika-Tournee, und die drei Herren stellten fest, „dass Kulturschaffen in dieser Region letztlich nur durch Privatinitiative ermöglicht wird“. Was zuhause in München nicht nötig war, die Top-Orchester in die Konzertsäle zu lotsen: „Die geben sich hier sowieso die Klinke in die Hand.“ Aber wofür auch hierzulande immer Geld und Initiative gebraucht wird, ist die musikalische Nachwuchsförderung, die Förderung der Originaltonbewegung, die Ausrichtung von Wettbewerben. Darüber hinaus zählt das „Leitbild der Konzertgesellschaft“ als Vereinsziele noch die Förderung der Münchner Bach-Tradition auf, die Stiftung hochwertiger Instrumente, die Förderung großer Kulturprojekte und die des internationalen Künstleraustauschs. Die Schnittstelle, wo man bei der Nachwuchsförderung besonders tätig wird, ist, so Pauli, der Übergang von der Ausbildung zum Konzertpodium. Das eine wird vom Staat an den Musikhochschulen finanziert – aber dann ist Schluss: „Genau da engagieren wir uns“, so Pauli. Und für die anderen Vereinsziele hat man in den 25 Jahren zwischen vier und fünf Millionen Euro eingesammelt und ausgegeben.

Hohenzollern, Schaumburg-Lippe, von und zu Guttenberg – ein Adelsclub will die honorige Konzertgesellschaft trotzdem nicht sein: Auch Bürgerliche können bei einem Mindestjahresbeitrag von 200 Euro beitreten, man hat inzwischen 350 Mitglieder. Besonders ist persönliches Engagement gefragt. Das kann besonders ein Mann wie Helmut Pauli für die Vereinsziele einbringen: „leidenschaftlicher Kulturmacher, Konzertveranstalter, Kulturförderer für alles, was mit Klassik zu tun hat“, umschreibt er selbst sein Profil und Potential für dieses Netzwerk. Das hat zwar seinen Sitz in München, fördert aber durchaus Menschen und Projekte in ganz Bayern. Pauli weiß, wie man die Vereinsziele umsetzt, sieht, wo Musikförderung nötig ist oder schon volle Töpfe zur Verfügung stehen. Besonders setzt er sich für die Künstlerberatung ein: Da bekommen junge Musiker, Sänger von der Konzertgesellschaft Hilfe für ihre Bewerbungen oder Auditions, für den Aufbau einer Homepage, die Gestaltung ihrer Unterlagen – alles Dinge, die man an der Musikhochschule nicht lernt. Das will der Verein auch in Zukunft verstärken: dem Musiknachwuchs nicht nur Stolpersteine aus dem Weg räumen, sondern Künstler über Jahre hin begleiten.

In diese Aufgaben kann sich besonders der künstlerische Beirat einbringen: meist Musiker mit einem Sack voller Erfahrungen und Verbindungen wie Christoph Poppen, Thomas Quasthoff oder Peter Schreier. Nicht weniger prominent ist die Jury besetzt, die jetzt den Sieger beim Internationalen Gesangswettbewerb Vokal genial in Zusammenarbeit mit dem Münchner Rundfunkorchester finden soll. Alternierend mit dem August-Everding-Musikwettbewerb für Instrumentalisten steht dieser Sängerwettstreit alle zwei Jahre auf der Agenda der Konzertgesellschaft: mit Brigitte Fassbaender als neuer Vorsitzender, mit solchen Mitgliedern wie der Sopranistin Elisabeth Kulman, die bekanntlich schon mal den Mund aufmacht, wenn es um die Arbeitsbedingungen von Sängern geht, oder dem Tenor Roberto Saccà von den Salzburger Meistersingern.

Es sei lange in der Gesellschaft diskutiert worden, so Pauli, warum es bis dahin keinen Gesangswettbewerb außer den der ARD in München gebe. Vor sechs Jahren sind dann die Würfel gefallen, und „er steht München gut zu Gesicht“. 16 000 Euro stehen an Preisgeldern zur Verfügung, beim letzten Mal 2011 hatte man 25 Bewerber, 15 kamen weiter, vier dann ins Finale. Gewidmet ist der Wettbewerb dem verstorbenen Leiter des Münchner Rundfunkorchesters, Marcello Viotti. Schwerpunkt ist die Opernmusik des 18. und 19. Jahrhunderts, die Begleitung sichert das Münchner Rundfunkorchester: Nächstes Mal wieder mit dem Semifinale am 17. und dem Finale am 19. Oktober in Studio 1 des Bayerischen Rundfunks, Anmeldungen sind bis 6. September möglich.
Sich mit Helmut Pauli zu unterhalten, ist wie das ganze Münchner Musikleben aufzublättern: Die Konzertgesellschaft fördert auch die Odeon-Konzerte in der Allerheiligenhofkirche mit ihrem Schwerpunkt „Verfemte Musik“ aus der Nazizeit, man möchte gerne noch mehr die historische Aufführungspraxis und Dirigenten wie Herreweghe, Koopman oder Hengelbrock in München etablieren. Und ganz besonders die extrem hohen Nebenkosten für Konzerte wie Werbung oder Saalmieten, „die schon fast eine Kulturverhinderung sind“ reduzieren. „Und das private Engagement noch mehr als einen wichtigen Standortfaktor etablieren!“ (Uwe Mitsching)

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