Kultur

Ein 19-jähriger GI, der später Weltkarriere machte - allerdings nicht beim Militär: Johnny Cash in Penzberg. (Foto: Stadtmuseum Landsberg)

06.10.2015

Johnny Cash in Landsberg

Eine Ausstellung in Landsberg über den Countrystar und die US-Soldaten in der Lechstadt

 „Don’t Take Your Guns To Town“ – Nimm Deine Schusswaffen nicht mit in die Stadt! So wurden die amerikanischen Soldaten ermahnt, die in den 1950er Jahren auf dem Fliegerhorst Penzing stationiert waren, wenn sie Ausgang in die Stadt Landsberg bekamen. Einer von ihnen war Johnny Cash (1932 bis 2003): Nach seiner Rückkehr in die USA 1954 wurde er Sänger und Musiker - der wohl berühmteste Countrysänger der Welt.

Erinnerung an Fliegerhorst

Um ihn und die Amerikaner in der Lechstadt geht es nun in einer Ausstellung im Stadtmuseum Landsberg (10. Oktober bis 31. Januar). Sie trägt ebenfalls den Titel Don't Take Your Guns To Town" - wie übrigens auch ein Hit hieß, den Johnny Cash 1958 veröffentlichte, der aber starke Beziehung zu Penzberg hat: In der Ballade geht es um einen jungen Mann namens Billy Joe, dessen Name eine Anspielung auf den Kameraden Billy Joe Carnahan ist, mit dem Cash auf dem Fliegerhorst musizierte. Als er 1951 nach Penzberg kam, war der 19-jährige Cash freilich noch ein Nobody. Drei Jahre war er der Abhörspezialist der 12. Mobilen Funkschwadron (12th radio squadron mobile) auf der Landsberg Air Base. Im Morsen soll überragend gewesen sein. Es ging vor allem um Morsesignale des sowjetischen Funkverkehrs. Cash soll im März 1953 als erster Mensch des Westens die Nachricht von Stalins Tod aus dem Äther gefischt haben.

Tägliche Liebesbriefe

Johnny Cash vertrieb sich seine Freizeit mit Gitarrespielen - seine erste Gitarre kaufte er in einem Musikhaus in Landsberg. Auf dem Truppenstützpunkt gründete der auch gleich seine erste Band, die „Landsberg Barbarians“. Zu seinem täglichen Zeitvertreib gehörte indes auch das Briefeschreiben - seiner Verlobten schickte er fast täglich einen Liebesbrief. Telefonieren durfte ein Mannschaftsdienstgrad damals nämlich nur einmal im Jahr. Da erging es Cash in Landsberg nicht anders als den zahlreichen andere amerikanische Soldaten, die in Westdeutschland meist für drei Jahre ihren Dienst taten. Seit 1945 haben 22 Millionen US-Angehörige der Streitkräfte, Angestellte und ihre Familien in Deutschland gelebt, weshalb man auch davon spricht, dass die US-Militärpräsenz in Deutschland zu den „größten Kulturaustauschprogrammen“ in der Weltgeschichte gehört.

Die GIs imitieren

Neben der Politik der Demokratisierung „von oben“ wurde Westdeutschland in den 1950er Jahren zunehmend zum Aufnahmeland einer demokratischen Populärkultur „von unten“. Diese populärkulturellen Einflüsse wurden in erster Linie durch die Soldaten persönlich transportiert: Das als lässig und besonders männlich empfundene Auftreten der in Deutschland stationierten GIs fand ebenso seine Nachahmer wie neue Frisuren, Kleidung und Musik, die  ab den 1950er Jahren aus den USA nach Europa herüberschwappten.  Das Stadtmuseum Landsberg thematisiert die amerikanische Truppenpräsenz und Johnny Cashs Stationierungszeit von 1951-54  in Landsberg anhand von Exponaten, Zeitzeugeninterviews von US-Veteranen und Landsberger Bürgern sowie bislang unveröffentlichter Fotografien Johnny Cashs aus Privatbesitz. Begleitend erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Philipp Gassert, Stefan Paulus, Tobias Brenner, Edith Raim, Willi Winkler und Judith Schnaubelt im Volk Verlag. (BSZ) 10. Oktober bis 31. Januar. Stadtmuseum, Von-Helfenstein-Gasse 426, 86899 Landsberg. Di. bis Fr. 14 - 17 Uhr, Sa./So. / Fei. 11 - 17 Uhr.

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