Kultur

Sprachlicher Schauer: Der Anrufer wartet wohl schon lange. Karikatur von Peter Zimmer. (Foto: Katalog)

11.04.2014

In South und Browse

Das Bamberger Klinikum zeigt eine Karikaturenausstellung zu Anglizismen

In schöner Regelmäßigkeit widmet sich ein städtisches Krankenhaus, das den fast kuriosen Namen „Sozialstiftung Bamberg“ trägt, einem denkbar fachfremden Gebiet: Es veranstaltet in seinem Foyer thematisch orientierte Karikaturenausstellungen. Da wurde schon einmal der Klerus samt Ökumene auf die Schippe genommen, das heikle Problemfeld Migration kritisch beleuchtet und selbst dem ernsten Themenkomplex Sterben, Tod und Trauer Humorvolles abgewonnen. Zu danken ist das zuvörderst einem Medizinprofessor mit einem Fachgebiet, das in diesem Zusammenhang doch aufhorchen lässt: Pathologie. Gerhardt Seitz, der beruflich normalerweise mit dem Leitspruch „Bei mir liegen Sie richtig“ aufwartet, hat immer wieder fachlich ausgewiesene Mitstreiter gewinnen können, um seinem Hobby quasi vor der Stationstür frönen zu können. Das sind in diesem Falle der Ideengeber Armin Geus aus Marburg und Walter Krämer vom „Verein Deutsche Sprache“. Die neueste Ausstellung nimmt sich unter dem Motto Gezielte Streifschüsse eines ewig-aktuellen Themas an, der so typisch deutschen Anbiederung an modische Fremdsprachen. Das war früher einmal das Französische, während es heute von ebenso wichtigtuerischen wie überflüssigen Anglizismen in Goethes Sprache wimmelt. Michael Rumpf hat dazu im Ausstellungskatalog einen profunden Beitrag geschrieben, der freilich das „Denglisch“ nicht einseitig verdammt, sondern dem innovativen Sprachwandel durchaus sein Recht gibt. Neben der Abbildung aller Karikaturen bietet der Katalog eine lesenswerte Abhandlung zum Wesen der Karikatur.
Das Problem mancher Denglisch-Lächerlichkeiten ist ihre kurze Verfallszeit. Kam das unsägliche „Thank you for travelling with Deutsche Bahn“ noch vor kurzem in jeder Comedy-Sendung vor, so ist jetzt der Witz längst weg. „All you can eat“ und all den diversen Wendungen mit „to go“ geht es nicht anders. Wenn aber die Ausstellung mit einer halb vermoderten Leiche endet, die im Sessel sitzend noch das Handy ans tote Ohr drückt und aus diesem ein endloses „Please hold the line“ tönt, dann ist das ein schöner sprachlicher Schauer.

Rascher Verfall

Es liegt wohl an der raschen Verfallsgeschwindigkeit, dass diesmal die Karikaturenauswahl nicht jenes gewohnt hohe Niveau erreicht, das bislang regelmäßig für einen hohen Schmunzelfaktor bürgte. Es sind nämlich einige platt wirkende Beiträge dabei, zum Glück aber auch ausreichend erheiternde. Nehmen wir nur den Mönch, der unter www.klosterleben.de ein „Soul-Management Weekend Special inkl. Schweige-Flatrate“ anpreist oder die Chips-fressenden Couch-Lümmel, die sich fragen, was die CDU wohl mit „Lightkultur“ meinen könnte. Hintersinn hat es auch, wenn das „Cafe to go“-Schild noch mit dem Hinweis „Jetzt auch zum mitnehmen“ ergänzt wird, die Oma das Bekenntnis ihrer Enkel, sie schauten „Sex and Crime“, mit einem begeisterten „Sie lernen Englisch“ kommentiert oder das Outlet Center eine Kundin zum hysterischen Schrei „Ja,ja, lass es raus!“ veranlasst. (Martin Köhl) Bis 4. Mai. Foyer des Krankenhauses, Buger Straße 80, 96049 Bamberg. www.sozialstiftung-bamberg.de

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