Kultur

Zeus bei den Griechen – Jupiter bei den Römern. (Foto: BSV)

12.09.2014

Göttlicher Beistand

In Aschaffenburg erfährt man, wofür die antiken Unsterblichen zuständig waren

Die königlich-bayerische Zeit hat auch im ehemaligen Kur-Mainzer Besitztum Aschaffenburg herausragende Spuren hinterlassen. Am prominentesten ist wohl das hoch über dem Main malerisch gelegene Pompejanum. König Ludwig I. ließ es von seinem Architekten Friedrich von Gärtner im Stil eines römischen Wohnhauses errichten. Diese Nachbildung sollte den Kunstliebhabern einen Eindruck der Antike hinterlassen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde es bombardiert, inzwischen ist es restauriert – und lockt nach wie vor staunende Besucher durch sein heiteres Ambiente und die harmonische Ästhetik einer vergangenen Epoche an. Das vielleicht auch deswegen, weil es im ersten Stock immer wieder Sonderausstellungen der Staatlichen Antikensammlungen München beherbergt – zur Zeit geht es um Die Unsterblichen – Götter Griechenlands.
Wer diese kleine Schau mit den Plastiken, Münzen, Reliefs und antiken Vasen aufmerksam durchstreift, ist auch gleich über die römischen Götter bestens informiert: Die haben nur andere Namen, aber die gleichen Aufgabenfelder.
Ein Unterschied zu unserer christlichen Gottesvorstellung fällt sofort auf: Der Götterhimmel der Antike ist verwirrend vielfältig und von zutiefst menschlichen Zügen geprägt. Verehrt wurden die Götter eigentlich überall; man versicherte sich ihrer Huld und ihres Beistands durch Weihe- und Votivgaben, auch durch Sachspenden wie Fleisch, oder bildete mit der Bitte um Genesung menschliche Körperteile wie einen Fuß ab. Kleine Bronzestatuetten der zuständigen Götter oder billige Weihegegenstände waren offenbar weit verbreitet, wie die Exponate in den Vitrinen zeigen. Auf einem rotfigurigen Ölgefäß oder auf einem attischen Krater sind Opferungen anschaulich dargestellt.
Überhaupt erfahren wir am meisten über solche Weihehandlungen, auch der Götter untereinander, durch die Darstellungen auf bemalten Gefäßen. Dass darauf Dionysos, der Gott des Weins, am häufigsten abgebildet wurde, erklärt sich aus der Funktion solcher großen Krüge; in ihnen wurde Wein aufbewahrt, gereicht oder gemischt. Besonders prächtig sind zwei große Amphoren: die eine mit dem Hauptgott Zeus darauf, die andere mit dem ihm opfernden Dionysos.
Für jeden Fall hatten die Menschen der Antike einen zuständigen Gott, und das Verhältnis zwischen den Irdischen und den Himmlischen funktionierte nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit „Do ut des“: Der jeweilige Gott musste sich für die menschliche Gabe erkenntlich zeigen. So verehrten Griechen wie Römer einen Wald-, Hirten-, Fluss- und Fruchtbarkeitsgott, flehten um Heilung für ihre Kinder oder sich selbst. Deutlich wird dies an einem Weiherelief aus Stein, wo eine ganze Familie unter einem Baum dem Medizingott Asklepios und Hygieia, der Göttin der Gesundheit opfert. Beliebt waren Abbildungen des Meeresgottes Poseidon, wohl als Dank oder Bitte für eine gute Seefahrt, oder der Göttin der Morgenröte mit ihren geflügelten Pferden als Symbol eines glücklichen Tages. Zu den olympischen, also den höchsten Göttern, zählten Apollon, der ewig junge Schöne, Gott der Künste, oft als Musenführer dargestellt; Artemis, die Göttin der Jagd, oft mit Hirschkalb unter dem Arm, sehr bewegt auf einem rotfigurigen Salbgefäß abgebildet; Hermes, der schnelle Götterbote und Beschützer der Kaufleute. Athene galt als Göttin der Weisheit, sie ist verkörpert durch die Eule; sie war auch zuständig für Krieg und Handwerk.
Die Geburt der Aphrodite, Göttin der Schönheit, aus einer Muschel steigend, ist als Motiv bekannt – hier gezeigt an einer Terrakottafigur. Es konnte auch nicht schaden, wenn man sich der Huld des Feuergottes Hephaistos, des Patrons der Schmiede, versicherte.
Für die Unterwelt waren Hades und Persephone zuständig. Oberste Gottheit aber war Zeus, häufig in der Pose eines Herrschers oder thronend wie ein weltlicher König, eindrucksvoll selbst auf kleinen Statuetten; berühmt war er für seine männliche Zeugungskraft; vielleicht deshalb blickt seine Gattin Hera recht kritisch.
(Renate Freyeisen) Bis 12. Oktober. Pompejanum, Pompejanumstraße 5, 63739 Aschaffenburg. Di. bis So. 9 – 18 Uhr. Abbildung (Foto: BSV) Artemis, die auf diesem Krug abgebildet ist, hießt bei den Nachbarn Diana.

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